Rentenbescheid:Hässliche Lücken

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Viele Rentenbescheide sind fehlerhaft - doch meist sind die Betroffenen selbst Schuld.

Thomas Öchsner

Ruheständler, die nach einem langen Arbeitsleben ihren ersten Rentenbescheid in den Händen halten, sollten die Zahlen auf dem Papier genau prüfen. Wer darauf verzichtet, verschenkt womöglich viel Geld.

Denn - genauso wie ein Steuerbescheid - kann auch ein Rentenbescheid nicht stimmen. Doch das liegt, so hart dies zunächst klingen mag, vor allem an den Rentnern selbst.

"Jede 4. Rentenbeschwerde berechtigt" - diese Meldung der Bild-Zeitung sorgte am Dienstag in Berlin für Aufsehen. Dahinter verbirgt sich eine Statistik der Deutschen Rentenversicherung aus den Jahren von 2003 bis 2006.

Richtig gerechnet - aber Daten fehlen

Demnach gingen in diesem Zeitraum 870.547 Widersprüche gegen Rentenbescheide bei den Rentenversicherungsträgern ein. In 216.964 Fällen, also etwa einem Viertel, waren die Widersprüche berechtigt.

Sind also viele Rentenbescheide voller Fehler? Nein, sagt die Deutsche Rentenversicherung, und hat dafür gute Argumente.

Im fraglichen Zeitraum von 2003 bis 2006 erteilte der gesetzliche Rentenversicherer in Deutschland 6,36 Millionen Rentenbescheide. Nimmt man diese als Basis - und nicht die Zahl der Widersprüche - wurden etwa gut drei Prozent aller Rentenbescheide korrigiert. Die Fehlerquote ist also gar nicht so hoch. Trotzdem sind drei Prozent immer noch zu viel.

Die Frage, ob einige Sachbearbeiter bei den Rentenversicherungsträgern nicht richtig rechnen können, ist deshalb naheliegend. Die einfache Antwort lautet: Sie können nur mit den Daten rechnen, die ihnen vorliegen.

Und die können lückenhaft sein, weil die zukünftigen Rentner es versäumt haben, alle Versicherungsnachweise zum Beispiel über Ausbildungszeiten, einen Jobwechsel oder eine Phase der Arbeitslosigkeit vorzulegen. Die allermeisten Rentenbescheide sind folglich richtig - wenn die gemeldeten Daten stimmen. Fehlen aber bestimmte Versicherungsjahre, drückt dies die spätere Rentenhöhe.

Der VdK, Deutschlands größter Sozialverband rät deshalb, rechtzeitig und regelmäßig zu prüfen, ob die Unterlagen komplett eingereicht sind. "Am besten man kümmert sich gleich darum, um später beim Rentenbescheid böse Überraschungen zu vermeiden", sagt eine VdK-Sprecherin. Wer dies erst kurz vor Rentenbeginn erledige, habe es womöglich schwer, Sachverhalte nachzuvollziehen, die viele Jahre zurückliegen.

Aufschluss über mögliche Lücken gibt der Versicherungsverlauf, der sich bei der Deutschen Rentenversicherung inzwischen per Internet anfordern lässt. Hilfe gibt es auch bei den Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung und deren Vertrauensleuten, den Versicherungsältesten - übrigens kostenlos.

© SZ vom 14.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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