Krankenkassen:KKH auf Brautschau

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Der Gesundheitsfonds macht's möglich: Immer mehr Krankenkassen fusionieren. Vor allem die Kaufmännische Krankenkasse ist auf der Suche nach neuen Partnern.

Thomas Fromm

Deutschlands viertgrößte Krankenkasse, die Kaufmännische Krankenkasse (KKH), will durch große Zusammenschlüsse mit anderen Anbietern weiter wachsen. "Wir streben langfristig eine andere Größenordnung an, zwei Millionen Versicherte sind dafür eine gute Basis", sagte KKH-Vorstand Rudolf Hauke im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Erste Fusionen hat die Krankenkasse bereits eingefädelt: Zum 1. April schließt sie sich mit der Betriebskrankenkasse des Versicherungskonzerns Allianz (BKK) zur neuen "KKH Allianz" zusammen. Zum 1. Juli soll schließlich auch die "Metro AG Kaufhof Betriebskrankenkasse" mit ihren insgesamt 50.000 Versicherten in den Verbund integriert werden.

Die Kaufmännische Krankenkasse strebt Zusammenschlüsse mit anderen Anbietern an. (Foto: Foto: oh)

Unter Beobachtung

"Wir wollen Gesetzliche und Private Krankenkasse künftig enger verzahnen", so Hauke. Zurzeit verhandele die KKH außerdem noch mit einer Reihe anderer Anbieter, um mögliche Kooperationen oder Fusionen zu prüfen. "Wir führen zurzeit mit vielen Mitbewerbern Gespräche, und wer mit einsteigen will, ist herzlich willkommen", sagte Hauke.

Die Expansion der Hannoveraner gilt in der Branche als wegweisend, denn die enge Verflechtung von gesetzlicher und privater Krankenkasse gilt als Modell für die Zukunft. "Es wird in diesen Wochen daher mit Argusaugen auf uns geschaut", sagte Hauke. Zurzeit sind noch etwa 200 Krankenkassen am Markt aktiv. Branchenexperten halten weitere Zusammenschlüsse in der Branche wegen des Gesundheitsfonds und des damit verbundenen höheren Verwaltungsaufwands jedoch für unausweichlich.

In der Politik wird dies sogar indirekt gefordert: Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) zufolge reichen 50 bis 60 einzelne Kassen aus. Mit der Einführung des Gesundheitsfonds sind viele Krankenkassen auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen. Grund: Konnten kleinere Kassen - insbesondere die Betriebskrankenkassen - bis zur Einführung des Fonds noch über günstigere Beitragssätze punkten und Kunden gewinnen, gilt seit Jahresbeginn ein einheitlicher Tarif von 15,5 Prozent des Einkommens. Damit läuft der Wettbewerb nicht mehr über den Beitragssatz.

Zusätzliche Serviceleistungen und maßgeschneiderte Pakete sollen die Anbieter für ihre Kunden attraktiv machen. Die KKH Allianz etwa will den gesetzlich Versicherten über eine Vertriebskooperation mit der Allianz Private Krankenversicherung Zusatzversicherungen verkaufen. Denkbar wäre sogar, dass Allianz-Vertriebler KKH-Angebote an den Kunden bringen, heißt es.

Das Ziel ist klar umrissen: Aus dem Verbund von gesetzlicher und privater Versicherung soll ein einziges Versorgungspaket werden - bestehend aus Basisleistungen, auf die entsprechende Zusatzversicherungen gesattelt werden. Vor allem kleineren Anbieter, die beim großen Fusionskarussell außen vor bleiben, droht Experten zufolge in diesem veränderten Marktumfeld das Aus. Daher streben alle Anbieter nach Größe. Dies auch, um gegenüber Pharmakonzernen, Krankenhäusern und anderen eine größere Einkaufs- und Verhandlungsmacht aufzubauen.

Dabei kommen auch ungleiche Partner zusammen: Die KKH hat knapp zwei Millionen Versicherte; die Allianz BKK gerade mal 100.000 Kunden. Hatten sich mit der Techniker Krankenkasse und der IKK Direkt bereits Anfang des Jahres eine Innungs- und eine Angestelltenkrankenkasse zusammengetan, kooperieren mit KKH und Allianz BKK eine Ersatz- und eine Betriebskrankenkasse. Vor allem kleine und mittelgroße Kassen dürften in den kommenden Monaten fusionieren. Eine "Elefantenhochzeit" zwischen den ganz Großen der Branche aber, so der Präsident des Bundesversicherungsamtes, Josef Hecken, sei zurzeit nicht absehbar.

© SZ vom 19.02.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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