Sparkassen:Angst vor der Panik

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Warum die deutschen Sparkassen so sehr betonen, dass es sich bei Washington Mutual nicht um eine Sparkasse handelt.

Marco Völklein

Ein Schild im Schaufenster einer Washington-Mutual-Filiale in Seattle lädt die Kunden ein: "Sit, bank and relax" - setzen, Bankgeschäfte erledigen und entspannen. Doch die Kunden der zusammengebrochenen US-Bank werden am Freitag wohl kaum entspannt gewesen sein. Das gilt auch für die Mitarbeiter des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Die hatten gut zu tun: Es habe viele Anrufe von Kunden gegeben, die sich Sorgen um ihre Einlagen machten, sagte ein Sprecher. In den Nachrichten hatte es zuvor geheißen, mit Washington Mutual sei "die größte Sparkasse in den USA" zusammengebrochen.

Sparkasse oder nicht Sparkasse? Das ist hier die Frage. (Foto: Foto: AP)

Der Verband betonte umgehend, dass es sich bei dem Institut nicht um eine Sparkasse im deutschen Sinne handelt: "Rechtsform und Geschäftsmodell unterscheiden sich deutlich." Vielmehr handele es sich um einen "Übersetzungsfehler". Ein Fehler, dessen Ursache in der Geschichte der Bank liegt. Washington Mutual begann 1889 als eine "Savings & Loan Association" (abgekürzt S&L) - also als ein kleines Geldhaus für kleine Leute, die ihr Erspartes dort deponierten.

Im Gegenzug vergaben die S&L aus diesen Einlagen Kredite, vorzugsweise für den Hauskauf. Die meisten S&L entstanden als "Mutuals", als Genossenschaften, sind daher von ihrer Grundidee eher mit Volks- und Raiffeisenbanken zu vergleichen.

"Die Einlagen sind sicher"

Bei Washington Mutual stimmt dies aber auch nicht mehr: Die Bank wuchs zuletzt stark durch Zukäufe und zählt derzeit 43.000 Mitarbeiter. Sie ist seit 1983 an der Börse notiert, größter Einzelaktionär ist der Finanzinvestor TPG. "Mit einer deutschen Sparkasse ist das nicht zu vergleichen", sagt Udo Steffens, Präsident der Hochschule Frankfurt School of Finance.

Zum Zusammenbruch führte nun, dass Washington Mutual zu viele Kredite an Leute vergeben hatte, die das Geld nicht mehr zurückzahlen können. Das haben deutsche Sparkassen nicht gemacht. DSGV-Chef Heinrich Haasis erklärte: "Kein Anleger muss sich Sorgen um Einlagen bei seiner Sparkasse machen. Diese sind sicher."

Fonds springen im Notfall ein

Deutsche Sparkassen sind in der Regel in öffentlichem Eigentum, hinter ihnen stehen die jeweiligen Städte und Gemeinden, auf deren Gebiet die Tätigkeit der Sparkasse beschränkt ist. Die Institute sind in elf regionalen Stützungsfonds zusammengeschlossen. Sollte eine Sparkasse ins Schlingern geraten, so der Plan, würde der jeweilige Fonds ihr unter die Arme greifen.

Reichen die Mittel des regionalen Fonds nicht aus, stehen die anderen Regionalfonds bereit, so der DSGV. Als zusätzliche Reserve gebe es außerdem noch einen Sicherungsfonds der Landesbanken und Girozentralen. Ihren Kunden erklären dies die Sparkassen auch in einer kleinen Broschüre. "Die wurde gerade erst überarbeitet", heißt es beim DSGV. In Krisenzeiten hat man dort wirklich viel zu tun.

© SZ vom 27.09.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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