Rezessionsangst:US-Börsen im freien Fall

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Verluste auf breiter Front: Der Dow Jones ist wegen enttäuschender Unternehmensergebnisse und der Angst vor einer langen Rezession um 5,7 Prozent abgestürzt.

Enttäuschende Quartalszahlen haben die Kurse an der Wall Street am Mittwoch auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren gedrückt. Die Börsen erlitten auf breiter Front schwere Verluste; der weltweit beachtete Dow-Jones-Index stürzte zeitweise unter 8500 Punkte. Er brach um 5,69 Prozent auf 8519,21 Punkte ein.

Bedrücktende Stimmung an der Wall-Street: Der Dow Jones brach fast sechs Prozent ein. (Foto: Foto: AP)

Der S&P-500-Index stürzte um 6,10 Prozent auf 896,78 Punkte. Der NASDAQ-Index fiel um 4,77 Prozent auf 1615,75 Punkte. "Es herrscht die blanke Zukunftsangst", sagte ein Händler. Zuvor hatten Rezessionsängste und schlechte Nachrichten aus den USA schon den Dax nach unten gedrückt. Er schloss in Frankfurt 4,5 Prozent tiefer bei 4571 Punkten.

Ein Rohöl-Barrel (159 Liter) kostete zum Schluss des New Yorker Parketthandels 66,75 Dollar und damit 4,14 Dollar weniger als am Vortag. Auch viele andere Rohstoffe verbilligten sich drastisch.

Schlechte Unternehmensnachrichten gab es aus nahezu allen Branchen. Besonders litten jedoch Energiekonzerne unter den Rezessionsängsten und dem fallendem Ölpreis. Zudem hatte der drittgrößte US-Ölkonzern, ConocoPhillips, erklärt, er werde wegen der Hurrikane im Golf von Mexiko in diesem Jahr weniger Öl fördern als 2007. Die Aktien von ConocoPhillips gaben 9,1 Prozent nach und zogen andere Branchenvertreter mit nach unten. Die Aktien des Börsenschwergewichts Exxon Mobil verbilligte sich sogar um 9,7 Prozent, Chevron-Titel gaben 7,6 Prozent nach.

Zu den Verlierern gehörte auch Airbus-Rivale Boeing. Ein mehrwöchiger Mechanikerstreik und Probleme mit Zulieferern belasteten das Ergebnis des US-Flugzeugbauers im dritten Quartal. Aufgrund des andauernden Arbeitskampfes nahm der Konzern auch Abstand von seiner Prognose. Die Aktie verlor rund 7,5 Prozent.

Rekordverlust der Wachovia-Bank

Bei den Finanztiteln geriet die Aktie der US-Bank Wachovia nach einem Rekordverlust von 23,9 Milliarden Dollar im dritten Quartal unter Druck. Es ist der bisher höchste Verlust einer US-Bank im Zuge der weltweiten Kreditkrise. Die Aktie fiel um 6,2 Prozent.

Auch aus der tendenziell konjunktur-unempfindlichen Pharmabranche gab es schlechte Nachrichten. Merck&Co meldete einen Gewinneinbruch und will weltweit zwölf Prozent seiner Stellen streichen. Die Merck-Aktie schloss 6,5 Prozent im Minus. Der größte US-Telekomkonzern AT&T enttäuschte mit seinem Quartalsgewinn die Analysten, seine Papiere verbilligten sich um 7,6 Prozent. McDonald's-Papiere gaben um 1,7 Prozent nach, obwohl die weltgrößte Schnellrestaurant-Kette ihren Gewinn deutlicher steigerte als erwartet.

"Es geht immer noch um die gleichen Themen: Sorgen um die Weltwirtschaft, Deflation und Angst vor einem deutlichen Rückgang der weltweiten Nachfrage", sagte Händler Michael James von Wedbush Morgan. "Wir befinden uns in einer Zeit, in der jeder erschocken feststellt: 'Verdammt, wir sind in einer Rezession'", sagte Analyst Bruce Zaro von Delta Global Advisors.

"Zu Wochenbeginn war die Stimmung noch gut, weil sich die Lage am Kreditmarkt verbessert hat. Aber gestern und heute hat uns eine Flut enttäuschender Quartalsergebnisse erschüttert", sagte Analyst Arthur Hogan von Jefferies & Co. "Ich fürchte, es wird eine ziemlich düstere Berichtssaison, obwohl wir unsere Erwartungen schon heruntergeschraubt haben. Das Problem ist, dass alle auf den Ausblick schauen - und der Ausblick ist meist glanzlos oder schrecklich."

Dagegen trotzte Apple mit seinen populären iPhone dem Abwärtstrend. Die Papiere des Konzerns legten um um 5,9 Prozent zu. Die Firma verzeichnete einen Gewinnsprung im vergangenen Vierteljahr und steigerte den Verkauf des neuerdings UMTS-fähigen iPhones um das sechsfache. Gemessen am Umsatz ist Apple nach eigenen Angaben nun weltweit drittgrößter Handy-Hersteller hinter Nokia und Samsung Electronics.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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