Lotto-Fieber in der Regierung:Steinbrücks Tipp-Show

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In Zeiten der Krise wählt auch Bundesfinanzminister Steinbrück unkonventionelle Geldbeschaffungsmethoden - er will den Lotto-Jackpot knacken.

Melanie Ahlemeier

Kein Wunder, dass Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), seit vergangenem September als oberster Brandlöscher der Republik im Dauereinsatz, neue Wege sucht, um die Finanzlöcher irgendwie zu stopfen. Seit kurzem ist bekannt: Steinbrück ist dem Lotto-Fieber verfallen! Seinen Schein hat er schon abgegeben und seine Glückszahlen während der jüngsten Bundestagssitzung sicherheitshalber noch einmal genau kontrolliert. Anschließend verschwand der Schein - begleitet von einem sorgsamen Blick seines Besitzers - in dessen linker Sakkotasche.

Dem Lotto-Fieber verfallen: Finanzminister Peer Steinbrück mit Lottoschein im Bundestag. (Foto: Foto: dpa)

"Das muss klappen!", wird sich Steinbrück mantraartig still und leise in seinen Gedanken gesagt haben. Unglaubliche 35 Millionen Euro liegen für die Ziehung am Samstag im Pott. Und auch wenn die Chance, sechs Richtige zu tippen, mit eins zu 140 Millionen Euro verschwindend gering ist - wer es nicht versucht, hat erst gar keine Chance!

Deutschland in Not

Die Not in Deutschland muss also sehr groß sein, wenn sich selbst der Bundesfinanzminister genötigt sieht, beim Glücksspiel "6 aus 49" Geld zu wetten. Um die maroden Staatsfinanzen zu retten. Doch der für seinen Sarkasmus bekannte Minister nimmt selbst das mit Humor: "Vielleicht klappt's mit dem ausgeglichenen Haushalt ja doch noch."

Doch, oh weh. Das wird nicht klappen. "Super-Peer", der als regelmäßiger Lotto-Spieler offenbar längst der Spielsucht verfallen ist, wird die desolate Finanzlage des Bundes nicht retten - er tippt gar nicht im Auftrag der Regierung. "Er spielt privat, rein privat", heißt es über den Ersten Haushälter der Republik auf Anfrage von sueddeutsche.de.

Ob er die Geburtsdaten von Willy Brandt und Helmut Schmidt vielleicht in Kombination mit seinem Hochzeitstag als persönliche Glückszahlen gewählt hat? Und wie viel Privatknete riskiert der Minister in Hoffnung auf den Millionen-Coup? Das Steinbrück-Ministerium mauert. "Das ist privat", heißt es aus Berlin zum Lotto-Fieber des Chefs auf jede Frage - auch irgendwie mantraartig.

Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Steinbrück - im Falle des Gewinns - mal eben mit einem Geniestreich 35 Millionen für den maroden Staatshaushalt hereingeholt hätte. Auch wenn manch einer angesichts des Verhältnisses zwischen Lotto-Jackpot und Konjunkturhilfen vielleicht von "Peanuts" spricht.

Zahlenkolonnen einfach weggefegt

Dabei hätte das so gut zu dem Mann, der sich als großer Sanierer schon in den Geschichtsbüchern sah, gepasst. Nach seinen Amtsvorgängern Theo Waigel und Hans Eichel war der erste ausgeglichene Haushalt seit Jahrzehnten im Grunde genommen schon absehbar, doch dann brach die Finanzkrise einem Tsunami gleich auch über Deutschland herein - und fegte alle so sauber aufgelisteten Zahlenkolonnen und Jahresziele weg. Einfach so.

Als übler Schuldenmacher muss sich der gebürtige Hamburger inzwischen beschimpfen lassen, und da wundert's kaum, dass selbst Peer Steinbrück schon einmal an die Zeit nach der Bundestagswahl im September 2009 denkt. "Ich verspreche nichts, um über die nächste Wahl zu kommen. Wir brauchen mehr Ehrlichkeit", sagte der Minister vor einem knappen halben Jahr dem Stern. Und dem Magazin Cicero verriet er vor wenigen Jahren seine persönliche Definition von Macht: "Auf Zeit verliehenes Mandat, das man weder verschämt noch unverschämt wahrnehmen soll. Keine Suchtgefahr."

Ja, Steinbrück wird sich das mit dem privaten Lottogewinn in seinen Gedanken schon schön ausgemalt haben. Die Kreuzchen an der richtigen Stelle - und dann: "Adieu, Bundesfinanzamt!", "Ade, große Koalition!". Denn auf der Rückseite seines privaten Lottoscheins steht in dicken Lettern das Ziel eines jeden Lottospielers: "Einfach in Rente". Es ist Werbung für die Glücksspirale.

Wenn es doch nur so einfach wäre!

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