Kemmer unter Druck:BayernLB-Chef bekommt einen Aufpasser

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Der Freistaat baut den Einfluss auf die Landesbank aus und stellt Vorstand Michael Kemmer einen Sondergesandten zur Seite.

T. Fromm und K. Ott

Michael Kemmer hat sich wohl daran gewöhnt, häufig Anrufe aus der Politik zu bekommen. Anfang der Woche meldete sich der bayerische Finanzminister zur Abendessenszeit. Kemmer, Vorstandschef der Bayerischen Landesbank (BayernLB), legte seine Serviette zur Seite, ging aus dem Zimmer, sprach zehn Minuten mit Georg Fahrenschon, und setzte sich wieder hin.

Aufpasser für Kemmer: "Der Freistaat kümmert sich intensiv um die Bank" (Foto: Foto: AP)

Ein Routineanruf. Die beiden telefonierten täglich miteinander, sagen Insider. So ist es, wenn man als Banker einen Eigentümer hat, der heute die Hälfte an der Landesbank hält. Und bald wohl mindestens 90 Prozent.

Überraschungen vermeiden

Dass der Minister ständig über den Wasserstand bei der zwischenzeitlich halb untergegangenen Bank informiert sein möchte, ist verständlich. Fahrenschon will böse Überraschungen vermeiden, wie sie seinem Vorgänger Erwin Huber widerfuhren.

Der blamierte sich heftig, als er im Februar im Landtag erzählte, es gebe keine belastbaren Zahlen über die Belastungen der Landesbank. Gleichzeitig ging der Bankvorstand unter Kemmers Vorgänger Werner Schmidt daran, Risiken in Höhe von zwei Milliarden Euro öffentlich zuzugeben. So etwas soll Fahrenschon nicht passieren.

Wohl auch deswegen will Bayerns Finanzminister dem Vorstand der Landesbank künftig einen sogenannten Staatsbeauftragten zur Seite stellen. Als Verbindungsmann zwischen dem Vorstand und dem Haupteigentümer. In Bankkreisen überrascht das nicht. "Der Freistaat kümmert sich intensiv um die Bank", heißt es.

Im "Notfall-Modus"

Mehr Blätter als früher würden die Schreibtische zwischen Bank und Ministerium wechseln - häufig mehrmals am Tag. Angesichts der milliardenschweren Krise sei das normal. "Wir sind im Notfall-Modus", sagt ein hochrangiger Manager. Fahrenschons Sondergesandter soll sogar an Vorstandssitzungen teilnehmen, damit der Minister immer über alles im Bilde ist.

Das nächste Jahr wird für die Bank ein hartes Jahr. Tausende Stellen fallen weg, ganze Unternehmensbereiche werden zurückgefahren oder geschlossen, die Bilanzsumme der Bank wird drastisch sinken.

Auch darum wird sich der neue Aufpasser aus der Staatsregierung kümmern müssen: Dass die Bank nicht nur Milliardenbeträge an Kapitalzufuhr und Garantien verschlingt, sondern sich dafür auch einem radikalen Sanierungsprogramm unterwirft.

Nach außen wirkt die geplante Einsetzung eines Staatsbeauftragten wie eine "Misstrauensbekundung" dem Vorstand gegenüber. So sieht das die SPD-Opposition im Landtag. Aus der CSU-Fraktion ist Ähnliches zu hören. Es passe nicht zusammen, dass die CSU/FDP-Regierung dem Bankvorstand das Vertrauen ausspreche, aber gleichzeitig einen "Staatskommissar" an seine Seite berufe.

In der Bank wird abgewiegelt. Kemmer und Fahrenschon seien alte Bekannte, hätten ein "vertrauensvolles Verhältnis". Auch das Finanzministerium beschwichtigt. "Kemmer und auch der weitere Vorstand haben das volle Vertrauen von Fahrenschon."

Den Staatsbeauftragten soll der Minister schon ausgeguckt haben. Keinen Politiker, sondern einen Finanzexperten. Der Name ist aber noch geheim.

© SZ vom 18.12.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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