Sichere Anlagen:Schatzbriefe schlagen deutsche Rentenfonds

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Im langfristigen Vergleich schneiden die Papiere des Bundes besser ab als die gemanagten Produkte - besonders wegen der Vorteile bei den Kosten.

Thomas Öchsner

Wenn es ums Geld geht, bevorzugen die Deutschen vor allem eines: Sicherheit.

Rentenfonds, die das Geld der Anleger überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere stecken, gehören deshalb zu den beliebtesten Anlageformen.

Allein das Vermögen der klassischen Rentenfonds, die nicht in Papiere fremder Währungen, sondern in Euro-Anleihen investieren, summiert sich derzeit auf etwa 63,5 Milliarden Euro.

Weit weniger verbreitet sind Bundesschatzbriefe, in die gerade einmal 10,3 Milliarden Euro geflossen sind.

Doch gerade diese Papiere bringen langfristig orientierten Sparern in der Regel einen höheren Ertrag. Das zeigt eine neue Untersuchung, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Wenig schmeichelhaft

Wie gut arbeiten Fondsmanager wirklich? Die Antwort, die eine Studie des Informationsdienstes für Bundeswertpapiere (IBW) in Düsseldorf gibt, ist wenig schmeichelhaft: Anleger, die über den Kauf von Schatzbriefen dem Bund, also dem Staat, Geld leihen und dafür schrittweise steigende Zinsen bekommen, schneiden mit den Schätzchen besser ab als mit fast allen Euro-Rentenfonds.

In der Studie wird angenommen, dass ein Anleger jeden Monat 50 Euro in Euro-Rentenfonds investiert. Gleichzeitig steckt er das Geld in den jeweils aktuellen Schatzbrief des Typs B, der derzeit eine Rendite von 4,0 Prozent bringt und eine Laufzeit von sieben Jahren hat. Bei dieser Variante werden die Zinsen angesammelt, bei Fälligkeit wird das gesparte Kapital plus Zins und Zinseszins auf einen Schlag ausgezahlt.

Das Ergebnis der Untersuchung: In den drei ausgewählten Anlagezeiträumen von 10, 20 und 30 Jahren haben sich die Schatzbriefe zu fast allen Stichtagen besser entwickelt als der Durchschnitt der Rentenfonds.

Ein Beispiel: Im neuen 30-Jahres-Test beginnt der Sparer im Juli 1977, die 50 Euro regelmäßig auf die hohe Kante zu legen. Nach 30 Jahren fleißigen Sparens wird am 30. Juni 2007 ausgezahlt.

Immerhin 1832 Euro

Aus den investierten 18.000 Euro (360 Monate x 50 Euro) wurden mit den Schatzbriefen 48.751 Euro. Die Euro-Rentenfonds brachten dagegen im Durchschnitt nur 46.919 Euro. Das sind immerhin 1832 Euro weniger.

Dabei handelt es sich nicht um ein Zufallsergebnis: Der IBW verglich Fonds und Schatzbriefe bereits 15 Mal zu verschiedenen Stichtagen und jeweils für den Zeitraum von 10, 20 und 30 Jahren. Und in fast allen Testläufen hatten die Schätzchen die Nase vorn.

So verzeichneten die Schatzbriefe im Schnitt aller fünfzehn 30-Jahres-Vergleiche ein Plus von 623 Euro. Im 30-Jahres-Test gewann das Bundeswertpapier zwölf von 15 Mal. Das aktuelle Plus von 1832 Euro ist dabei ein Rekordvorsprung.

Nur zwei Fonds schnitten zum 30. Juni 2007 im 30-Jahres-Durchlauf besser als die Schatzbriefe ab:

Der Gerling Rendite Fonds auf Platz eins und der BW Renta-Universal-Fonds, die es auf eine Gesamtauszahlung von 51.530 und 49.392 Euro brachten.

"Armutszeugnis für die Fondsbranche"

Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen, spricht deshalb von "einem Armutszeugnis für die Fondsbranche". Er sieht das Hauptproblem der Rentenfonds in der Kostenbelastung, die es den Fondsmanagern schwer mache, "einen Mehrertrag für die Kunden zu erwirtschaften".

So zahlen Anleger beim Erwerb von Rentenfonds-Anteilen im Durchschnitt eine Kaufgebühr von zwei Prozent. Diesen sogenannten Ausgabeaufschlag erhält in der Regel der Vertrieb, also Banken oder andere Fondsvermittler.

Hinzu kommen jährlich anfallende Managementgebühren von meist einem halben Prozent. Beides zusammen drückt auf die Rendite der Fonds. Anders bei Bundesschatzbriefen: Sie sind bei allen Geldinstituten und der Deutschen Finanzagentur kostenlos erhältlich. Wer seine Schätzchen bei der Finanzagentur verwahren lässt, zahlt auch keine Depotgebühren.

"Sogar noch fragwürdiger"

Wären diese bei dem Vergleich berücksichtigt worden, würde das Ergebnis für die Fonds noch schlechter ausfallen. "In Zukunft werden solche Rentenfonds sogar noch fragwürdiger, weil von 2009 an auf erwirtschaftete Kursgewinne die Abgeltungsteuer fällig ist", sagt Gottschalk.

Trotz dieser Vorteile für die Schatzbriefe rät der Experte, sich deren Kauf genau zu überlegen - auch aus steuerlichen Gründen. Es gibt zwei Arten der Schätzchen: Typ A mit einer Laufzeit von sechs Jahren sowie jährlicher Zinsauszahlung (Rendite derzeit 3,95 Prozent) und den für die Vergleichsstudie maßgeblichen Typ B mit sieben Jahren Laufzeit und Zinsansammlung.

Möglicher Nachteil: Anleger mit geringen Kapitaleinkünften, die ihren steuerfreien Sparerfreibetrag von 801 (Verheiratete 1602) Euro noch nicht ausgeschöpft haben und eine größere Summe einmalig investieren, laufen Gefahr, durch die Zinsauszahlung auf einen Schlag ihren Freibetrag zu überschreiten, falls sie die Papiere nicht vorzeitig zurückgeben. "Für solche Anleger sind Papiere mit jährlicher Auszahlung besser geeignet", sagt Experte Gottschalk.

Zinseinkünfte verlagern

Ganz anders sieht es bei Sparern aus, die mit ihren Kapitaleinkünften über dem Sparerfreibetrag liegen und einen persönlichen Steuersatz von mehr als 25 Prozent haben:

Sie können durch den Kauf von Typ B Zinseinkünfte auf die Zeit nach 2008 verlagern und von der von 2009 an geltenden Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent profitieren: Denn wer jetzt kauft, bekommt sein Geld plus Zinsen erst 2014 zurück - und zahlt nur 25 Prozent Steuer, selbst mit einem Spitzensteuersatz von 42 Prozent.

Gottschalk merkt allerdings an, dass die Schätzchen nach der jüngsten Zinssenkung des Bundes mit Renditen von maximal vier Prozent an Attraktivität verloren hätten.

Renditen vergleichen

Schon Fest- und Tagesgeldanlagen brächten heute teilweise deutlich mehr als vier Prozent. Bankkunden sollten nach Ansicht des Finanzexperten deshalb auf jeden Fall die aktuellen Renditen der Schatzbriefe mit denen anderer ähnlicher Produkte vergleichen.

Denn auch Banken bieten Stufenzinsanleihen an, bei denen der Zinssatz schrittweise steigt - die Konditionen sind aber teilweise deutlich besser als bei den Schatzbriefen.

Mit Bundesschatzbriefen haben Anleger einen verlässlichen Renditebringer im Depot.

© SZ vom 08.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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