Absage an Finanzhilfen:Provokateur Ackermann

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"Bedenklich, unverständlich, unakzeptabel": Fassungslos wütet die Politik gegen Deutsche-Bank-Chef Ackermann und seinen abschätzigen Kommentar gegen das Banken-Rettungspaket. Der Ärger vereint sogar den Linken Peter Sodann und die CDU.

So macht man sich keine Freunde. Nach seiner Absage an staatliche Hilfen ist Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mehr und mehr isoliert. Der Banker hatte erklärt, er würde sich schämen, wenn die Deutsche Bank die Leistungen des Rettungsprogramms in Anspruch nehmen müsste.

Josef Ackermanns Ankündigung, dass die Deutsche Bank keine Hilfe aus dem Rettungspaket in Anspruch nehmen wird, stößt auf Kritik. (Foto: Foto: AP)

Entsprechend sauer ist die Bundesregierung. Die Einlassungen Ackermanns seien "äußerst bedenklich, unverständlich und unakzeptabel" und nicht angetan, um Ackermann als leuchtendes Vorbild anzusehen, sagte Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin.

Steg betonte, Unternehmen, die sich unter den Rettungsschirm begeben würden, handelten verantwortungsbewusst und keinesfalls ehrenrührig. Gerade Ackermann habe immer nach einer systemischen Lösung gerufen. Diese nun zu kritisieren, sei unverständlich.

"Wirklich ein Hohn"

Zuvor hatte bereits der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions- Bundestagsfraktion, Norbert Röttgen (CDU), massive Kritik an Ackermann geübt. Ackermanns Ankündigung, dass die Deutsche Bank keine staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen werde, nannte Röttgen am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will" "einen schweren Fehler".

Der CDU-Politiker kritisierte: "Er nutzt die Situation auch noch, um einen Wettbewerbsvorteil für sein Institut zu machen, und macht es den anderen schwerer, das Angebot in Anspruch zu nehmen." Ackermann erzeuge "dadurch möglicherweise auch eine Bankinsolvenz, die doch das Angebot des Staates gerade verhindern soll. An der Stelle hätte er besser geschwiegen."

Auch Ackermanns Ankündigung, in diesem Jahr auf seinen Bonus zu verzichten, bemängelte Röttgen: Dies sei "wirklich ein Hohn". "Wir argumentieren, dass wir eine Bankenkrise haben, die im Grunde die Welt in den Abgrund führt, und er glaubt auch noch, einen Anspruch auf den Bonus zu haben", sagte Röttgen. Er fügte hinzu: "Ich finde, die Konsequenz dieser Woche wäre gewesen, dass die Banken ihr bisheriges Bonus-System (...) in den Mülleimer schmeißen."

"Erfrischende Empörung"

Unterdessen nahm der Partei- und Fraktionschef der Linken, Oskar Lafontaine, den Kandidaten seiner Partei für das Amt des Bundespräsidenten, Peter Sodann, in Schutz genommen, der sich abfällig über Ackermann geäußert hatte.

Er finde es "erfrischend, wenn ein ehemaliger "Tatort"-Kommissar so empört ist über die verzockten Summen, dass er dies für strafrechtlich relevant hält", sagte Lafontaine der Stuttgarter Zeitung. Er selbst würde dabei nicht nur an Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann denken, "sondern an viele andere, die ebenfalls an dieser Zockerei beteiligt waren".

Sodann hatte gesagt, als "Polizeikommissar von Deutschland" würde er Ackermann gern "verhaften" lassen. Der 72-jährige Schauspieler tritt bei der Präsidentenwahl im Mai kommenden Jahres für die Linkspartei gegen Amtsinhaber Horst Köhler und SPD-Bewerberin Gesine Schwan an.

Lafontaine bemängelte in dem Interview zudem, dass es in Deutschland zu "bescheidene Vorschriften zur Managerhaftung" gebe, die außerdem nicht richtig angewandt würden. "Hätten wir da ordentliche Gesetze, dann müssten jetzt einige hinter Schloss und Riegel."

Ackermann sagte zu der Sodann-Äußerung in der Bild am Sonntag: "Ich finde es ungeheuerlich, dass jemand so etwas sagt, der für das höchste Amt in einem Rechtsstaat kandidiert. Mir wird langsam Angst um dieses Land."

© sueddeutsche.de/AP/dpa/Reuters/gal/plin/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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