Online-Überweisungen:Kleckern statt klotzen

Lesezeit: 2 min

Nervige Angelegenheit: Wer online hohe Geldbeträge überweisen will, muss dies bei manchen Banken in mehreren Schritten tun.

Thomas Öchsner

Wer 20.000 Euro und mehr überweisen will, etwa als Festgeld-Anlage oder fürs neue Auto, kann beim Online-Banking auf ungeahnte Hindernisse stoßen. Das zeigt ein Vergleich der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bei einem Dutzend Geldinstituten. Bei der Untersuchung ging die Verbraucherzentrale der Frage nach, welche Möglichkeiten Geldinstitute bieten, wenn ihre Kunden große Summen online innerhalb Deutschlands überweisen wollen.

Für die Banken ist dies ein heikles Thema, geht es doch einerseits um die Freiheit des Kunden, andererseits um die Sicherheit des Kontos. Wer Furcht vor dem Diebstahl von Daten hat (Phishing), fühlt sich meist sicherer, wenn die Höhe pro Überweisung oder die maximale Überweisungssumme pro Tag begrenzt ist. Erschleicht sich ein Unberechtigter Zugang zum Konto, kann er so nicht auf einen Schlag das ganze Geld abräumen.

Unbequeme Obergrenze

Auf der anderen Seite ist für den Kunden eine niedrige Obergrenze womöglich sehr unbequem. So kann es passieren, dass eine große Rechnung häppchenweise über mehrere Tage verteilt beglichen werden muss. Der Test der Verbraucherzentrale bei zwölf bundesweit tätigen Banken zeigt aber, dass es auch anders geht, frei nach dem Motto: Das eine tun, ohne das andere zu lassen. Gemeint sind Regeln, bei denen Nutzer selbst online über ihr Limit bestimmen können.

So sieht zum Beispiel die Dresdner Bank bei den Standardeinstellungen kein Limit vor, die Kunden dürfen jedoch selbst eine Obergrenze pro Überweisung einrichten. Ähnlich halten es die Deutsche Bank und die Comdirect-Bank, bei denen die Nutzer die vorgegebenen Standard-Limitierungen jederzeit nach oben oder unten ändern können. Bei der Postbank wiederum lassen sich getrennte Maximalbeträge für einzelne Aufträge einrichten. Außerdem können die Kunden unterschiedliche Überweisungshöhen speichern, je nachdem, ob sie die Aufträge via Homebanking-Software oder Internet-Banking erteilen.

Alle Institute in der Stichprobe erklären, dass unabhängig von einem Tages- oder Auftragslimit das Erreichen des Dispo-Limits eine Stoppmarke setzt: Wird durch die Überweisung die Grenze des Dispokredits überschritten, verweigert das System die Ausführung. Aufwändig wird es, wenn Kunden für eine Änderung der Überweisungsgrenzen extra in der Bankfiliale erscheinen müssen. Dies ist nach Angaben der VZ NRW etwa bei der Citibank der Fall, die mit einem voreingestellten Tageslimit von 11.000 Euro arbeitet. Mehr geht online auf keinen Fall. Für Finanzexperte Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale NRW ist das "nicht unbedingt kundenfreundlich. Ein Online-Konto wird ja vor allem auch deshalb geführt, weil es den Nutzer von der Filiale unabhängig machen soll. Also muss online eine fälschungssichere Limitänderung ermöglicht werden."

Nur zwei der zwölf befragten Banken entscheiden sich gegen jegliche Obergrenzen. Bei den Direktbanken ING-Diba und DKB dürfen die Kunden überweisen, was das Girokonto hergibt. Allerdings plant die DKB, eine Limitierung "in naher Zukunft" zu ermöglichen. Ein Überweisungslimit kann Verbraucher allerdings nicht hundertprozentig vor Missbrauch schützen. Geraten Passwörter und die Liste mit den Transaktionsnummern (TAN) in die Hände von Betrügern, könnten diese mit der ersten TAN das Limit aufheben und später mit einer weiteren Nummer das Konto abräumen. "Dies gehört zu den ständigen Risiken des Online-Bankings, auf die der Kunde sich einlässt", sagt Strube. "Wünscht er trotz dieser Risiken eine unkomplizierte Limitverwaltung, sollte ihm die Bank dies bieten können."

© SZ vom 25.06.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: