Onlineshops:Service bis zur Bordsteinkante

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Wer im Netz Möbel bestellt, kann einige Überraschungen erleben. Denn viele Händler liefern Sofa oder Schrankwand zu kuriosen Bedingungen.

Von Marianne Körber

Wer sperrige Güter wie Kühlschränke oder Kleiderschränke bestellt, wird meist per Spedition beliefert. Aber wohin liefert die eigentlich - bis zum Grundstück, ins Wohnzimmer, unters Dach? Und wonach richten sich die Kosten? Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat sich im September 30 Onlineshops und deren Lieferbedingungen für Sperrgut angesehen und "eine skurrile Welt mit oft eigenartiger Preiskalkulation" vorgefunden.

Die Experten teilen die Internethändler in drei Gruppen ein: Ein Drittel bringe die Ware an den Aufstellungsort, ein Drittel lasse den Kunden wählen. Ein Drittel verweigere den Transport bis zum Aufstellungsort oder entscheide sich "nach eigenem Gusto". An der Bordsteinkante sei dann meist Schluss für Schrank und Sofa. Wer damit ein Problem habe, dem rieten die Shops zu "Verhandlungsgeschick" oder gleich zur Vergabe von Trinkgeld.

Der Preis? Richtet sich nach dem Ort. Oder dem Tag. Oder dem Stockwerk

Die Preise lagen je nach Lieferort zwischen null und 175 Euro. Allerdings waren manche Forderungen "völlig frei von Logik", fanden die Experten. So hätten zwei große Möbelhändler ihre Lieferpreise weder nach Gewicht noch nach Entfernung ausgerichtet, sondern nach dem Warenwert. Das komme teuer, betonen die Tester und nennen das Beispiel Ikea: "Für jeweils 200 Euro Einkaufswert wurden rund 25 Euro fällig. Diese willkürliche Staffel endete erst bei über 1200 Euro - und satten 175 Euro Lieferkosten." Ähnlich habe der Händler Poco agiert, der bis zu 149 Euro ("ab 1500 Euro Bestellwert") aufrief.

Ein anderer Möbelshop habe obendrein nach Warengruppe kassiert: Bei Lieferung an den Aufstellungsort hieß das: 39,90 Euro für einen Fernseher, 49,90 Euro für "Großgeräte" und 89,90 Euro für "Side-by-Side-Kühlschränke." Nicht weniger ideenreich fanden die Experten Euronics - der Händler verblüffte sie mit "regionalen Versandkosten". Seltsam fand man auch die Strategie von Amazon. Der Branchenprimus verspreche "eigentlich", kostenlos bis in die Wohnung zu liefern. Doch bei einigen Großgeräten wollte Amazon die Lieferung an der Haus- oder Wohnungstür abbrechen. Kopfschütteln gab es beim Elektroshop AO Deutschland, der im Internet von seiner "kostenfreien Standardlieferung bis zum Aufstellungsort" geschwärmt habe. Aber gleichzeitig darauf hinwies, dass "Lieferkosten je nach Kapazitätsauslastung" anfallen könnten und Anfahrten am Samstag generell mit zehn Euro berechnet würden.

Kurios kann es auch für Bewohner höherer Etagen werden, stellten die Verbraucherschützer fest. So wollten die "Möbelexperten 24" nur bis zum zweiten Stock ohne Lift und "bis zum 10. Stock mit geeignetem Fahrstuhl" liefern. Bei Transporten in ein höheres Stockwerk sollten sich die Kunden nach "evtl. anfallenden Mehrkosten" erkundigen.

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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