Krise in Russland:Erst die Banken, dann die Staaten

Schon einmal haben Spekulanten Russland in den Bankrott getrieben. Jetzt bekommt die Krise erneut ein gefährliches Ausmaß.

Ulrich Schäfer

Alle reden darüber, wie man die Banken in Europa oder Amerika rettet. Tatsächlich jedoch gibt es in dieser Weltwirtschaftskrise ein zweites, mindestens ebenso gewichtiges Problem: dass ganze Staaten kollabieren. Russland etwa. Oder im schlimmsten Fall gar China. Unmöglich? Undenkbar? Nein, keineswegs.

Russland droht ein gewaltiger Abschwung (Foto: Foto: AFP)

Bereits im vergangenen Oktober gerieten etliche Länder in Not. Erst Island, dann Pakistan, Ungarn, Weißrussland und die Ukraine. Sie alle litten darunter, dass ihr Aufschwung vor allem auf dem flüchtigen Kapital ausländischer Investoren basierte, das im Krisenfall schnell verschwindet. Auch Russland leidet unter diesem Phänomen, wobei hier zwei Aspekte hinzukommen.

Der erste: Zu den ausländischen Investoren zählen auch zahlreiche Russen, die ihr Geld in den Jahren zuvor in Briefkastenfirmen in Steuerparadiese geschafft haben. Von dort floss es zurück in Firmen und Aktien, in gewagte Geschäfte. Der zweite Aspekt: Russlands Boom hing nicht nur am Kapital der Ausländer, sondern am Export von Öl und Gas - doch die Preise dafür fallen seit Monaten.

Dem Reich von Putin und Medwedjew droht deshalb ein gewaltiger Abschwung. Immer mehr Geld verlässt das Land, und so verliert auch die Währung zusehends an Wert. Längst haben Spekulanten erkannt, dass sie mit Wetten gegen den Rubel viel Geld verdienen können; denn die Reserven der Zentralbank reichen womöglich nur noch wenige Monate.

1998 haben die Währungsspekulanten Russland bereits einmal in den Bankrott getrieben. So könnte es auch diesmal enden - mit dem Unterschied, dass Russlands Bedeutung für die Weltwirtschaft inzwischen kräftig gewachsen ist. Mithin wären die Folgen weit gravierender.

© SZ vom 03.02.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: