Shell-Deutschland-Chef im Interview:"Spekulieren ist nicht unser Geschäft"

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Shell-Deutschland-Chef Kurt Döhmel über steigende Benzin- und Dieselpreise und die Energiequellen der Zukunft.

Silvia Liebrich

Der hohe Ölpreis hat dem Mineralölkonzern Shell trotz sinkender Förderzahlen einen Rekordgewinn gebracht. Der britisch-niederländische Konzern verdiente 2007 umgerechnet 18,5 Milliarden Euro, das sind 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotzdem sind die Aussichten für Shell und andere Ölkonzerne getrübt. Für die Erschließung neuer Ölvorkommen und die Entwicklung von alternativen Energiequellen wie Biosprit oder Wasserstoff seien große Investitionen notwendig, sagt Shell-Deutschland-Chef Kurt Döhmel. Die steigenden Förderkosten bei Rohöl werden sich nach seinen Angaben auch auf die Benzin- und Dieselpreise auswirken.

Benzinpreise: Laut Shell-Deutschland-Chef Döhmel bleiben die Spritpreise auch in diesem Jahr auf hohem Niveau. (Foto: Foto:)

SZ: Herr Döhmel, die Erdölvorräte werden zusehends knapper. Energiekonzerne sind auf der Suche nach Alternativen. Was ist für Sie der Treibstoff der Zukunft?

Döhmel: Der weltweite Energiebedarf wird bis 2030 voraussichtlich um 50 Prozent steigen. Gleichzeitig wird die Versorgung mit Öl und Gas schwieriger. Wir suchen nach Wegen, um auch künftig eine sichere, bezahlbare und gleichzeitig nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen. Mit Blick auf die Kraftstoffe konzentriert sich Shell daher vor allem auf drei Optionen. Erstens: Gas to Liquids - also synthetischer Kraftstoff aus Erdgas. Zweitens sind das Biokraftstoffe aus Biomasse mit CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen. Und drittens ist das die Wasserstofftechnologie.

SZ: Viele der noch nicht erschlossenen Rohöl-Lagerstätten liegen in weit abgelegenen Gebieten oder in der Tiefsee. Wie wirkt sich das auf die Förderkosten und den Ölpreis aus?

Döhmel: Zunächst ist festzuhalten, dass grundsätzlich für die kommenden Jahrzehnte ausreichende Energieressourcen vorhanden sind. So reichen die nachgewiesenen Reserven laut Internationaler Energieagentur IEA bei Erdöl für 42 Jahre, bei Erdgas für 64 Jahre und bei Kohle für 155 Jahre. Die Erschließung neuer Reserven erfordert jedoch große technologische Anstrengungen und hohe Investitionen, um mit dem wachsenden Verbrauch Schritt zu halten. Deshalb reinvestiert Shell den Großteil seiner Gewinne in neue Projekte.

SZ: Wie wirkt sich das auf die Benzin- und Dieselpreise aus? Schon im vergangenen Jahr sind beide Sorten erheblich teurer geworden.

Döhmel: Spekulieren ist nicht unser Geschäft. Experten gehen aber davon aus, dass angesichts der steigenden Nachfrage die Kraftstoffpreise auf hohem Niveau bleiben werden. Mit Blick auf den deutschen Markt darf man dabei nicht vergessen, dass etwa zwei Drittel des Endpreises jeweils an den Staat gehen.

SZ: ADAC und Verbraucherschutzverbände werfen den Tankstellen-Konzernen Preistreiberei an der Zapfsäule vor. Wie viel verdient denn Ihr Konzern tatsächlich an einem Liter Benzin oder Diesel?

Döhmel: Shell muss Benzin und Diesel, die wir an Tankstellen anbieten, selbst zu großen Teilen auf dem europäischen Markt in Rotterdam einkaufen. Die Preise für diese Produkte haben sich in der Vergangenheit stark verteuert. Gleichzeitig gehört Deutschland zu den Tankstellen-Märkten mit dem intensivsten Wettbewerb in Europa. So sind den Tankstellen-Partnern nach Angaben unabhängiger Dritter im Jahr 2006 im Durchschnitt pro verkauftem Liter Benzin sechseinhalb Cent brutto verblieben.

© SZ vom 01.02.2008/ckn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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