Millionenpleite der DM-Beteiligungen AG:Spur führt in die Schweiz

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Die Pleite der Anlagefirma DM-Beteiligungen entwickelt sich zu einem Wirtschaftskrimi. Anlegerschützer vermuten die Hinterleute in der Schweiz.

Thomas Öchsner

Der Schaden ist mit einem Volumen von knapp 100 Millionen Euro viel größer als bisher angenommen. Das geht aus dem Gutachten des Insolvenzverwalters hervor. Jetzt wird nach dem Geld der Anleger und nach Hintermännern gefahndet.

Schweizer Fahne am Flughafen Zürich. (Foto: Foto: AP)

Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Horst Piepenburg hat als Insolvenzverwalter schon viel erlebt. Die Pleite der Firma DM-Beteiligungen dürfte aber auch für ihn ein besonderer Fall sein.

Hinter der Firma steckt ein raffiniertes Firmenkonstrukt, das offenbar nur ein Ziel hatte: Anlegern Geld aus der Tasche zu ziehen und sich daran zu bereichern. Die DM-Beteiligungen AG hatte mit großem Erfolg Inhaber-Schuldverschreibungen verkauft und für ihre Produkte in Zeitschriften wie der ADAC-Motorwelt geworben.

Deutlich über marktüblichen Sätzen

Die in Aussicht gestellten Zinsen von bis zu 7,0 Prozent lagen dabei weit über den marktüblichen Sätzen. Die Verkaufsprospekte musste die Firma bei der Finanzaufsicht Bafin nur hinterlegen. Eine inhaltliche Prüfung fand nicht statt.

An diesem Freitag hat Piepenburg seinen Bericht zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Düsseldorfer Firma vorgelegt. Danach hat das Unternehmen Verbindlichkeiten in Höhe von 93,6 Millionen Euro.

Verkauft und nicht zurückgezahlt

93 Millionen Euro stammen dabei aus Anleihen, die nach früheren Angaben an 8000 Anleger verkauft und nicht zurückgezahlt wurden. Dem stehen Vermögenswerte von nur 472.000 Euro gegenüber. Zuvor war der mögliche Schaden mit 60 bis 70 Millionen Euro beziffert worden.

Soweit die Firma Zinsen und Anleihen zurückgezahlt hat, sei dies nicht ,,aus erwirtschafteten Überschüssen, sondern stets aus der weiteren Ausgabe von Schuldverschreibungen erfolgt'', heißt es in dem Bericht. Die Frage stellt sich nun: Wo ist das Geld geblieben?

Piepenburg gibt darauf in seinem Bericht mehrere Antworten: Bereits jetzt sei absehbar, ,,dass ein Großteil der Gelder für administrativen Aufwand (Werbung, Gehälter, Spesen) verbraucht worden ist.''

"Keine werbende Tätigkeit"

Weiter sei Geld in Beteiligungen geflossen, die aber offenbar wenig oder kein Geld abgeworfen haben. Zwei der Firmen aus dem Beteiligungsportfolio residieren in der bekannten norddeutschen Steueroase Nordfriedrichskoog. Bei beiden Firmen konnte Piepenburg ,,keine werbende Tätigkeit feststellen''.

Der Insolvenzverwalter hat jedoch auch Anhaltspunkte dafür, ,,dass bislang noch nicht identifizierte Hinterleute sich unrechtmäßig an dem Vermögen der Schuldnerin bereichert haben''.

Der Vorstand der Firma, Michael Gronemeyer, der noch auf freien Fuß ist, hat dazu bislang offenbar keine Auskünfte erteilt. Es sei aber erkennbar, heißt es in dem Insolvenzbericht, dass der Beteiligungsbesitz ,,innerhalb weniger Tage durch Kettenverkäufe nominell im Wert gesteigert wurde''.

So habe DM-Beteiligungen etwa eine Firma, für die zunächst 575000 Euro bezahlt worden seien, drei Tage später für 36 Millionen Euro erworben.

Eigene Ermittlungsabteilung

Piepenburg lässt nun intensiv nach dem Verbleib des Geldes forschen. Er hat damit die KPMG Deutsche Treuhandgesellschaft beauftragt. Die Prüfer hätten eine eigene Ermittlungsabteilung, ,,die zuvor in der VW-Betriebsratsaffäre tätig war'', heißt es in seinem Bericht.

Anlegeranwälte forschen inzwischen ebenfalls nach den verschwundenen Millionen, auch bei der insolventen Wohnungsbaugesellschaft Leipzig-West, bei der knapp 30.000 Anleger um womöglich mehr als 200 Millionen Euro geschädigt wurden.

Der Hintergrund: Zwischen DM-Beteiligungen und Leipzig-West gibt es Verbindungen. Der verhaftete Hauptaktionär von Leipzig-West, Jürgen Schlögel, hat auch bei DM-Beteiligungen eine maßgebliche Rolle gespielt.

Möglicher Tatbestand: Bereicherung

Piepenburg kann sich jedoch vorstellen, ,,dass bislang noch nicht identifizierte Hinterleute sich unrechtmäßig an dem Vermögen der Schuldnerin bereichert haben''. Details nennt er dazu nicht.

Volker Pietsch, Chef des Deutschen Instituts für Anlegerschutz, ist sich sicher, dass eine heiße Spur in die Schweiz führt. Im Insolvenzbericht wird unter den aufgeführten Beteiligungen eine Firma in der Schweiz genannt.

Der Berliner Rechtsanwalt Jochen Resch hat inzwischen die renommierte Wirtschaftsdetektei von Medard Fuchsgruber beauftragt, Licht ins Dunkel zu bringen. Fuchsgruber war bereits bei mehreren großen Kapitalanlagebetrugsfällen tätig.

Maserati, Jaguar, Porsche

Sicher ist: Zumindest Schlögel hat einen sehr aufwändigen Lebensstil gepflegt. So fand der Insolvenzverwalter im geleasten Fuhrpark der DM-Beteiligungen unter anderem einen Maserati, einen Jaguar sowie einen Porsche 911.

© SZ vom 02.09.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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