Schwarmfinanzierung:Geld für die Gießerei

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Crowdfunding wird auch in der Immobilienbranche immer populärer. Im Mai geht eine weitere Plattform für Kleinanleger an den Start.

Von Simone Gröneweg

Das sogenannte Crowdfunding wird auch in der Immobilienbranche immer populärer. Bei der neuen Plattform Mezzany können sich Kleinanleger mit überschaubaren Geldbeträgen an Immobilienprojekten beteiligen. Bislang nutzen besonders soziale Projekte sowie Start-ups diese Finanzierungsform und sammeln über das Internet von vielen Nutzern Geld ein. Diese Schwarmfinanzierung lockt Kleinanleger zum Teil mit Renditechancen, birgt aber auch Risiken, denn ein Totalverlust ist möglich.

Zum Start der Plattform bietet Mezzany Anlegern an, sich an der denkmalgeschützten Glockengießerei Franz Weeren in Berlin-Neukölln als Geldgeber zu beteiligen. Geschäftsführer Jens-Uwe Sauer hat sich dafür mit Jürgen F. Kelber zusammengetan, dem Geschäftsführer von Dr. Lübke & Kelber und Gründer der AK Holding. Anders als die meisten Vorhaben befindet sich das geplante Berliner Immobilienprojekt schon im fortgeschrittenen Status und benötigt keine Anschubfinanzierung. "Die Genehmigungs- und Planungsphase ist bereits abgeschlossen", erklärt Marcus Tröger von der AK Holding. Drei Millionen Euro wollen die Initiatoren für die bevorstehenden Baumaßnahmen einsammeln.

Investoren müssen sich mit mindestens tausend Euro beteiligen

Anleger können sich dazu vom 18. Mai an mit mindestens 1000 Euro beteiligen. Die Zeichnungsfrist dauert vier Wochen. Wer sich beteiligt, gewährt ein Darlehen über eine Inhaberschuldverschreibung - im Gegenzug dafür wird ein fester Zins von 4,5 Prozent pro Jahr zuzüglich einer laufzeitabhängigen Beteiligung am Projektüberschuss geboten. Das Ganze ist auf 2,5 Jahre ausgelegt, denn die neuen Wohnungen sollen so schnell wie möglich verkauft werden. Wird die Anleihe nicht in ihrer vollständigen Höhe gezeichnet, haben die Gesellschafter ihre Absicht erklärt, die Differenzsumme zur Verfügung zu stellen. Die vollständige Projektfinanzierung sei gewährleistet, heißt es.

Mezzany-Geschäftsführer Sauer hat Erfahrung mit dem Thema Crowdfunding, denn er gründete 2011 die Plattform Seedmatch, um für Start-ups Kapital zu beschaffen. Die Plattform hat mittlerweile fast 40 000 registrierte User. Über Seedmatch und eine weitere Plattform wurden knapp 25 Millionen Euro in junge Unternehmen und Projekte investiert, zum Beispiel in die Entwicklung eines Elektro-Hubschraubers. Im Schnitt investierten Anleger etwa 1000 Euro und beteiligten sich an drei Projekten, resümiert Sauer.

Verbraucherschützer Christian Urban von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen betont, dass die Investoren beim Crowdfunding eigenverantwortlich handeln und sich selbst über geplante Projekte und deren Risiken informieren müssen: "Die Anleger stellen den Projekten ihr Geld zur Verfügung und erhalten dafür Zinsen. Mitspracherechte sind üblicherweise nicht vorgesehen. Sicherheiten, etwa in Form eines Grundbucheintrages, gibt es normalerweise nicht." Die Geldgeber sollten sich vor allem bewusst sein, dass in aller Regel ein Totalverlustrisiko bestehe. "Daher sollte nur Geld investiert werden, dessen Verlust man auch tragen kann", betont Urban.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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