Opfer der US-Immobilienkrise:Weiterer Fonds geschlossen

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Die WestLB versprach Vermögensaufbau und Stabilität. Doch es kam anders - und nun sind Privatanleger betroffen.

Helga Einecke

Mit der WestLB hat die fünfte Gesellschaft in Deutschland einen Fonds geschlossen, der sich auf Asset Backed Securities (ABS) spezialisiert hat, also auf mit Vermögen unterlegte Anleihen.

Neben Großanlegern wie Versicherungen, Banken, Unternehmen oder Pensionsfonds sind zunehmend private Anleger betroffen. Anteile von Fonds können üblicherweise nicht über die Börse verkauft werden. Deshalb sind Anleger auf die Rücknahme von Anteilen durch die Fondsgesellschaft angewiesen.

Die WestLB hatte für den "WestLB Mellon Compass Fund: ABS Fund" auch bei privaten Anlegern geworben. Sie versprach Vermögensaufbau und Stabilität, verwies auf weltweit 70 Investmentspezialisten. Der Rentenfonds wurde von der Tochter WestLB Mellon verwaltet. Nach ihren Angaben enthält der Fonds 96 Prozent ABS-Titel. Das Volumen des Fonds betrage 235 Millionen Euro, der Wertverlust habe in der vergangenen Woche 2,4 Prozent betragen.

"Einige tausend deutsche Privatanleger betroffen"

WestLB Mellon verwaltet nach eigenen Angaben 1,2 Milliarden Euro in ABS-Fonds. Ein Sprecher der WestLB Mellon begründete die Schließung damit, dass Angebot und Nachfrage bei den Fondsanteilen nicht mehr übereinstimmten und deshalb keine faire Bewertung mehr möglich sei.

Zuvor hatte der Frankfurt Trust, eine zur BHF-Bank gehörende Gesellschaft, eingeräumt, bei seinem geschlossenen FT ABS Plus seien auch "einige tausend deutsche Privatanleger" betroffen. Für Schlagzeilen hatte in der vergangenen Woche Union Investment gesorgt, eine Tochtergesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Das Unternehmen hatte einen ABS-Fonds geschlossen, der sich allerdings nur an institutionelle Anleger richtete.

Der Verband BVI kann keine genauen Angaben dazu machen, wie viele ABS-Fonds Anteile an private Anleger verkauft haben. Zehn BVI-Fonds führen das Wort ABS in ihrem Namen, das Marktsegment sei damit relativ klein. Außerdem hätten einige Geldmarktfonds ABS-Papiere beigemischt, um die Rendite aufzubessern.

Mit einem Vermögen von über drei Milliarden Euro sticht der DWS ABS Fund, ein Fonds der Deutschen-Bank-Tochter DWS, hervor. Außerdem tauchen neben Frankfurt Trust die Namen Cominvest, Allianz, WestLB sowie Tochtergesellschaften der Landesbanken in Bayern und Rheinland-Pfalz auf.

"Die Mittelabflüsse sind überschaubar"

Die Landesbank Rheinland-Pfalz registriert nach eigenen Angaben keine besonderen Rückgabe-Wünsche. Die Cominvest hat ihre beiden Fonds Short Term Plus und Premium Plus auch an private Anleger verkauft, denkt aber nach eigener Mitteilung nicht an Schließung. "Die Mittelabflüsse sind überschaubar", sagte eine Sprecherin. Die meisten dieser ABS Fonds sind in Luxemburg aufgelegt.

Die bislang fünf Fonds wurden laut BVI zum Schutz der Anleger geschlossen, weil mit diesen Papieren keine marktgerechten Renditen mehr erzielt werden könnten. Ein Verbandssprecher sagte, es handele sich in der Regel um Papiere, die relativ kurz laufen und die zu hundert Prozent zurückgezahlt werden. Auch ein Sprecher von Frankfurt Trust zeigte sich optimistisch. "Wir glauben an das Segment", sagte er.

Das Segment der ABS-Papiere hat einen großen Aufschwung hinter sich. Es markiert einen grundlegenden Wandel in der Finanzwirtschaft. Kreditinstitute halten Kredite, die sie vergeben, nicht mehr bis zur Fälligkeit, sondern verkaufen sie zuvor weiter. Das kann sich um Kredite an Unternehmen oder Privatleute, für Immobilien, Autos oder Konsum handeln.

Mit Anlagegeldern überschwemmt und von niedrigen Zinsen verwöhnt

Die Banken haben sich von diesen Krediten befreit, weil sie dafür Eigenkapital vorhalten müssen und dies ihre Bilanzen belastet. So gaben Kreditinstitute Darlehen für Immobilien im großen Stil weiter. Kreditnehmer sahen sich mit neuen Forderungen konfrontiert.

Die Käufer dieser Kredite sind häufig private Investoren. Sie bündeln die Kredite neu, fächern sie etwa nach Bonität, Laufzeit, Region oder Kreditart auf und reichen sie an Anleger weiter. So entstehen spezielle Anleihen, deren Sicherheiten Kreditnehmer oder Objekte sind. Handelt es sich um nicht besonders gutbetuchte Kreditnehmer, fallen Risiken und Renditen üblicherweise höher aus.

In den vergangenen Jahren wurden die Finanzmärkte mit Anlagegeldern überschwemmt und mit niedrigen Zinsen verwöhnt, deshalb schienen die Risiken aus den ABS-Anlagen überschaubar. Das wandelte sich mit der Krise mit sogenannten subprime mortgages.

Die ABS-Fonds, die in Deutschland geschlossen werden, weil zu viele Anleger ihre Anteile zurückgeben, sind jedoch keineswegs stark in den USA investiert.

© SZ vom 08.08.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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