Postbank:Banker in der Post-Schlange

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Ob die Postbank verkauft wird, lässt der Mutterkonzern noch offen - sicher scheint nur: Das Rennen um den Finanzdienstleister und der Kampf um 14,5 Millionen Privatkunden startet frühestens im kommenden Jahr.

Caspar Dohmen und Martin Hesse

Mag sein, dass die Kreditkrise etwas auf die Stimmung drückt bei den Bankern, die sich in dieser Woche bei der Euro Finance Week in Frankfurt treffen. Doch zumindest bei einem Thema vergessen die Finanzprofis die Sorgen der Branche: Die Spekulationen um die Postbank lassen kaum einen Manager kalt.

Seit Post-Chef Klaus Zumwinkel vor zwei Wochen laut über einen möglichen Verkauf der Mehrheit an der Tochter Postbank nachdachte, ist der Kurs des Geldhauses um ein Drittel gestiegen. Zwar vermutet manch einer in der Branche, Zumwinkel wolle vor allem Kurspflege betreiben. "Was er da macht, ist grenzwertig", sagt ein hochrangiger Banker am Rande der Konferenz. Doch dass die Bank mit den meisten deutschen Privatkunden nächstes Jahr tatsächlich auf den Markt kommt, da sind sich die meisten einig.

Gegen diesen Eindruck stemmt sich allerdings die Post selbst. "Die Postbank steht nicht zum Verkauf", sagt ein Sprecher am Donnerstag und wiederholt damit, was Zumwinkel kürzlich auch der verunsicherten Belegschaft der Postbank gesagt hatte. "In der Tat hat die Deutsche Post derzeit andere Probleme als einen Verkauf der Postbank", sagen Branchenkenner. Erst einmal müsse der Gelbe Riese sein defizitäres US-Expressgeschäft profitabel machen und die Liberalisierung des Briefmarktes in Deutschland meistern.

Zukäufe ausgeschlossen

Anfang 2008 fällt das letzte Teilmonopol der Post auf Briefe bis 50 Gramm. Bricht dann ein Preiskampf im Briefgeschäft aus, dann dürfte für die Post die Postbank eine noch wichtigere Rolle als stabiler Ertragsbringer werden.

Etwa ein Viertel ihres Gewinns machte die Post 2006 mit ihrer Finanzdienstleistungstochter. Noch benötigt die Post zudem gar kein Geld aus einem Verkauf der Postbank, weil weitere große Zukäufe momentan ausgeschlossen werden.

"Allein für die Auszahlung einer üppigen Sonderdividende an die Aktionäre verkauft Zumwinkel die Postbank nicht", sagt ein Unternehmensberater. "Zumwinkel wird die Postbank erst verkaufen, wenn klar ist, was er mit dem Geld anfängt", erklärt ein Frankfurter Investmentbanker.

Wenn Zumwinkel prahlt, die Interessenten für die Postbank stünden Schlange, hat er vermutlich recht. "Natürlich bereiten sich Investmentbanken schon jetzt auf den Tag X vor, an dem die Postbank tatsächlich zum Verkauf steht", sagt der Deutschlandchef einer ausländischen Investmentbank. Fusionsberater sinnierten schon, auf welches Pferd sie setzen sollten, um am Ende an einer erfolgreichen Übernahme mitzuverdienen.

Als einer der ersten Interessenten wird die Deutsche Bank genannt - nicht erst, seit Vorstandschef Josef Ackermann an diesem Mittwoch erklärte: "Ich schließe gar nichts aus." Die Deutsche Bank hat vergangenes Jahr mit der Übernahme der Berliner Bank und der Norisbank gezeigt, dass sie im Privatkundengeschäft wachsen will. In beiden Fällen warf sie eine Reihe Bewerber aus dem Rennen.

Doch mit Ackermann und der Postbank ist es so eine Sache: Schon 2004 wollte die Deutsche Bank die Postbank übernehmen, stieß aber auf Widerstand bei den Investmentbankern im eigenen Haus. Als der Deal nicht klappte, kam die Postbank an die Börse - und später sogar in den Dax.

14,5 Millionen Postbank-Kunden

Heute müsste die Deutsche Bank deutlich mehr für die Postbank bezahlen als damals. Hatte Zumwinkel 2004 den Wert auf sechs Milliarden Euro taxiert, ist das Institut an der Börse jetzt etwa neun Milliarden Euro wert. Ein Käufer müsste wohl noch eine saftige Übernahmeprämie drauflegen. Doch für die Deutsche Bank gilt wie für andere Interessenten, dass ein möglicher Erwerb der Postbank als eine von wenigen Chancen gilt, den Marktanteil bei deutschen Privatkunden auf einen Schlag nennenswert zu steigern.

14,5 Millionen Kunden verschaffen der Postbank hohe Einlagen, beziehen aber vergleichsweise wenige Finanzprodukte. Da könnte die Deutsche Bank mit ihrem Wertpapierapparat ansetzen. Und weil die Investmentbanker in London und New York angesichts der Kreditkrise zuletzt Verluste einfuhren, tun sie sich im Moment schwer, gegen einen Zukauf im stabileren Privatkundengeschäft zu argumentieren.

Doch Ackermann stünde nicht allein in der Schlange am Postschalter. Auch die Commerzbank und Hypo-Vereinsbank - unter dem Dach der Unicredit - haben großen Bedarf, ihr Privatkundengeschäft in Deutschland auszubauen. Für ausländische Institute wiederum wäre die Postbank die Chance, einen Fuß in den deutschen Markt zu bekommen. Auf den deutschen Kleinkundenmarkt lauern beispielsweise die französischen Großbanken Société Générale und BNP Paribas sowie die Benelux-Bank ING.

© SZ vom 23.11.2007/sho/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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