Anlageskandal: Fall K1:Tod auf Mallorca

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Einst war Lebemann Dieter Frerichs in München Promi-Wirt - ihm gehörte das "Spatenhaus". Später wurde er Geschäftsführer des Skandalfonds K1. Auf der Flucht vor der Polizei brachte er sich um.

Harald Freiberger

Der Fall der Skandalfirma K1 hat ein Todesopfer gefordert: Der Hedgefonds-Manager Dieter Frerichs beging auf Mallorca unter dramatischen Umständen Selbstmord, als er seiner Festnahme entgehen wollte. Der 72-Jährige war ein Komplize des Fondsgründers Helmut Kiener, der seit Oktober 2009 in Würzburg in Untersuchungshaft sitzt. Zusammen sollen sie Anleger und Banken um mehr als 300 Millionen Euro geprellt haben.

Dieter F. führte ein Luxusleben mit schnellen Autos und Yacht. In München gehörte ihm einst das Spatenhaus an der Oper. (Foto: online.sdereise)

Dieter Frerichs war eine schillernde Figur. In den siebziger Jahren gehörte dem 1,90-Meter-Mann das Münchner Spatenhaus an der Oper. Später zog er nach Ibiza, um ins Immobiliengeschäft einzusteigen. Dort führte er ein Luxusleben mit schnellen Autos und Yacht.

1986 kam er wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft, weil er Fincas gleichzeitig an mehrere Interessenten verkauft haben soll, berichtete damals der Stern. In den neunziger Jahren sattelte er auf Finanzgeschäfte um und wurde Partner des gelernten Diplompsychologen Kiener aus Aschaffenburg. Frerichs war der Geschäftsführer der beiden Kiener-Firmen "K1 Global" und "K1 Invest" mit Sitz auf den Jungferninseln. Im Hintergrund aber zog Kiener die Fäden.

Geschäfte über eine Tarnfirma

Obwohl die deutsche Finanzaufsicht Kiener schon 2001 das Verwalten von Geld untersagt hatte, baute dieser über eine Tarnfirma seine Geschäfte aus. Die Anleger, unter ihnen auch Großbanken wie Barclays und Hypo Alpe Adria, gaben den K1-Fonds weiter Geld. Die hohen Zinsen finanzierte Kiener über ein Schneeballsystem, bei dem die Ansprüche alter Anleger mit dem Geld neuer Investoren erfüllt werden. Als mit der Finanzkrise im Oktober 2009 immer mehr Anleger ihr Geld zurückhaben wollten, flog das System auf. Die investierenden Banken erstatteten Anzeige.

Kiener kam sofort in Untersuchungshaft. Sein Kompagnon Frerichs musste das Büro in Palma de Mallorca räumen. Im April dieses Jahres erließ die spanische Polizei auch gegen ihn einen Haftbefehl und verhörte ihn zu seinen Fondsaktivitäten. Dabei soll er über seinen schlechten Gesundheitszustand geklagt und einen früheren Herzinfarkt erwähnt haben. Der Haftrichter zeigte Mitleid und ließ den Deutschen nach 22 Tagen am 4. Mai gegen Auflagen wieder frei. Gleichzeitig lehnte der Richter allerdings die Auslieferung von Frerichs nach Deutschland ab. Dort drohte ihm eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren.

Vier Wochen lebte der Deutsche wieder in Freiheit. Am vergangenen Samstag wollte ihn die Polizei aber aufgrund eines internationalen Haftbefehls erneut festnehmen und an die deutsche Staatsanwaltschaft ausliefern. Nach Angaben der spanischen Behörden sträubte er sich dagegen. Er flüchtete von seinem Haus beim Strand Cala Nova mit einer Pistole auf eine nahe gelegene Steilküste. Nach dem Bericht eines Augenzeugen soll er dabei gerufen haben: "Ich sterbe lieber, bevor ich ins Gefängnis gehe."

Die spanische Zeitung Ultima Hora berichtet, Frerichs habe mehrmals versucht, sich in den Kopf zu schießen, doch die Pistole habe Ladehemmung gehabt. Erst nach einem Schuss in die Luft habe sich diese gelöst. Danach habe er wieder angesetzt und sei nach dem Schuss die Steilküste hinuntergestürzt, kurz bevor ihn die Polizeibeamten erreichten. Die Rettungsaktion gestaltete sich schwierig, da die Stelle schwer zugänglich war. Ein Hubschrauber und Boote mussten helfen. Die Ärzte konnten den Mann noch lebend bergen, er starb aber nach wenigen Stunden im Krankenhaus.

Die Würzburger Staatsanwaltschaft bestätigte den Tod von Frerichs. "Mit seinem Suizid kam er der Festnahme zuvor", teilte sie mit. Die Stieftochter, ein früheres Fotomodell, wies die Darstellung der Polizei zurück. Sie beschuldigte diese, für den Tod ihres Stiefvaters verantwortlich zu sein.

© SZ vom 06.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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