Praktische Finnen:Kleine Cent-Münzen nur für Sammler

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Die Finnen haben sich mit der neuen Währung arrangiert - und runden wie früher bei ihrer Mark die Preise auf.

Gunnar Herrmann

Stockholm - Finnland galt lange Zeit als Musterschüler unter den in den neunziger Jahren beigetretenen Neumitgliedern der Europäischen Union.

Die Finnen entlasten ihre Geldbörsen - und verzichten auf 1- und 2-Cent - Münzen. (Foto: Foto: dpa)

Einer der Hauptgründe für den Ehrentitel war, dass die Finnen - ohne zu zögern - als einzige Nordeuropäer den Euro eingeführt haben. Sie sind einsam geblieben: Dänen und Schweden zahlen nach wie vor lieber mit Kronen.

Aus Sicht der meisten Finnen hat der Alleingang ihrem Land nicht geschadet. Das klingt ein wenig distanziert, ist aber im Vergleich zu früher ein deutlicher Erfolg für den Euro.

Liebgewonnene Finn-Mark

Denn auch wenn die finnische Regierung sich wie ein EU-Musterschüler benahm, in der Bevölkerung war die Europabegeisterung nicht ganz so überschwänglich, vor allem wenn es ums Geld ging: Wie die Deutschen, so hingen auch die Finnen an ihrer Mark, die eine lange Tradition hatte.

Im 19. Jahrhundert, als das Land Großfürstentum war und zum Zarenreich gehörte, wurde den Finnen die eigene Währung von den Russen als besonderes Privileg zugestanden. Finnmark und Penni waren Symbole nationaler Unabhängigkeit.

Um die Entscheidung für den Euro bei der Bevölkerung etwas besser verkaufen zu können, setzte sich die finnische Regierung daher unter anderem bei den Verhandlungen um die Maastricht-Kriterien für besonders strenge Richtlinien ein.

Boom nach der Euro-Einführung

Finnland hatte seither kein Problem, die Kriterien zu erfüllen: Die Jahre nach dem Euro waren eine Blütezeit. Die Wirtschaft wuchs seit dem 1. Januar 2001 ständig. Mit Nokia hat derzeit die größte Firma Nordeuropas ihren Sitz bei Helsinki - ein Umstand, auf den viele Finnen stolz sind.

Die Arbeitslosenquote des Landes lag im November 2006 saisonbereinigt bei 7,5 Prozent, Tendenz fallend. Selbst ehemalige Euro-Gegner tun sich angesichts solcher Zahlen schwer mit grundsätzlicher Kritik.

So antwortet zum Beispiel der frühere Euro-Skeptiker und heutige Außenminister Erkki Tuomioja auf die Frage, ob seine Landsleute mit der neuen Währung zufrieden sind, schlicht mit "ja". Tuomioja ist Volkswirt und er sagt: "Der Euro hat funktioniert." Ihre Bewährungsprobe müsse die Währung allerdings noch bestehen, wenn die erste große Wirtschaftskrise eintrete.

Bewusst auf Referendum verzichtet

Tuomioja ist sich sicher, dass der Euro heute mehr Rückhalt in der Bevölkerung hat als in den neunziger Jahren. Da hatte man in Finnland - anders als etwa in Schweden - bewusst auf eine Abstimmung über die Währungsreform verzichtet.

"Hätten wir ein Referendum durchgeführt, dann gäbe es heute keinen Euro in Finnland", sagt Tuomioja und fügt hinzu: "Aber ich denke, das wäre in Deutschland genauso gewesen."

Eine nationale Eigenheit konnten die Finnen sich auch im Euro-Zeitalter bewahren: den weitgehenden Verzicht auf Kleinstgeld. Die pragmatischen Nordeuropäer runden nämlich traditionell ihre Preise, um Brieftaschen und Ladenkassen nicht mit nahezu wertlosen Kupferstücken zu belasten.

Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden deshalb in Finnland nur in sehr geringer Auflage für Sammler geprägt.

© SZ vom 02.01.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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