Produkttest:Kopie mit leichten Korrekturen

Lesezeit: 3 min

Die US-Bank Morgan Stanley kupfert Bundesschatzbriefe ab - die Rendite ist höher, das Risiko auch.

Alexander Mühlauer

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat Konkurrenz aus Amerika bekommen. Die New Yorker Investmentbank Morgan Stanley verkauft seit 1. Oktober auch Schatzbriefe - und zahlt mehr Zinsen als der Berliner Kassenwart.

Rund zehn Milliarden Euro haben Privatanleger in Bundesschatzbriefe investiert. Ein Erfolgsmodell, das die deutsche Tochter der US-Bank Morgan Stanley versucht zu kopieren.

Wie bei den Staatspapieren gibt es auch bei Morgan Stanley einen Typ A und einen Typ B. Beim Typ A werden die Zinsen jährlich, beim Typ B erst am Ende der Laufzeit von sieben Jahren inklusive Zinseszinsen ausgezahlt.

Die Zinsen steigen während der Laufzeit: Für beide Typen liegt die Verzinsung im ersten Jahr bei vier Prozent, in den darauf folgenden Jahren steigt sie jeweils um 0,25 Prozentpunkte - bis sie am Ende 5,50 Prozent erreicht.

Einen besonderen Bonus bietet Morgan Stanley im siebten Jahr: die Option auf einen Extrazins von einem Prozent. Den gibt es, wenn der laufende Zinssatz für Zwölfmonatsgeld, der von repräsentativen Banken ermittelt wird, über fünf Prozent steigt. Wie wahrscheinlich das ist, lässt sich kaum vorhersagen. Aktuell steht der Zinssatz bei 4,64 Prozent.

Aber auch ohne Bonuszins bietet der Morgan-Stanley-Schatzbrief höhere Renditen als Steinbrücks Schätze: Die Papiere der US-Bank haben eine Rendite (ohne Kosten) von 4,70 (Typ A) und 4,75 Prozent (Typ B). Bei den Staatspapieren liegen die Renditen derzeit nur bei 3,90 (Typ A mit einer Laufzeit von sechs Jahren) und 3,96 Prozent (Typ B mit einer Laufzeit von sieben Jahren).

Topnote AAA

Diese Werte können sich allerdings ändern, denn der Bund legt regelmäßig neue Schatzbriefe auf. Für Neukäufer gibt es also die Chance, dass die Konditionen wieder attraktiver werden. Bei Morgan Stanley ist am 1. Oktober 2014 erstmal Schluss. Dann ist das Ende der Laufzeit erreicht. Weitere Neuauflagen könnten folgen.

Was den Zins betrifft, so geht es beim Original mit 3,50 Prozent los. Im zweiten und dritten Jahr gibt es 3,75 Prozent, im vierten Jahr steigt der Zinssatz auf 4,0 Prozent, bis er in den beiden letzten Jahren 4,25 Prozent erreicht (bei Typ B gibt es im siebten Jahr ebenso 4,25 Prozent). Auch wenn die staatlichen Wertpapiere unter dem Strich weniger bringen, darf man eines nicht vergessen: Die Sicherheit der Bundesschatzbriefe ist fast unschlagbar.

Von den Ratingagenturen haben die Papiere des Staates die Top-Bonitätsnote AAA bekommen. Die Morgan Stanley Bank liegt bei der Agentur Standard & Poor's mit AA zwei Stufen darunter; noch schlechter bewertete Moody's und Fitch die Amerikaner. Darüber ist in einer Werbebroschüre von Morgan Stanley allerdings nichts zu lesen.

Die Bank wirbt stattdessen damit, dass es keine Handelsbeschränkung wie bei Bundesschatzbriefen gebe. Das stimmt zwar. Aber jeder Anleger kann seine Bundesschatzbriefe nach einem Jahr bis zu 5000 Euro innerhalb von 30 Zinstagen gebührenfrei an den Bund zurückgeben.Vorausgesetzt, er hat ein kostenloses Schuldbuchkonto bei der Deutschen Finanzagentur.

Wie immer: Aufs Kleingedruckte achten!

Ein Kursrisiko gibt es nicht, ganz im Gegensatz zu Morgan Stanley. Die Anleihe wird an der Börse gehandelt; ihr Kurs kann also schwanken. Wer seine Wertpapiere vor dem Laufzeitende verkaufen will, trägt ein gewisses Risiko. Am Ende gibt es aber wie beim Bundesschatzbrief einen garantierten Betrag ausgezahlt.

Zurück zur Werbung der US-Bank: Kleingedruckt steht dort, dass zusätzliche Kosten für den Kauf und Verkauf sowie für die Verwahrung entstehen können. Diese bestimmt die Bank, bei der man den Schatzbrief kauft. Darauf muss man bei der Ertragsberechnung achten.

Bundesschatzbriefe kann man hingegen nicht nur ohne Gebühren erwerben und einlösen. Auch die Verwaltung kostet nichts - allerdings nur, wenn man die Briefe auf einem Schuldbuchkonto der Finanzagentur und nicht im gebührenpflichtigen Depot der Hausbank verwahrt.

Die Mindestpreise beider Schatzbriefe sind gering: Ab 50 Euro (52 Euro bei einem Direktbezug über die Finanzagentur) bekommt man Papiere aus dem Hause Steinbrück, bei Morgan Stanley liegt der Kaufpreis derzeit bei 102 Euro.

Wen also das Anlagerisiko nicht abschreckt, der streicht mit dem Morgan-Stanley-Produkt eine gute Rendite ein. Für Traditionsbewusste ist der Bundesschatzbrief nach wie vor eine der sichersten Geldanlagen. Ein Restrisiko jedoch können selbst die Staatspapiere nicht ausschalten.

Ist der Emittent, sprich der Herausgeber der Briefe, nicht mehr zahlungsfähig, gibt es keine Rückzahlung. Im Klartext: Ist die Bundesrepublik Deutschland Pleite, gibt es kein Geld. Aber das sollte eigentlich nicht passieren.

© SZ vom 17.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: