Mercedes-Benz-Bank:Wegen Reichtum geschlossen

Lesezeit: 3 min

Die Mercedes-Benz-Bank nimmt keine neuen Kunden mehr an - weil ihre Konditionen zu gut waren, kam zu viel Geld herein.

Marco Völklein

Ein paar besorgte Anrufer hat es gegeben, erzählt Christopher Manolagas von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt. "Ist mein Geld weg?", wollte gar einer wissen. Der Mann ist Kunde bei der Mercedes-Benz-Bank, der Finanztochter des Autokonzerns. Die nimmt seit Dienstag keine Neukunden für Tagesgeld und Festgeld mehr auf. "Das Geld ist damit keinesfalls weg", beruhigt Manolagas. Vielmehr wuchs der Bank ihr eigener Erfolg einfach über den Kopf.

Geldkarten der Mercedes-Benz-Bank: Seit Dienstag werden keine neuen Kunden mehr angenommen. (Foto: Foto: oh)

Konteneröffnungen verzehnfacht

Im Dezember 2008 hatte die Autobank ihre Festgeldzinsen angehoben. Sie lockte mit 5,4 Prozent bei einer Anlagedauer von zwölf Monaten - und lag damit ziemlich weit oben in den Tabellen der Vergleichsdienste. Daraufhin setzte ein "beispielloser Ansturm von Interessenten" ein, sagt ein Sprecher der Bank. Die Zahl der Anträge auf Konteneröffnung habe sich von November 2008 bis Januar 2009 verzehnfacht; absolute Zahlen nennt er allerdings nicht. Obwohl die Bank die Mitarbeiterzahl auf 200 "mehr als verdoppelte" und bereits am 23. Januar die Zinsen wieder gesenkt hat, liegt die Bearbeitungszeit noch bei fünf Wochen.

Deshalb hat die Bank nun die Notbremse gezogen und nimmt gar keine Neuanträge mehr an - für Tagesgeld- wie Festgeldkonten. Bestandskunden, die bereits ein Konto haben, können aber weiterhin Geld einzahlen und abheben. Auch die Angebote zu Autofinanzierung, -leasing und Kfz-Vesicherung sind nicht betroffen. Wie lange der Aufnahmestopp für Neukunden gilt, ist noch unklar; bis die bereits gestellten Anträge abgearbeitet sein werden, wird es wohl "einige Wochen dauern", sagt der Sprecher.

Auch bei BMW gab es einen Kundenansturm

Ähnliches geschah bereits vor zwei Wochen bei der BMW-Bank in München. Auch die Finanztochter des bayerischen Autokonzerns hatte mit besonders attraktiven Festgeld-Zinsen geworben. Wer 25.000 Euro oder mehr für ein Jahr anlegte, erhielt bei den Münchnern 5,4 Prozent. Dieses Angebot wurde am 16. Januar ausgesetzt. Festgeld-Neukunden werden seither nicht mehr angenommen, beim Tagesgeld ist es aber noch möglich. "Auch wir wurden von dem Andrang der Interessenten überrannt", sagt Holger Bachmann, Leiter des Einlagen- und Wertpapiergeschäfts.

Seit dem Start des Angebots Mitte Oktober sei die Zahl der Festgeldkonten von 70.000 auf nun 121.000 hochgeschnellt. Obwohl auch die BMW-Bank die Mitarbeiterkapazitäten aufstockte, habe man die Anträge "nicht mehr zeitnah und zur vollen Kundenzufriedenheit abarbeiten können", sagt Bachmann. Mittlerweile habe die Bank die Probleme im Griff, von Mitte Februar an werde sie wieder neue Festgeldkonten einrichten; dann aber zu einem niedrigeren Zinssatz. Schließlich gehen derzeit zahlreiche Banken mit den Sparzinsen nach unten - parallel zu den Zinssenkungen der Zentralbank.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, warum es für Autobanken attraktiv ist, hohe Zinsen zu geben.

Die Autobanken gehörten in den vergangenen Wochen allerdings zu den Anbietern, die diese Zinssenkungen später mitgemacht haben. Das führte dazu, dass sie in den Zinsvergleichstabellen immer weiter oben auftauchten. "Die brauchen das Geld zur Refinanzierung", sagt Marktbeobachter Manolagas. Refinanzierung bedeutet, dass die Banken das Geld, das sie über Autokredite an die Kunden geben, an anderer Stelle einsammeln müssen. Dies können sie sich entweder über den sogenannten Interbankenmarkt besorgen, also über Darlehen, die sich die Banken untereinander geben. Oder eben über Einlagen von Sparern.

Trotz hoher Zinsen günstig für Autobanken

Da sich die Banken in der Finanzkrise kaum mehr Geld untereinander leihen, ist es für die Autobanken günstiger, es sich bei den Sparern zu besorgen - auch wenn sie dafür mehr Zinsen zahlen müssen. Die VW-Bank hat außerdem Staatshilfe beim Rettungsfonds Soffin beantragt, um sich besser refinanzieren zu können. BMW prüft Hilfen; Daimler hält sich die Option offen für den Fall, dass Wettbewerbsnachteile entstehen sollten.

Interessant sind die Autobanken auch unter dem Aspekt der Sicherheit der Spareinlagen, sagt Manolagas. Die Banken von BMW, Daimler und VW gehören dem Einlagensicherungsfonds deutscher Banken an. Dieser steht zwar derzeit wegen seiner wackligen Finanzierung in der Kritik - sollte es aber tatsächlich zu einem Bankzusammenbruch kommen und der Fonds könnte nicht für die Einlagen geradestehen, will die Regierung haften. Das hat Bundeskanzlerin Merkel zugesagt. Bei ausländischen Banken, die zwar auch gute Sparkonditionen bieten, aber nicht dem deutschen Sicherungssystem angehören, greift diese Zusage (auch "Merkel-Garantie" genannt) nicht.

© SZ vom 05.02.2009/iko/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: