KFZ-Versicherungen:Teuer für die jungen Hüpfer

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Gerade bei Fahranfängern kassieren Kfz-Versicherer zum Teil horrende Prämien. Doch es gibt Möglichkeiten, günstig mobil zu bleiben.

Marco Völklein

"Soll das Ihr Ernst sein?", fragte Bernd Grasser verwundert ins Telefon zurück. Er konnte es nicht glauben: 6200 Euro Jahresbeitrag forderte die Versicherungsgesellschaft für seinen Opel Astra.

Beispielrechung 2: Absoluter Fahranfänger mit altem Auto. (Foto: Tabelle: SZ)

Im April hat Grasser seinen Führerschein gemacht. Nun hat sich der 18-Jährige ein Auto gekauft und sucht dafür eine günstige Haftpflichtversicherung. Doch das ist gar nicht so leicht: Da Fahranfänger zu der Gruppe gehören, die die meisten Unfälle verursacht, kassieren die Versicherungen in dieser Fahrergruppe auch die höchsten Prämien.

Hinzu kommt: Die Versicherungen nutzen die Kfz-Police als Instrument, um neue Kunden zu gewinnen. Entsprechend knapp kalkuliert sind die Prämien. Hat ein Versicherer zu viele junge Leute mit einem hohen Unfallrisiko in seinem Kundenstamm, geht die Kalkulation nicht mehr auf.

"Junge Leute werden gern mit unerschwinglichen Prämien abgeschreckt", heißt es dazu bei der Stiftung Warentest. Vor etwa einem Jahr hatten die Warentester junge Leute losgeschickt. Sie sollten bei 55 Versicherern Angebote einholen. Von vielen bekamen sie gar keine Antwort auf ihre Anfrage.

Im Dschungel der Tarife

Auch ein Vergleich konkreter Beispielfälle zeigt, wie teuer eine Kfz-Haftpflichtversicherung für junge Leute werden kann. Der Internet-Vergleichsdienst Moneyworld.de hat zwei Beispielfälle berechnet: Ein junge Mann, der gerade den Führerschein gemacht hat und sich einen älteren Ford Fiesta kauft, müsste bei der teuersten Versicherung 9235 Euro Jahresbeitrag bezahlen. Beim günstigsten Anbieter kommt er auf 2584 Euro (Tabelle 1).

Das zeigt: Wer eine Kfz-Versicherung sucht, sollte die Preise genau vergleichen. Doch das ist gar nicht einfach. Denn die Versicherer überbieten sich gegenseitig mit zahlreichen Rabatten, die sie ihren Kunden gewähren. So erhalten zum Beispiel Beamte häufig gegenüber anderen Berufsgruppen einen Nachlass.

Die Versicherer beschäftigen ganze Heerscharen an Statistikern, die die Versicherten in immer neue Risikogruppen aufteilen. Und rein statistisch verursachen Beamte weniger Unfälle als Beschäftigte in der freien Wirtschaft - entsprechend gerechtfertigt ist der Rabatt aus Sicht der Versicherungswirtschaft. Ähnlich verhält es sich bei Menschen, die ihr Auto über Nacht in der Garage parken statt auf der Straße. Oder bei Leuten, die eine eigene Immobilie besitzen und nicht in einer Mietwohnung leben - auch sie erhalten alle einen Rabatt.

Ohne Unterstützung findet niemand den günstigsten Versicherer. Für Durchblick sorgen Vergleichsplattformen im Internet wie Moneyworld.de oder Aspect-Online.de. Autofahrer, die einen neuen Versicherer suchen, geben dort zahlreiche Daten ein - also nicht nur alles über ihr Auto, das sie versichern lassen wollen, sondern eben auch Beruf, Wohnsituation, Parkverhalten, die voraussichtliche Zahl der gefahrenen Kilometer im Jahr und vieles mehr. Die Vergleichsplattformen errechnen daraus dann den günstigsten Anbieter. Besser ist es, gleich mehrere Vergleichsplattformen zu nutzen, um sich ein Bild vom Gesamtmarkt zu machen. Nicht immer ist jede Plattform auf dem neuesten Stand. Anschließend lässt man sich von den so herausgefilterten Top-Anbietern ein Angebot errechnen.

Weil aber trotz aller Rabattitis die Policen für Fahranfänger teuer sind, verzichten viele auf eine eigene Versicherung und lassen es als Zweitauto bei den Eltern mitversichern. Oftmals gewähren die Gesellschaften für Zweitautos ebenfalls einige Prozente Nachlass.

Wichtig: Auch wenn der Nachwuchs kein eigenes Auto besitzt und nur hin und wieder den Wagen der Eltern steuert, müssen die Eltern dies der Versicherung mitteilen - und gebenenfalls die Zahl der im Jahr gefahrenen Kilometer anpassen. Die Versicherung wird dann zwar etwas teurer; aber verheimlichen lohnt sich nicht: Kommt zum Beispiel nach einem Unfall heraus, dass Sohn oder Tochter das Auto fuhren, darf die Versicherung Strafzahlungen kassieren. Und im schlimmsten Fall die Kasko-Leistung verweigern.

Haben junge Leute ein paar Jahre Fahrpraxis gesammelt, wird auch die Versicherung günstiger. Das zeigt der Musterfall einer Studentin, die zwei Jahre bei den Eltern mitfährt und mit 20 ihren eigenen Wagen auf sich selbst versichern lässt (Tabelle 2): Sie zahlt beim teuersten Anbieter für Kfz-Haftpflicht- und Vollkaskoschutz 1617 Euro im Jahr. Beim günstigsten sind es nur 610 Euro.

© SZ vom 18.07.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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