Kaupthing-Sparer:Wenn Gefühle Achterbahn fahren

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Zwischen Hoffnung und Ernüchterung: Deutsche Sparer, die ihr Geld bei Kaupthing angelegt haben, sollen nicht entschädigt werden, sagt Islands Staatchef. Falsch, sagt die Bank.

Die deutschen Kunden der isländischen Kaupthing-Bank erleben in diesen Tagen eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Mal sollen sie entschädigt werden, dann wieder nicht. Nahezu im Minutentakt ändern sich die Sachstände - und am Ende bleibt wieder nur die Hoffnung.

Plakativer Protest vor der isländischen Botschaft in Berlin: Deutsche Sparer bekommen ihr Geld nun wohl doch nicht zurück. (Foto: Foto: dpa)

Die aktuellste Nachricht kommt von der Bank selbst. Eine Sprecherin sagte am Dienstag in Reykkjavik, die deutschen Kunden sollen nach wie vor entschädigt werden.

Damit widersprach sie Islands Staatspräsident Olafur Ragnar Grimsson. Dieser hatte sich vehement gegen eine Entschädigung deutscher Sparer durch die Kaupthing-Bank ausgesprochen. "Die Deutschen müssen begreifen, dass die Menschen in Island alles verloren haben", sagte Grimsson der Financial Times Deutschland. Vor diesem Hintergrund sei es den isländischen Steuerzahlern nicht zu vermitteln, dass sie jetzt auch noch für die Verluste deutscher Sparer aufkommen müssten.

Nicht nur Islands Angelegenheit

Es sei ungerecht, dass ausländische Anleger erwarteten, dass Island die ganze Last der Finanzkrise trage, sagte das Staatsoberhaupt: "Ich bin überrascht von den Forderungen unserer Freunde im Ausland." Die weltweite Finanzkrise sei nicht allein eine isländische Angelegenheit, sagte Grimsson. Verantwortlich für den Bankencrash sei vielmehr das europäische Bankensystem, das dringend reformiert werden müsse.

Auch Islands Regierung hat sich inzwischen zu Wort gemeldet und die Absicht bekräftigt, Auslandsschulden nach dem Zusammenbruch der drei größten Banken zu begleichen. In der Erklärung nach einer Kabinettssitzung in Reykjavik hieß es, Island stehe zu den Vereinbarungen vom November mit der EU sowie den vom Bankenzusammenbruch betroffenen Ländern Deutschland, Großbritannien und Niederlande.

Die mittlerweile verstaatlichte Kaupthing Bank war im Oktober 2008 gemeinsam mit zwei weiteren isländischen Großbanken zusammengebrochen. Die deutsche Tochter Kaupthing Edge hatte bis vor wenigen Monaten relativ hoch verzinste Tages- und Festgeldkonten in Deutschland angeboten; rund 30.000 deutsche Sparer hatten dort mehr als 300 Millionen Euro angelegt.

Finanzministerium verweist auf "Faktenlage"

Seit dem Zusammenbruch der Bank ist dieses Vermögen eingefroren, deutsche Anleger bemühen sich bislang vergeblich um eine Auszahlung. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte im November allen gut 30.000 Kaupthing-Kunden aus Deutschland versprochen, dass sie ihre Einlagen vollständig zurückerhalten.

Auf die Ansage des isländischen Staatspräsidenten Grimsson reagierte das Finanzministerium am Dienstag gelassen. "Wir verweisen auf die Faktenlage", sagte ein Ministeriumssprecher zu sueddeutsche.de. Das Amt sei mit den entsprechenden isländischen Stellen in Kontakt.

Noch in der vergangenen Woche hatte der Kaupthing-Zwangsverwalter auf einer Gläubigerversammlung den deutschen Sparern Hoffnung gemacht. Kaupthing verfüge derzeit schon über 80 Prozent der insgesamt nötigen 330 Millionen Euro, sagte er. Die Bank wolle "so schnell wie möglich" in Absprache mit der deutschen Bankaufsicht Bafin mit den Auszahlungen beginnen.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/dpa/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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