Kampf ums Geld:Es klemmt und klemmt und klemmt

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Geld, dringend gesucht: Staaten und Unternehmen stehen vor ähnlichen Problemen - weil sie auf der Suche nach frischem Kapital sind.

Martin Hesse

Es gibt wenige Themen, die Politiker ähnlich leidenschaftlich diskutieren, wie die Gefahr einer Kreditklemme. Lediglich die Frage, ob Griechenland unbewohnte Inseln verscherbeln sollte, um Schulden bei deutschen Banken tilgen zu können, scheint manchen Volksvertreter noch mehr zu bewegen. Interessanterweise besteht zwischen beiden Themen ein doppelter Zusammenhang.

Zum einen spielt sich derzeit auf Ebene der Staaten Ähnliches ab, wie seit gut einem Jahr zwischen Banken und Unternehmen. In guten Zeiten erhielten Länder wie Griechenland problemlos Geld, auch wenn sie damit schludrig umgingen. So wie manche schlecht geführte Firma profitierten sie davon, dass die Wirtschaft mit billigem Geld überversorgt war. Seit die Finanzkrise wütet, scheuen Kreditgeber und Anleiheninvestoren Risiken. Sie verlangen höhere Zinsen und neigen dazu, den schwächsten Schuldnern gar kein Geld mehr zu geben.

Das ist es im Kern, was Unternehmer und Politiker ständig beklagen. Grundsätzlich ist es aber eine gesunde Entwicklung, wenn höhere Zinsen jetzt wieder die tatsächlichen Risiken widerspiegeln. Ist der Preis des Risikos überall ähnlich gering, wie vor der Krise, dann fließt Geld eben auch in Staaten und Firmen, die damit nicht umgehen können.

Unstrittig ist aber auch, dass Banken es jetzt bisweilen übertreiben und auch gesunde Firmen nicht ausreichend finanzieren. Diese Gefahr wird noch zunehmen, und da besteht ein zweiter Zusammenhang mit dem Griechenland-Problem. Von Athen bis Berlin müssen Regierungen dieses Jahr an den Kapitalmärkten so viel Geld einsammeln wie nie zuvor, um ihre Defizite zu finanzieren. Dadurch steigen die Zinsen, und es wird für Unternehmen noch schwerer, zu erträglichen Kosten frisches Geld zu bekommen.

Hinzu kommt erstens, dass die Bonitätsnoten für Firmen sinken. Dadurch müssen Banken mehr Kapital für jeden Kredit bereithalten. Das Kapital vieler Banken schrumpft aber, zweitens, weil sie noch immer Verlust machen. Drittens kommen neue Gesetze, die von den Banken mehr Kapital verlangen. Viertens werden Firmen mehr Kredite brauchen, wenn die Wirtschaft wieder wächst. Die Kreditknappheit wird sich also verschärfen. Mehr Staatshilfen sind dennoch das falsche Rezept. Bestehende Instrumente wie der Deutschlandfonds sind nicht ausgeschöpft, außerdem müssen auch Regierungen zunehmend auf ihre Kreditwürdigkeit achten.

Wie man es auch dreht: Alle müssen runter von den Schulden.

© SZ vom 13./14.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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