Investment:Hedge-Fonds sind besser als ihr Ruf

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Die gescholtenen Geldmanager haben das Kundenkapital erfolgreich durch die Kreditkrise gelotst. Allerdings kosten die Gebühren den Anleger viel Rendite.

Marco Zanchi und Markus Zydra

Hedge-Fonds sind gefährlich. Diese Aussage lässt sich leicht belegen. Immer wieder ist in den vergangenen Monaten ein solcher Fonds in die Pleite gerutscht oder stand kurz vor dem Kollaps. Kaum jemand außerhalb der Szene hatte Namen wie Peloton, Focus, Carlyle und Endeavour wohl je vorher gehört.

(Foto: Grafik: SZ)

Doch plötzlich - am Tag der Katastrophe - werden diese Fonds bekannt und verstärken damit den ersten Eindruck immer aufs Neue. Manager von Hedge-Fonds sind Zocker, die so lange alles auf eine Karte setzen, bis ihr Fonds unter einer massiven Schuldenlast zusammenbricht. Zudem gefährden sie dadurch die Stabilität des Finanzsystems.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Natürlich gibt es unter den weltweit 9000 Hedge-Fonds-Managern viele Spielertypen. Ebenso gibt es aber welche, die ihre eigentliche Aufgabe ernst nehmen: das Kapital zu erhalten und gegen Risiken abzuschirmen. Die große Kunst besteht darin, solche Hedge-Fonds zu identifizieren. Profis stecken viel Zeit und Geld in diese Aufgabe. Und es hat sich gelohnt, trotz der vielen Pleiten.

Dachfonds streuen Risiko

Investments in Hedge-Fonds haben sich seit Ausbruch der US-Kreditkrise Mitte Juli 2007 als wertbeständig erwiesen. Das zeigt eine internationale Analyse der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Die Daten reichen bis Ende Februar (linke Grafik). Seit August 2007 haben Aktien weltweit, gemessen am Index MSCI World, sehr viel verloren. Anleihen haben global am besten abgeschnitten (JPM GBI), und Hedge-Fonds befinden sich im Plus-/Minus-Null-Bereich (HFRI FoF). Analysiert wurden hier Dach-Hedge-Fonds. Das sind Produkte, die aus dem 9000 Hedge-Fonds großen Universum die besten heraussuchen und unter ihr Dach nehmen.

Bemerkenswert ist, dass Hedge-Fonds in dieser Periode schlechter abgeschnitten haben als Anleihen. Der Grund liegt nicht darin, dass die Manager versagt haben - ganz im Gegenteil. Sie haben gute Arbeit geleistet und dafür auch kassiert.

Komplexe Handelsstrategien

Die Profite der Hedge-Fonds sind von den Gebühren aufgefressen worden. Sind Anleihen deshalb besser als Hedge-Fonds? In einigen Phasen bestimmt, andererseits sind gute Dach-Hedge-Fonds breit diversifiziert. Sie stecken das Geld auch in Anleihen, allerdings verpackt in mitunter komplexe Handelsstrategien.

Langfristig zeigt sich die stabilisierende Wirkung von Dach-Hedge-Fonds deutlich. Seit Januar 2003 haben Aktien am besten abgeschnitten; diese Anlageklasse birgt auch die größten Risiken. Hedge-Fonds zeigen dagegen eine stetige Rendite, die meist über der von Anleihen liegt. In Zeiten der Krise vermeiden Hedge-Fonds Verluste.

Dass Hedge-Fonds das Kapital schützen, wenn die Kurse fallen, ist weniger überraschend, als es Laien erscheinen mag. Vielmehr ist genau das der Zweck dieser misstrauisch beäugten Geldmanager, die hohe Freiheiten haben und auf fallende Kurse setzen können, um das Kapital zu schützen.

Je breiter das Portefeuille eines Dachfonds ist, desto eher ist der Kapitalerhalt möglich. Vermögende Privatanleger stecken ihr Geld vor allem in Dach-Hedge-Fonds, weil die Risiken so noch besser gestreut werden, vorausgesetzt die richtige Auswahl gelingt.

In Deutschland ist der Markt aufgrund der strengen aufsichtsrechtlichen Transparenzvorschriften sehr klein. Viele Deutsche investieren vor allem im Ausland. Für normal verdienende deutsche Privatanleger gibt es aber zahlreiche Zertifikate auf dem Markt, mit denen die Performance von Dach-Hedge-Fonds indirekt abgebildet wird.

© SZ vom 3.5.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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