Kampfansage:Sparkassen greifen Direktbanken an

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Mit günstigeren Angeboten beim Abschluss über das Internet wollen Sparkassen Marktanteile zurückerobern. Zudem gibt es Überlegungen, Beratungsgebühren einzuführen.

Caspar Dohmen

Sparkassen wollen den Direktbanken stärker Paroli bieten. Anfang November will mit Köln-Bonn die größte öffentlich-rechtliche Sparkasse deshalb mit neuen Onlineangeboten für Kunden starten. "Dann bieten wir bei ausgewählten Produkten vergleichbare Konditionen wie die Direktbanken", sagte ein Manager der Sparkasse der Süddeutschen Zeitung.

Beratungsgespräche bei der Sparkasse könnten schon bald teuer werden. (Foto: Foto: dpa)

Dabei gehe es aber nicht um die Gründung einer eigenen Direktbank sondern vielmehr um Direktbankangebote über den bisherigen Onlineauftritt der Sparkasse. Im Visier haben die Kölner dabei vor allem das Baufinanzierungsgeschäft.

Andere Sparkassen könnten bald folgen

Schon bald könnten weitere Sparkassen dem Beispiel folgen. "In anderen Häusern gibt es ähnliche Überlegungen", sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Dazu zählt mit der Kreissparkasse Köln auch die drittgrößte Sparkasse.

Man prüfe eine Aufsplittung der Angebote im Baufinanzierungsgeschäft, sagte der für das Privatkundengeschäft zuständige Vorstand Wolfgang Schmitz der SZ. Noch sei aber nicht entschieden, ob künftig über das Internet Baufinanzierungen günstiger angeboten würden.

Drei Viertel der Ausleihungen entfallen an Privatkunden

Für die Sparkassen ist die Finanzierung von Häusern und Wohnungen ein zentraler Bestandteil ihres Privatkundengeschäft. Darauf entfallen rund drei Viertel der Ausleihungen der 458 Sparkassen an ihre private Kunden.

Deshalb sind die aggressiven Angriffe der Direktbanken in diesem Geschäftsfeld besonders schmerzlich. Ein Indiz für den verschärften Wettbewerb im Baufinanzierungsgeschäft ist der Preisverfall für Kredite in Deutschland.

Hier sanken nach Berechnungen der britischen Großbank HSBC die Margen im Kreditgeschäft innerhalb von einem Jahr um 0,6 Prozentpunkte auf 1,2 Prozentpunkte. Die Marge berechnet sich in diesem Fall aus den durchschnittlichen Kreditzinsen der Kunden und den Refinanzierungssätzen der Banken am Geldmarkt.

Lange schon streiten die Sparkassen über ein probates Gegenmittel gegen die Direktbanken, die ihnen auch in anderen Geschäftsfeldern wie Tagesgeld oder Konsumentenkrediten Marktanteile abgenommen haben. Erst zuletzt verwarfen die Sparkassen allerdings in ihrer Berliner Erklärung die Gründung einer eigenen bundesweiten Sparkassendirektbank.

Bayer LB und Helaba werben Sparkassenkunden ab

Die Bayern LB und die Helaba sind allerdings mit eigenen Direktbanken schon erfolgreich am Markt und werben so auch Sparkassenkunden ab, was im öffentlich-rechtlichen Lager für viel Unruhe gesorgt hatte. Generell gilt bei den Sparkassen aber bisher der Multikanalansatz.

Demnach verkaufen die Institute grundsätzlich ihre Produkte zu gleichen Preisen, unabhängig davon, ob über die Filiale oder über das Internet. Das könnte sich in Zukunft nun ändern.

Skeptische Stimmen

Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen im Sparkassenlager zu der neuen Preisoffensive. "Es bedarf einer ungeheuren Disziplin einer Sparkasse, unterschiedliche Konditionen über verschiedene Vertriebskanäle durchzuhalten", sagt ein Sparkassenmanager.

Konflikte scheint auch die Sparkasse Köln-Bonn zu ahnen. Jedenfalls will das Institut die neuen Angebote dem Vernehmen nach nicht bewerben. Offiziell wollte die Sparkasse Köln-Bonn zu ihrer Online-Offensive auch keine Stellung nehmen.

Bei der Neugestaltung ihres Baufinanzierungsgeschäfts überlegt die Kreissparkasse Köln aber, noch einen Schritt weiter zu gehen. Geprüft werde die Einführung einer Beratungsgebühr bei Baufinanzierungen, sagt Schmitz.

In diesem Fall würde der Kunde bei einem Abschluss bei der Sparkasse die Gebühr erstattet bekommen und einen weiteren Anreiz bekommen, beispielsweise die Zahlung der Wohngebäudeversicherung für ein Jahr, sagt Schmitz. "Noch ist aber nichts entschieden".

Gebühren machen Sinn

Solche Überlegungen gebe es auch bei anderen Sparkassen, sagt ein Sprecher des Sparkassenverbandes Hessen-Thüringen. Die Erhebung von Gebühren mache aufgrund der höheren Transparenz Sinn.

Allerdings sind Gebühren im Bankgewerbe schwer umsetzbar. Wie schwierig dies ist, erlebte vor fünf Jahren die Deutsche Bank beim Versuch für Kleinanleger Beratungsgebühren einzuführen.

Bei anderen kostet die Beratung längst

Dagegen gibt es bereits Volks- und Raiffeisenbanken, die für komplexe Geldgeschäft Gebühren erheben. Dazu zähle etwa die Vermögensberatung, aber nicht die Baufinanzierung, heißt es beim Verband BVR.

Etabliert haben sich Beratungsgebühren bei Reisebüros. Sie standen vor wenigen Jahren vor einem ähnlichen Dilemma wie die Sparkassen. Die Kunden nutzten die Beratung im Reisebüro, buchten die Ferienreise aber anschließend selbst über das Internet.

© SZ vom 13.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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