Privatbank Reithinger:Aufsicht will Erlaubnis entziehen

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Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat offensichtlich kein Vertrauen mehr in die Privatbank Reithinger und will deren Konzession kassieren. Die Bank hat 65.000 Kunden. Der Einlagenschutz ist begrenzt.

Thomas Öchsner

"Vertrauen fasst man vor allen Dingen zu den Menschen, die durch ihre Integrität und Zuverlässigkeit überzeugen", heißt es auf der Homepage des Bankhauses Reithinger im Internet. Die deutsche Finanzaufsicht hat aber offensichtlich kein Vertrauen mehr in den bisherigen Eigentümer der Bank, den Münchner Kaufmann Klaus Thannhuber.

Zweifel an der Privatbank Reithinger: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in Bonn. (Foto: Foto: dpa)

In einem Schreiben vom 8. Februar an die Verwaltungsgesellschaft Reithinger beruft sich die Bafin auf einen Bericht des Prüfungsverbandes deutscher Banken sowie einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die die Einlagen der Privatbank Reithinger (PBR) geprüft hat.

Bericht von Ernst & Young

Außerdem bezieht sich die Finanzaufsicht auf einen Bericht von Ernst & Young, in dem der Jahresabschluss des Instituts von 2004 unter die Lupe genommen wurde.

Diese Berichte enthielten Tatsachen "die die Annahme rechtfertigen, dass Herr Thannhuber als Inhaber einer bedeutenden Beteiligung an der PBR nicht den im Interesse einer soliden und umsichtigen Führung der Bank zu stellenden Ansprüchen genügt", heißt es in dem Schreiben der Bafin.

Thannhuber gilt als Chef eines undurchsichtigen Firmenkonglomerats, zu dem mehrere Immobilien- und Finanzdienstleistungsfirmen und die Privatbank Reithinger gehören.

Gründer der DBVI AG

Er gründete 1990 die DBVI AG (Deutsche Beamtenvorsorge Immobilienholding AG), gab den Vorstandsposten aber vor drei Jahren ab, nachdem er die Privatbank mit Niederlassungen in München, Singen und Wiesbaden erworben hatte.

Die Bank, die nach eigenen Angaben 65.000 Kunden hat, hat zahlreichen Anlegern Kredite für den Kauf von geschlossenen Fonds der DBVI gewährt. Die DBVI AG, die 35.000 Aktionäre hat, ist wirtschaftlich stark angeschlagen.

Die Privatbank Reithinger lockte in den vergangenen Jahren Sparer mit Zinssätzen, die weit über dem Marktdurchschnitt lagen. Auch Inhaberschuldverschreibungen wurden verkauft.

Zinssätze deutlich reduziert

Nach dem Eingreifen der Bafin hat das Institut aber seine Zinssätze für Einlagen deutlich reduziert. Die Bank ist nicht Mitglied des Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken.

Pro Kunde sind damit Einlagen von nur maximal 20.000 Euro abgesichert, dabei gibt es aber einen Selbstbehalt von zehn Prozent. Ein Kunde, der 20.000 Euro angelegt hätte, würde bei einer Bankpleite demnach 18.000 Euro wiederbekommen.

Aus mehreren der SZ vorliegenden Schreiben geht hervor, dass die Bafin inzwischen eigene Aufsichtspersonen bei der Privatbank Reithinger eingesetzt hat, denen über alle Geschäftsangelegenheiten Auskunft zu erteilen ist.

Die Finanzaufsicht hat außerdem dem Institut untersagt, Kredite an Thannhuber oder Unternehmen und Personen auszuzahlen, die zu ihm enge geschäftliche Beziehungen unterhalten.

Billigung durch Verwaltungsgericht

Gegen diese Maßnahmen ging die Privatbank Reithinger juristisch vor. Das Verwaltungsgericht Frankfurt billigte jedoch die Maßnahmen der Bafin in einem Beschluss vom 22. Juni 2006.

Dagegen will das Geldinstitut nach eigenen Angaben eine Beschwerde einlegen. In einer Stellungnahme erklärte das Institut weiter: "Die Bank und ihre Organe haben umgehend personelle und organisatorische sowie gesellschaftsrechtliche Maßnahmen ergriffen, um den Bedenken der Bafin gerecht zu werden." Nähere Angaben wurden dazu aber nicht gemacht.

Die Maßnahmen der Finanzaufsicht sind weiter gültig. Thannhuber war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er soll sich im Urlaub befinden.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

Der Kaufmann war zuletzt auch durch seine Zusammenarbeit mit dem Finanzvertrieb Futura Finanz (jetzt IFF AG) in die Kritik geraten. Gegen den IFF-Chef Michael Turgut ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig.

Turgut, der auch für die finanziell schwer angeschlagene Göttinger Gruppe und die Würzburger Beteiligungsfirma Frankonia tätig war, wird seit Jahren vorgeworfen, Kleinanlegern riskante und überteuerte Fonds und Beteiligungsmodelle zu verkaufen.

Turgut hatte auch den Deutschen Vermögensfonds I vertrieben. Für diesen Fonds, der von der Bafin geschlossen wurde, warben mehrere Ex-Politiker.

Erst kürzlich Fonds genehmigt

Derzeit vertreibt Turgut für die Wertpapierhandelsbank European Securities Invest, die auch Thannhubers Einflussbereich zugerechnet wird, den Capital Advisor Fund II. Kontoführende Bank ist die Privatbank Reithinger. Langfristig sollen bei diesem Fonds 120 Millionen Euro eingesammelt werden. Die Bafin hatte den Fonds kürzlich genehmigt.

© SZ vom 19.07.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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