Moody's droht mit Herabstufung:Druck auf die USA wächst

Lesezeit: 2 min

Die US-Regierung ist in zwei Monaten womöglich zahlungsunfähig - und das macht die Finanzmärkte extrem nervös. Nun warnt schon die zweite Ratingagentur, die Bestnote zu entziehen. Am Freitag drohen weitere unbefriedigende Zahlen.

Nach Standard & Poor's erhöht nun auch die Ratingagentur Moody's den Druck auf die USA. Die Bonitätswächter warnten vor steigenden Risiken für das Kredit-Rating des weltgrößten Schuldensünders. Sollte es bis Mitte Juli keine Fortschritte bei den US-Haushaltsgesprächen geben, werde das Rating wahrscheinlich herabgestuft, teilte Moody's mit.

Ein Händler an der Wall Street. (Foto: AP)

Derzeit wird die USA mit der bestmöglichen Bonität Aaa eingestuft. Im April hatte bereits die mächtige Agentur Standard & Poor's die USA überraschend vor einem Entzug der Bonitäts-Höchstnote "AAA" gewarnt: Ihre Analysten senkten den Ausblick für die Bewertung der Kreditwürdigkeit auf "negativ" von zuvor "stabil".

Der Regierung in Washington droht in zwei Monaten die Zahlungsunfähigkeit, sollte es im Kongress keine Einigung zur Anhebung der Schuldenobergrenze geben. Die USA hatten Mitte Mai die gesetzlich erlaubte Schuldengrenze erreicht und dürfen sich kein frisches Geld mehr leihen.

Das Finanzministerium kann nach eigenen Angaben mit Hilfe von Sondermaßnahmen nur noch bis zum 2. August Mittel auftreiben, um Rechnungen zu bezahlen. Wird die Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar bis zum Fristablauf nicht erhöht, droht der Staatsbankrott. Präsident Barack Obama warnte, dann könnten die USA in eine Rezession rutschen und eine Finanzkrise lostreten, die schlimmer wäre als die jüngste.

Zuvor war außerdem bekanntgeworden, dass die amerikanische Industrie im Mai so stark an Schwung verloren hat wie seit Jahren nicht mehr. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager fiel auf den niedrigsten Stand seit September 2009: Das Barometer sank auf 53,5 von 60,4 Punkten im Vormonat. Der Einbruch des Barometers sei so stark wie seit 27 Jahren nicht mehr, sagte Unicredit-Experte Harm Bandholz.

An diesem Freitag werden zudem die offiziellen Arbeitsmarktdaten für Mai von der Regierung veröffentlicht. Erwartet wird nur ein minimaler Rückgang der Arbeitslosenquote von 9,0 auf 8,9 Prozent - das wäre unbefriedigend. Eine Erholung am Arbeitsmarkt gilt als Voraussetzung für eine nachhaltige Belebung der US-Wirtschaft, die besonders stark vom Konsum abhängig ist.

Wegen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit zeigen führende Vertreter der US-Notenbank Fed keine Bereitschaft für eine rasche Abkehr von ihrer Nullzinspolitik. "Die derzeit konjunkturstimulierende Haltung der US-Geldpolitik ist angemessen, denn die Arbeitslosenquote bleibt hoch, während die Inflation über mittlere Sicht gedämpft bleiben dürfte", sagte Fed-Vizepräsidentin Janet Yellen in Tokio.

In der Folge der Moodys'-Ankündigung und wegen der Sorge um schlechte Arbeitsmarktdaten erreichte der Euro im fernöstlichen Handel gegenüber dem Dollar den höchsten Wert seit einem Monat. Die Gemeinschaftswährung kletterte auf 1,4518 Dollar, gab danach aber wieder auf 1,4485 Dollar nach.

© SZ vom 03.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: