Krisengeschüttelte Landesbank:WestLB rutscht ins Minus

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Die Landesbank verbucht bis Ende September einen Verlust von 116 Millionen Euro - die Eigentümer suchen nun nach einer Lösung für das Institut.

Caspar Dohmen

Die krisengeschüttelte WestLB hat in den ersten neun Monaten einen Verlust von 116 Millionen Euro gemacht. Verantwortlich dafür ist ein Mix aus den Folgen der internationalen Finanzmarktkrise und fehlgeschlagenen Spekulationsgeschäften auf eigene Rechnung. Allerdings war zuletzt über einen noch deutlich höheren Verlust der Düsseldorfer Bank spekuliert worden. "Insofern gibt es eine gewisse Erleichterung", hieß es am Donnerstag aus Eigentümerkreisen, nachdem das Institut am Vormittag seine Zahlen präsentiert hatte. Die WestLB gehört mehrheitlich den nordrhein-westfälischen Sparkassen, die restlichen Anteile halten Land und Kommunen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes.

Allein die Krise an den internationalen Finanzmärkten schlägt bei der WestLB mit 355 Millionen Euro negativ zu Buche. Die schwierigen Marktverhältnisse hätten sich "nochmals verschärft", diagnostiziert die drittgrößte Landesbank. Sie erwartet trotzdem für das gesamte Jahr nur einen Vorsteuerverlust im "niedrigen dreistelligen Millionenbereich". Die Kapitalmarktkrise habe - wie bei vielen anderen Banken auch - Spuren in der Bilanz und der Erfolgsrechnung hinterlassen, räumte WestLB-Chef Alexander Stuhlmann ein. Allerdings habe eine gute operative Entwicklung in anderen Geschäftsbereichen der Bank geholfen, die Verluste abzufedern. "Die aktuelle Situation ist schwierig, wirft die WestLB aber nicht um", sagte Stuhlmann. Vor wenigen Wochen hatte die Bank trotz Fehlspekulationen noch schwarze Zahlen für 2008 erwartet.

Suche nach tragfähigem Geschäftsmodell

Noch ist ein Ende der durch die Probleme mit zweitklassigen Immobilienfinanzierung in den USA ausgelösten Krise der Banken nicht in Sicht. So erwartet Wolfgang Klein, Chef der Postbank, dass sie sich noch deutlich bis in das zweite Quartal des kommenden Jahres hinziehen werde. Danach werde die Bankenlandschaft in Deutschland anders sein, sagte Klein vor Journalisten in Bonn. Auswirkungen sieht Klein ausdrücklich auch für den Bereich der Landesbanken und Sparkassen.

Vor dem Hintergrund der schlechten Zahlen suchen die Eigentümer der WestLB weiter ein tragfähiges Geschäftsmodell für das Institut mit seinen 5900 Beschäftigten. Während die nordrhein-westfälischen Sparkassenverbände seit Monaten auf ein Zusammengehen mit der Stuttgarter LBBW pochen, tritt die Landesregierung auf die Bremse. Der Finanzplatz Düsseldorf und die Beschäftigten seien der Landesregierung ein wichtiges Anliegen, wie Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und sein Finanzminister Helmut Linssen (CDU) seit Wochen betonten. Sie lässt deshalb die Citigroup nach weiteren Optionen für die Bank suchen. Das entsprechende Gutachten erwartet Linssen Ende der Woche. Schon mehrfach hat sich die Fertigstellung des Gutachtens verzögert. Beobachter werten dies als Indiz für die schwierige Entscheidungsfindung in den Reihen der Landesregierung.

Die Landesregierung könnte nun bei ihrer Koalitionsrunde am kommenden Dienstag auf Grundlage des Gutachtens über die Akte WestLB beraten. Die Landesregierung sieht sich in ihrem behutsamen Vorgehen durch die Entwicklung bei den anderen Landesbanken bestätigt. So musste die Landesbank Baden-Württemberg selbst Abschreibungen von 800 Millionen Euro verkünden; auch die BayernLB hat bereits einen Abschreibungsbedarf eingeräumt, noch ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Allerdings wird in Landesbankenkreisen darüber spekuliert, dass die BayernLB in einem größeren Ausmaß betroffen sein könnte als die WestLB. Sowohl BayernLB als auch LBBW waren als mögliche Kandidaten für ein Zusammengehen mit der WestLB genannt worden.

Eigene Fehler

Für Beobachter gilt es als immer wahrscheinlicher, dass die NRW-Landesregierung zunächst eine Lösung für die WestLB allein sucht. Dies sei eine Option, wenn die Bank hart saniert werde, erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Sparkassenkreisen. Diskutiert wurden dem Vernehmen nach bereits Fusionen mit der Stadtsparkasse Düsseldorf oder der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB. Voraussetzung dafür wäre allerdings eine Kapitalerhöhung, die in den Reihen der Eigentümer umstritten ist.

Die WestLB hat bis Ende September auch die Konsequenzen aus eigenen Fehlern verkraften müssen. So rissen Verluste im Eigenhandel ein tiefes Loch in die Bilanz. Die Bank hatte auf eigene Rechnung auf Aktienkurse gewettet. Darüber stolperten WestLB-Chef Thomas Fischer und der Risikovorstand Matthijs van den Adel. Zudem entließ die Bank zwei Aktienhändler.

Unter dem Strich stand Ende September ein Konzernverlust von 148 Millionen Euro - im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte die Bank 142 Millionen Euro verdient.

© SZ vom 07.12.2007/sma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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