IKB: Bundesregierung prüft Notkredit:Bank am Abgrund

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Die Bundesregierung erwägt, die Mittelstandsbank IKB durch den Einsatz von Steuergeld zu retten. In Verhandlungskreisen hieß es, die Lage sei so dramatisch, dass "keine Option tabu" sei. Die Aktie stürzte ab.

Claus Hulverscheidt und Martin Hesse

Der Kurs der IKB-Aktie brach am Montag zeitweise um mehr als 20 Prozent ein. Die IKB benötigt nach Angaben aus den Kreisen einen weiteren Betrag von rund 1,5 Milliarden Euro, um ihre Verluste aus fehlgeschlagenen Spekulationsgeschäften am US-Hypothekenmarkt auszugleichen. Fließt das Geld nicht, ist die eigentlich grundsolide Bank am Ende. Der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Jochen Sanio, hatte am Wochenende eine Schließung der IKB ins Auge gefasst, davon aber zunächst wieder abgesehen.

Die IKB brauche weitere 1,5 Milliarden Euro, um ihre aus der US-Hypothekenkrise resultierenden Verluste auszugleichen. (Foto: Foto: Reuters)

Größte Aktionärin der Düsseldorfer Bank ist mit einem Anteil von 38 Prozent das staatseigene Förderinstitut KfW. Ihr mit 5,3 Milliarden Euro dotierter Fonds für Bankenkrisen ist aber vor allem wegen der Probleme bei der IKB bereits ausgeschöpft. Um weitere Hilfen mobilisieren zu können, müsste sie ihr Kapital erhöhen oder ihre Fördertätigkeit für den Mittelstand einschränken. Da beides politisch nicht gewollt ist, denkt die Bundesregierung nach Angaben aus den Verhandlungskreisen nun über einen Kredit an die KfW nach. Damit komme der Staat immer noch glimpflicher davon als die britische Regierung, die beim Kriseninstitut Northern Rock sämtliche Schulden von 73 Milliarden Euro habe übernehmen müssen. Eine weitere Option ist ein Verkauf der profitablen Teile der IKB. Denkbar ist auch die Gründung einer sogenannten "bad bank", die alle Risiken übernimmt oder der Verkauf an Finanzinvestoren. Das Finanzministerium lehnte jeden Kommentar zu den möglichen Optionen ab.

Alle Eigner sollen mitmachen

Das Finanz- und das Wirtschaftsressort dringen allerdings darauf, dass sich alle Anteilseigner an einem Rettungspaket beteiligen. "Eine Insolvenz der IKB wäre für alle Beteiligten am Ende teurer als die Beteiligung an einer Rettungsaktion", hieß es in Regierungskreisen. Erheblicher Unmut herrscht in der Regierung über die Vorstände von KfW und IKB, die die Probleme immer noch nicht im Griff hätten. Zudem seien der KfW-Verwaltungs- und der IKB-Aufsichtsrat nur unzulänglich informiert worden.

Nach Angaben aus Frankfurter Finanzkreisen sähe Bankenaufseher Sanio am liebsten eine Kapitalerhöhung der IKB, an der sich alle Eigentümer beteiligen. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die privaten Aktionäre dabei mitmachen würden. Die gemeinnützige Stiftung Industrieforschung, mit 11,8 Prozent zweitgrößte Anteilseignerin der IKB, erklärte bereits, sie sei dazu nicht in der Lage. "Die Stiftung hat keine finanziellen Mittel, sich zu beteiligen", sagte Stiftungsvorstand Wolfgang Lerch. Die Privatbank Sal. Oppenheim wollte sich nicht zu dem Thema äußern. Sie hält fünf Prozent an der IKB und ist damit drittgrößte Anteilseignerin. Etwa 45 Prozent der Aktien sind in Streubesitz. Eine Pleite der IKB träfe allerdings auch die übrigen Banken, weil ihr Einlagensicherungsfonds zur Kasse gebeten würde.

Der Bundesverband deutscher Banken lehnt eine Stellungnahme ab. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), der sich an der ersten IKB-Stützungsaktion im Sommer noch beteiligt hatte, lehnt ein weiteres Engagement rigoros ab. "Wir sind unserer Verantwortung für die IKB mehr als gerecht geworden", sagte ein DSGV-Sprecher. Es handle sich schließlich um eine private Bank.

Den neuerlichen Kurssturz der IKB-Aktie bezeichneten Händler als Reaktion der freien Aktionäre auf die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung. Mehrere Banken, darunter Unicredit und die Landesbank Baden-Württemberg, rieten Aktionären, ihre IKB-Anteile zu verkaufen. Der Verkauf der Bank selbst liegt wegen der jüngsten Entwicklung auf Eis. Nachdem zunächst eine Reihe von Kreditinstituten ihr Interesse bekundet hatte, waren zuletzt viele Finanzhäuser wie die DZ Bank und die WGZ, die Dachinstitute der deutschen Genossenschaftsbanken, abgesprungen.

© SZ vom 12.02.2008/ang/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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