Hypo-Vereinsbank:Jobverlagerung nach Polen

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Die Arbeitnehmervertreter sind sauer und sprechen von einer "Kriegserklärung": Die Hypo-Vereinsbank verlegt Arbeitsplätze nach Polen - offenbar sind 1800 Jobs betroffen.

Thomas Fromm

Wie die Hypo-Vereinsbank (HVB) bestätigte, sollen zwischen 2009 und 2010 insgesamt 250 Arbeitsplätze aus dem Bereich Abwicklung nach Polen verlagert werden. Außerdem plant die Bank die Auslagerung eines Teils ihrer Logistik- und Gebäudemanagement-Tätigkeiten an einen externen Dienstleister.

In Unruhe: Unter den Mitarbeitern der Hypo Vereinsbank herrscht zur Zeit große Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens. (Foto: Foto: ddp)

Betroffen davon sind etwa Mitarbeiter der Hauspost und des Dienstwagenmanagements. Ziel der HVB ist offenbar, diese Aktivitäten zu verkaufen. Laut Betriebsrat sind hier unter anderem die Firma Dussmann und die Post als Käufer im Gespräch. Die HVB teilt dazu mit: Der Auswahlprozess potentieller Partner sei "vor kurzem gestartet" worden, "das Outsourcing dieser Bereiche soll bis Ende 2008 abgeschlossen sein, der Übergang soll in 2009 erfolgen". Die HVB werde durch diese Maßnahmen bis zu 25 Millionen Euro im Jahr einsparen.

Zeit großer Verunsicherung

Laut HVB sollen die Betroffenen trotz der Verlagerung ihre bisherigen Gehälter behalten. "Man wird sich bemühen, die von der Polen-Verlagerung betroffenen Mitarbeiter in andere Funktionen zu geben", sagte ein HVB-Manager. Flankierend würden auch sozialverträgliche Modelle wie etwa Altersteilzeit für die Betroffenen geprüft.

Die Details der Sparpläne waren bereits am Dienstag dem Gesamtbetriebsrat des Unternehmens präsentiert worden, heißt es in Arbeitnehmerkreisen. "Sie können sich nicht vorstellen, wie stinkig die Betroffenen waren", erzählt ein Mitglied des HVB-Betriebsrats. Die Sparmaßnahmen fallen zudem in eine Zeit großer Verunsicherung bei der Belegschaft.

Nach der Übernahme durch die italienische Unicredit im Jahre 2005 steht nun der nächste große Umbau bei dem Münchner Institut an. Zum 1. Mai wurde die Zahl der HVB-Vorstände von zehn auf sechs reduziert - viele altgediente HVBler sehen darin auch ein Zeichen für den schwindenden Einfluss des Instituts in der Bankengruppe. Gleichzeitig wächst das Unbehagen bei vielen Kredit-Kunden, seitdem bekannt wurde, dass die Bank riskante Kunden in einer Sondereinheit führt und ständig auf deren Bonität hin überprüft.

Überrascht von den Protesten

Entsprechend harsch fielen die Reaktionen der HVB-Vertreter in der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aus. Hier heißt es, Unicredit habe vor, "den Mitarbeitern der Hypo-Vereinsbank den Krieg zu erklären", die HVB solle "ausgeweidet" werden. Bei der Stellenverlagerung nach Polen handele es sich lediglich "um einen ersten Schritt".

Ziel sei es, sämtliche sogenannte "Back-Office"-Tätigkeiten, also Banktätigkeiten ohne Kundenkontakt, in eine "Back-Office-Fabrik" zu verlagern, heißt es in einer Einladung des Betriebsrates zu einer Versammlung am kommenden Dienstag. "Im schlimmsten Fall wären bis zu 1800 Kolleginnen und Kollegen davon betroffen." Dazu erklärt die HVB: "Die Zahl 1800 können wir so nicht nachvollziehen". Bei der Zahl handele es sich um beim Zusammenschluss mit der Unicredit geplante Einsparungen, "die wir in den Jahren 2006 und 2007 bereits zu einem großen Teil realisiert haben".

Bei der HVB zeigte man sich überrascht über die Vehemenz der Proteste. Die Pläne seien bereits im Sommer 2007 bekannt gewesen; jetzt gehe es lediglich an die "Umsetzung". Dem widerspricht Klaus Grünewald, Arbeitnehmervertreter im HVB-Aufsichtsrat. Der "breite Umfang der Sparmaßnahmen" sei neu. Grünewald warnte, am 30. Juni laufe der Gehaltstarifvertrag für das Bankgewerbe aus. Danach sei man von der Friedenspflicht in Entgeldfragen entbunden.

Profitabilität soll erhöht werden

"Da werden Streiks in den Diskussionen sicherlich eine Rolle spielen", sagte der Arbeitnehmervertreter der Süddeutschen Zeitung. Zumindest die kommende Woche dürfte für das HVB-Management heiß werden: An allen großen Standorten sollen die Mitarbeiter zu Betriebsversammlungen zusammengetrommelt werden, um über das weitere Vorgehen zu diskutieren.

Der HVB und ihrem Mutterkonzern Unicredit geht es bei den Maßnahmen um Millioneneinsparungen, um die Profitabilität des Instituts zu erhöhen. HVB-Chef Wolfgang Sprißler, der im Januar 2009 aus dem Amt scheidet, hatte erst vor einigen Wochen einen verhaltenen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr gegeben. Zwar stieg der Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr um rund ein Viertel auf 2,05 Milliarden Euro. Allerdings begann das erste Quartal wegen der weltweiten Kreditkrise auch für die Münchner unerwartet schwach. "Im Investmentbanking wird es auch bei uns weiter zu signifikanten Wertkorrekturen kommen", hatte Sprißler noch vor wenigen Wochen angekündigt.

© SZ vom 3.5.2008/jkf/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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