Riester-Rente:Der Staat verschenkt Geld

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Die staatlich geförderte Altersvorsorge war als bürokratisches Monstrum gebrandmarkt - doch nun entwickelt sie sich zum Erfolgsmodell.

Thomas Öchsner

Wenn es Geld vom Staat gibt, greifen die Deutschen normalerweise zu. Bei der Riester-Rente war dies lange nicht der Fall. Die staatlich geförderte Altersvorsorge, oft als bürokratisches Monstrum gebrandmarkt, war für die Bundesbürger eine Rätsel-Rente.

Entspannt den Ruhestand genießen: Die Riester-Rente entwickelt sich mehr und mehr zum Erfolgsmodell. (Foto: Foto: ddp)

Doch nun entwickelt sie sich zum Erfolgsmodell - und das zu Recht: Bei keiner anderen Anlage bekommen Sparer vom Staat so viel Geld geschenkt. Das Jahr 2006 scheint deshalb zum Riester-Jahr zu werden.

Viele haben die Riester-Rente jahrelang schlecht geredet

Allein von Januar bis Juni wuchs die Zahl der nach dem früheren Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) benannten Altersvorsorgeverträge um mehr als eine Million auf insgesamt fast 6,5 Millionen Verträge. Dafür gibt es mehrere Gründe: Viele Versicherungsvertreter haben die Riester-Rente jahrelang schlecht geredet - und lieber Kapital-Lebensversicherungen verkauft, weil es für deren Abschluss höhere Provisionen gibt.

Seit dem Wegfall der Steuerfreiheit auf Lebensversicherungen Ende 2004 geht dies aber nicht mehr so leicht - die Verkäufer mussten sich mit der Riester-Rente anfreunden. Zugleich ist die staatlich geförderte Altersvorsorge attraktiver geworden:

Weniger Bürokratie: Der Antrag auf die Zulage wurde vereinfacht. Ist das Papier einmal unterschrieben, gilt es auch für die folgenden Jahre, falls sich bei den persönlichen Verhältnissen des Sparers nichts Wesentliches ändert.

Mehr Flexibilität: Der Kunde kann sich am Ende der Laufzeit 30 Prozent des angesammelten Kapitals auf einen Schlag auszahlen lassen.

Weniger Abzüge: Wer eine Betriebsrente bezieht, muss seit 2004 den vollen und nicht mehr den halben Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung zahlen. Das gilt für Riester-Verträge nicht.

Mehr Zulagen: Bei der Einführung der Riester-Rente 2002 waren die staatlichen Zuschüsse noch gering. Inzwischen sind sie kräftig gestiegen. Wer Anspruch auf die Förderung hat, also vor allem die Rentenversicherungspflichtigen und die Beamten, erhält 2006 eine Grundzulage von 114 Euro jährlich. Pro Kind gibt es 138 Euro extra. Und von 2008 an rückt der Staat sogar 154 Euro plus 185 Euro je Kind heraus.

Riestern lohnt sich für alle

Die Stiftung Warentest und die Verbraucherverbände haben deshalb immer wieder die Riester-Rente empfohlen. "Riestern", so ihre Botschaft, lohnt sich für alle.

Was dabei zusammenkommen kann, zeigt eine einfache Beispielrechnung des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI): Spart ein verheirateter Familienvater mit zwei Kindern 30 Jahre in einen Riester-Fondsvertrag an, kommt er bei einer Wertentwicklung von jährlich 6,0 Prozent immerhin auf ein Endvermögen von 165 000 Euro. Ohne die Zulagen wären es nur knapp drei Viertel davon gewesen.

Auch Spitzenverdiener können profitieren

Bis heute hält sich allerdings das Vorurteil, die staatlich geförderte Altersvorsorge sei nur etwas für Kinderreiche oder Geringverdiener. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Denn Gut- und Spitzenverdiener können vom Steuervorteil bei der Riester-Rente profitieren. Grundsätzlich gilt: Wer die Zulagen komplett erhalten will, muss 2006 drei (2008: vier) Prozent des rentenversicherungspflichtigen Vorjahres-Einkommens minus der jeweiligen Zulagen in einen staatlich geförderten Vorsorgevertrag einzahlen.

Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, die Sparbeiträge als Sonderausgaben in der Steuererklärung geltend zu machen. Die Höchstgrenze liegt dabei 2006 bei 1575 Euro. Von 2008 an steigt der Betrag auf 2100 Euro

Ob die Zulage oder der Steuerabzug mehr bringt, prüft das Finanzamt automatisch bei der Steuererklärung. Übersteigt die Steuerersparnis die Zulage, wird dies bei der Einkommensteuerschuld berücksichtigt. Je nach Höhe des persönlichen Steuersatzes kann ein Riester-Sparer so seine Steuern um mehrere hundert Euro mindern.

Wer "riestern" will, steht jedoch vor einer schwierigen Entscheidung. Der Kunde muss sich für eine der drei Produktgruppen (Rentenversicherungen, Banksparpläne oder Fondssparpläne) entscheiden und unter tausenden von Angeboten das richtige finden. Am besten verkauft wurden bisher die Versicherungspolicen mit knapp 4,8 Millionen Verträgen.

Die Rentenversicherungen sind in der Regel sehr teuer

Edda Castellã, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg, rät bei diesen Produkten aber zur Vorsicht: "Die Rentenversicherungen sind in der Regel sehr teuer und die Kosten undurchsichtig." Es gibt allerdings Ausnahmen: Anbieter wie Asstel oder die Debeka arbeiten mit geringeren Kosten, für die Sparer bleibt deshalb bei ihnen mehr übrig.

Auf der Favoritenliste von Castellã stehen Fonds- und Banksparpläne. Dabei gilt die einfache Faustregel: Wer jünger ist, sollte die Riester-Fonds bevorzugen. Diese investieren in großem Umfang in Aktien. Das erhöht die Chancen auf gute Gewinne.

Begrenztes Risiko

Das Risiko ist aber begrenzt, weil das eingezahlte Kapital garantiert ist und durch die lange Laufzeit vorübergehende Verluste an den Börsen ausgesessen werden können. Die Stiftung Warentest empfiehlt dabei die UniProfiRente der Union Investment (Volks- und Raiffeisenbanken) und die DWS Top Rente (Deutsche Bank).

Banksparpläne kommen dagegen vor allem für Sparer ab 50 Jahren in Frage, die kein Risiko mehr eingehen wollen und große Sicherheit schätzen. Allerdings bieten viele Geldhäuser diese Riester-Produkte gar nicht an.

© SZ vom 28.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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