Münchner Mietspiegel:Steiler Anstieg

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Die Stadt München hat einen neuen Mietspiegel. 8,42 Euro kostet der Quadratmeter. Das sind knapp 19 Prozent mehr seit 1999.

Bernd Kastner

(SZ vom 13.03.2003) Der neue Mietspiegel gibt das ortsübliche Niveau an und soll Maßstab für Mieterhöhungen sein. Bei den besonders beliebten großen Altbauwohnungen ist laut Mietspiegel sogar ein Anstieg von mehr als 34 Prozent festzustellen. "Bitter" seien diese Zahlen, sagte Sozialreferent Friedrich Graffe bei der Vorstellung des Mietspiegels, der Anfang April dem Stadtrat vorgelegt wird. Er sei ein Marktbericht, der den angespannten Wohnungsmarkt mit den bundesweit immer noch höchsten Preisen abbilde. In den Erhebungszeitraum von 1998 bis 2001 fällt der Zuzug von vielen gut verdienenden Angestellten während des Hightech-Booms.

Stadt verteidigt ihre Messlatte

"Magische Kräfte zur Senkung der Miete hat der Mietspiegel nicht, aber er hilft, Wildwüchse zu vermeiden." Graffe verteidigte das in der Vergangenheit heftig umstrittene Werk vorsorglich gegen den Vorwurf der "Preistreiberei". Es sei an gesetzliche Vorgaben gebunden und streng wissenschaftlich berechnet worden. "Wir können nicht manipulieren."

Gericht lehnt Mietspiegel als Beweis ab

Der Spiegel war immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil er vom Landgericht München I nicht anerkannt und zugunsten eigener Gutachten verworfen wurde. Gerichte in anderen Städten dagegen orientierten sich an entsprechenden Daten, so Graffe. Mit deutlicher Ironie bedankte er sich bei den Richtern für ihre ständige Kritik: "Die hat ihn zum besten Mietspiegel gemacht. Bundesweit gibt es keinen differenzierteren."

Maklerverband errechnet fallende Preise

Im Gegensatz zur Stadt verzeichnet der Ring Deutscher Makler (RDM) fallende Preise: Zwischen 2001 und 2002 von 13,50 auf 12,50 Euro. Die konträre Aussage ergibt sich aus der unterschiedlichen Berechnung.

Während sich der RDM ausschließlich auf Neuvermietungen stützt, bezieht sich die Stadt auf neu abgeschlossene Mietverträge und Mieterhöhungen über einen Zeitraum von vier Jahren. Unveränderte Mieten werden nicht berücksichtigt.

Bei neuen Verträgen greift er nicht: Hier liegen die Preise mit 12,50 Euro noch höher.

Mietspiegel als Schiedsrichter

Trotz der Kritik habe der Mietspiegel eine enorme Wirkung als "Schiedsrichter", freut sich Graffe. In 95 Prozent der Fälle helfe er, gerichtlichen Streit zu vermeiden, weil sich Mieter und Vermieter auf Grundlage der städtischen Zahlen auf eine neue Miete einigten. Zudem komme dem "qualifizierten Mietspiegel" seit der Gesetzesnovellierung 2001 auch vor Gericht eine noch größere Bedeutung zu. Mit einem Seitenhieb auf die zuständige 14. Kammer des Landgerichts sagte Graffe: "In Fachkreisen wird er anerkannt."

Fünf Schritte bis zur exakten Einordnung

Mit Hilfe von Tabellen in der Broschüre können Mieter und Vermieter die ortsübliche Miete für eine Wohnung berechnen. Der Leser wird in fünf Schritten zu "seinem" Quadratmeterpreis geführt. Er berechnet sich aus dem Grundpreis, den Betriebskosten und aus Faktoren wie Lage oder Ausstattung. Im aktuellen Mietspiegel gibt es eine zusätzliche Tabelle, mit der eine exaktere Einordnung der Wohnung innerhalb einer zulässigen Preisspanne möglich ist. Dies war vom Landgericht angemahnt worden. Eine hohe Verkehrsbelastung kann zu einer Minderung um 25 Cent pro Quadratmeter, ein offener Kamin zu einem Plus in selber Höhe führen. Weil der Stichtag der Erhebung Januar 2002 war, ist die Wohnwertsteigerung etwa am Mittleren Ring durch den Petuel-Tunnel noch nicht berücksichtigt. In solchen Fällen dürfen Vermieter vom Mietspiegel abweichen.

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