Rettung vor dem Kollaps:Bradford & Bingley wird verstaatlicht

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Rettung in letzter Minute: Der britische Staat übernimmt die angeschlagene Hypothekenbank Bradford & Bingley - und damit Schulden in Höhe von 63 Milliarden Euro.

Die Wellen der Finanzkrise schwappen nach Großbritannien - und fordern ein weiteres prominentes Opfer. Die angeschlagene britische Hypothekenbank Bradford & Bingley (B&B) wird nach Informationen der BBC verstaatlicht. Die Regierung in London erklärte, sie werde die faulen Kredite der Bank von 63 Milliarden Euro übernehmen.

Hilfe in letzter Minute: Die britische Hypothekenbank Bradford & Bingley wird verstaatlicht. (Foto: Foto: AFP)

Der Staat übernimmt allein 52 Milliarden aus risikoreichen Hypotheken. Dagegen übernimmt die spanische Großbank Santander die Spargeschäfte und das Filialnetz des Baufinanzierers, wie Santander in der Nacht zum Montag bestätigte. Das Finanzministerium will 18 Milliarden Pfund bereitstellen, um den Verkauf des Filialnetzes und des Kleinkundengeschäftes von B&B an das spanische Institut zu ermöglichen.

Santander hatte im Jahr 2004 bereits die britische Bank Abbey gekauft und will zudem die drittgrößte britische Bank Alliance & Leicester übernehmen. Die Konten der 2,6 Millionen B&B-Kunden sollen an die Santander-Tochter Abbey gehen. Das Spargeschäft von B&B hat ein Volumen von 25 Milliarden Euro.

Damit bekommen 2,7 Millionen B&B-Kunden mit Einlagen von 25 Milliarden Euro eine neue Hausbank. Die Aktien von Großbritanniens achtgrößter Bank wurden am Montagmorgen vom Handel ausgesetzt. Den rund 850.000 Anteilseignern soll eine Entschädigung gezahlt werden, wie das Finanzministerium mittelte. Unklar ist die Zukunft der 3200 Beschäftigten. Der Name B&B bleibt nach Angaben von Santander erhalten.

Ausbluten verhindert

B&B hatte in der vergangenen Woche den Abbau von 370 Stellen angekündigt. Die Aktie der Bank fiel von 300 Pence zu Jahresbeginn auf 20 Pence am Freitag.

Bradford & Bingley war wegen der Finanz- und Immobilienkrise in Schieflage geraten. Mit der Verkündung des Deals noch vor Öffnung der Märkte wollen die Behörden offensichtlich ein völliges Ausbluten der achtgrößten britischen Bank verhindern.

Mit einer Verstaatlichung würde in Großbritannien seit Februar schon das zweite Mal der Steuerzahler eine Bank vor dem Kollaps retten. Der Staat hatte die Hypothekenbank Northern Rock damals übernommen, nachdem sich nach monatelanger Suche kein geeigneter privater Kandidat gefunden hatte.

© sueddeutsche.de/dpa-AFX/AP/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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