Produkttest:Zertifikat mit Fallschirm

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Die DWS will mit neuen "GO SAFE"-Zertifikaten das Vertrauen der Anleger zurückholen. Das Risiko einer Emittenteninsolvenz ist dort zwar gleich Null - doch Sicherheit ist teuer.

Philipp Mattheis

Plötzlich zählt wieder Sicherheit: Die Lehman-Pleite hat Zertifikate-Anleger verschreckt und damit die ganze Branche hart getroffen. Mit der Insolvenz ist ein Faktor in den Fokus gerutscht, den Banken wie Anleger bisher als vernachlässigbar ansahen: das Emittentenrisiko. Die DWS, Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, will nun mit neuen "GO SAFE"-Zertifikaten verloren gegangenes Vertrauen zurückholen. Die neuen Produkte sollen das Risiko einer Emittenteninsolvenz ausschalten.

Mit den "Go Safe" Zertifikaten der DWS sollen Kunden im Falle einer Krise künftig weich landen. (Foto: Foto: Reuters)

Da Zertifikate rechtlich gesehen Inhaberschuldverschreibungen sind, hat der Anleger im Falle einer Pleite kaum Möglichkeiten, sein eingesetztes Kapital zurückzubekommen. Anders bei Investmentfonds: Hier ist das Investment auch bei einer Insolvenz der Fondsgesellschaft als Sondervermögen geschützt.

"GO SAFE"-Zertifikate kombinieren beide Anlageformen. Die Konstruktion ermöglichen sogenannte "Compartments", rechtlich unabhängige Abteilungen innerhalb der Bank. Bei Emission eines "GO SAFE"-Zertifikats hinterlegt ein Kontrahent - in diesem Fall die französische Großbank Société Générale - den Wert des Compartments in Form von auf Euro lautenden G10-Staatsanleihen bei der Landesbank von Luxemburg. Diese Papiere verfügen wiederum über eine ausgezeichnete Bonität. Im Fall einer Pleite besitzen Anleger das Pfandrecht auf die hinterlegten Wertpapiere, da diese nicht Teil der Insolvenzmasse sind. Durch diese Struktur sind die Zertifikate "als Sondervermögen zu bewerten", heißt es bei der DWS.

Sicherheit kostet bares Geld

Die ersten drei der Produkte kommen Ende Oktober mit einer vorgeschalteten Zeichnungsfrist auf den Markt. Sie sind relativ einfach strukturiert: Ein "Gold Quanto Tracker Zertifikat" bildet den Goldpreis ab und ist dabei vor Wechselkursschwankungen geschützt. Das "DWS GO SAFE EuroStoxx 50 Discount 75 Zertifikat" bezieht sich auf den europäischen Aktien-Leitindex und ist mit einem Sicherheitspuffer ausgestattet. Für das "DWS GO Safe 90% BricX Protect Zertifikat" bildet ein aktiv gemanagter Index die Märkte Brasiliens, Russlands, Indiens und Chinas ab. In dem Zertifikat mit einer Laufzeit von vier Jahren ist ebenfalls ein Fallschirm eingebaut, der vor Kursrückgängen schützt.

Die DWS ist auf das Geschäft mit Investmentfonds spezialisiert und mit knapp 100 Produkten ein Zwerg unter den Zertifikate-Emittenten. Mit den neuen Produkten leistet die Tochter der Deutschen Bank Pionierarbeit. In Branchenkreisen munkelt man bereits, dass andere Emittenten an ähnlichen Lösungen arbeiten, um verschreckte Anleger bei der Stange zu halten.

Ein begrüßenswerter Schritt ist das allemal. Nur eines ist klar: Das verringerte Risiko kostet Geld. "GO SAFE"-Produkte werden einen höheren Spread aufweisen, die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis wird also größer sein als bei herkömmlichen Zertifikaten. Für aktiv gemanagte Basiswerte fällt zudem eine Verwaltungsgebühr an.

© SZ vom 22.10.2008/ld/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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