"Renaissance des Privatbankiers":So angelt man sich einen Millionär

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Banken kämpfen mit allen Mitteln um vermögende Privatkunden - und setzen dabei auf exklusives Ambiente und intensive persönliche Betreuung.

Caspar Busse

Im traditionsreichen Bethmann-Hof in der Frankfurter Innenstadt gab es 1923 eine kleine Revolution: Damals wurde die erste moderne Kassenhalle einer Bank eröffnet. Fortan konnten Bethmann-Kunden an Schaltern bedient werden und Geld abheben. Das gab es bis dahin nicht, fast alle Banken folgten dem Beispiel. Heute gibt es hier keine Schalter mehr. Eine schlichte Halle empfängt Kunden in dem Hof, der nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde.

Der frisch renovierte Bethmannhof in Frankfurt/Main. (Foto: Foto: dpa)

Auch die unabhängige traditionsreiche Frankfurter Privatbank, die schon 1748 gegründet wurde, gibt es in dieser Form schon lange nicht mehr. Vor drei Jahren ist die ehemalige Tochter der HypoVereinsbank (HVB) im Bankhaus Delbrück Bethmann Maffei aufgegangen und gehört seitdem vollständig zum holländischen Finanzkonzern ABN Amro. Die Tradition ist groß: Adelbert Delbrück legte einst den Grundstein für die Deutsche Bank.

Honorar-zurück-Garantie

ABN Amro will mit den klingenden Namen den Markt für vermögende Privatkunden in Deutschland aufrollen. "Wir haben 2006 ein sensationelles Ergebnis erzielt und unsere Erwartungen klar übertroffen", sagt Bankchef Horst Schmidt der Süddeutschen Zeitung. Delbrück Bethmann Maffei sei bereits deutlich weiter als bei der Gründung 2004 erwartet, fügte er an. Im ABN-Amro-Konzern seien die Deutschen mittlerweile eine tragende Säule im sogenannten Private-Banking-Geschäft.

Vermögende Privatkunden in Deutschland sind derzeit umkämpft wie selten zuvor. Alle Großbanken, ausländischen Konzerne und kleine unabhängige Privatbanken bemühen sich um die lukrative Klientel, setzen auf exklusives Ambiente und intensive persönliche Betreuung. "Wir erleben gerade eine Renaissance des Privatbankiers", sagte kürzlich Dirk Drechsler, persönlich haftender Gesellschafter bei Hauck & Aufhäuser.

Sogar die öffentlich-rechtlichen Banken konzentrieren sich mittlerweile auf diese Klientel. Die WestLB hatte 2005 die Weberbank in Berlin übernommen. Zwar gibt es keine offiziellen Statistiken, aber die größten Anbieter dürften derzeit die Kölner Privatbank Oppenheim, die Deutsche Bank und der Schweizer UBS-Konzern sein. Dazu kommen unabhängige Privatbanken, die traditionell stark in einigen Regionen sind, etwa das Bankhaus Metzler in Frankfurt oder Berenberg in Hamburg.

Insgesamt gibt es nach Schätzungen in Deutschland mehr als 750.000 Einkommensmillionäre, auf die es die Banker vor allem abgesehen haben. Das Anlagevolumen steigt beständig. Damit ist Deutschland einer der größten Märkte für Private Banking in Europa. Der Wettbewerb ist scharf, eine Differenzierung schwierig. Sogar qualifizierte Mitarbeiter für dieses Geschäft sind mittlerweile knapp. Das Geschäft verspricht hohe Renditen bei relativ geringem Risiko. In der Regel betragen die Gebühren für das exklusive Vermögensmanagement bis zu ein Prozent des verwalteten Vermögens. Aber auch vermögende Kunden achten inzwischen stärker auf die Kosten.

"Kritische Größe"

Inzwischen gehen die vornehmen Privatbanken auch unkonventionell vor. So hat Delbrück Bethmann Maffei eine "Honorar-zurück-Garantie" eingeführt. Ist der Kunde mit der Leistung der Privatbank nicht zufrieden, kann er im ersten Quartal für das Vorjahr das Honorar ganz oder teilweise streichen. Bisher habe es aber noch keine Reduktion gegeben, realistischerweise müsse man aber damit rechnen, dass es zu Rückforderungen kommt, räumt Schmidt ein. "Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht", so seine Bilanz. Das Modell hatte in der Branche für erhebliche Unruhe gesorgt.

Delbrück Bethmann Maffei zählt sich selbst zu den größten Anbietern. "Wir haben die kritische Größe erreicht", glaubt Schmidt. Delbrück Bethmann Maffei mit rund 400 Mitarbeitern und zehn Standorten kommt derzeit mit 13.000 Kunden auf ein verwaltetes Vermögen von 13,7 Milliarden Euro.

Zum Start der fusionierten Privatbank im Jahr 2004 waren es noch zehn Milliarden Euro. Anfangs wurde Verlust gemacht, inzwischen gebe es aber Gewinne, sagt Schmidt, ohne Zahlen zu nennen. Die Privatbank plant zudem eine weitere Ausweitung: 2007 soll das Volumen, bezogen auf das verwaltete Vermögen, erneut um etwa eine Milliarde Euro steigen.

Angesichts des derzeit zersplitterten Marktes für Vermögensmanagement in Deutschland erwartet Schmidt Veränderungen noch aus anderen Gründen. "Es wird eine weitere Konsolidierung in der Branche geben, auch aufgrund neuer Regularien", sagt Schmidt und verweist etwa auf die sogenannte Mifid-Richtlinie der EU, die schärfere gesetzliche Regelungen für Finanzdienstleister mit sich bringt.

Die kritische Größe, ab der das Geschäft mit begüterten Kunden insgesamt profitabel betrieben werden könne, liege bei einem verwalteten Vermögen von mindestens zehn Milliarden Euro. Das haben längst nicht alle erreicht.

© SZ vom 17.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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