Hypo Real Estate:Funke fordert Millionen

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Keine andere Bank in Deutschland braucht mehr Hilfen als die Hypo Real Estate - doch Ex-Chef Funke klagt vor Gericht auf Gehalt und Ruhegeld.

Klaus Ott

Das angeschlagene Kreditinstitut k ann nur mit Krediten und staatlichen Garantien in Höhe von 102 Milliarden Euro überleben, und selbst diese Summen dürften nicht mehr lange reichen. Gemessen daran sind die Beträge, über die irgendwann in den kommenden Wochen oder Monaten beim Landgericht München verhandelt wird, nur Kleingeld. Die Aufregung darüber wird aber wohl genauso groß sein, wie bei den astronomischen Staatshilfen.

Ex-HRE-Boss Funke klagt vor Gericht. (Foto: Foto: ddp)

Der ehemalige Konzernchef Georg Funke und der frühere Finanzvorstand Markus Fell klagen gegen ihre fristlosen Kündigungen, die vom 23. Dezember 2008 datieren und mit heftigen Vorwürfen begründet worden waren.

Die beiden Ex-Vorstände sollen mitschuldig sein am Niedergang der HRE, sie weisen das aber zurück. Funke und Fell pochen vor Gericht auf ihre Verträge, die normalerweise bis September 2013 laufen würden. Funke bekäme bis dahin mehr als 3,5 Millionen Euro, Fell gut zwei Millionen Euro. Für Ex-Chef Funke geht es noch um mehr. Er will nach Angaben des Gerichts auch feststellen lassen, dass sein Anspruch auf Ruhegeld weiterhin gilt.

Es geht um alles

Hätte Funke damit Erfolg, dann bekäme er nach Ablauf seines Vertrags 560.000 Euro Rente im Jahr. Funke ist erst 55 Jahre alt, unter bestimmten Voraussetzungen erhielte er aber schon vor dem 60. Lebensjahr sein Ruhegeld. Der wichtigste Punkt: Es darf, so steht es in den Geschäftsberichten der HRE, "kein Verschulden des Vorstandsvorsitzenden vorliegen". Für Funke geht es also um alles: um sein Gehalt in Höhe von zuletzt 800.000 Euro pro Jahr, um sein späteres Ruhegeld in Höhe von 560.000 Euro. Und um 150.000 Euro, die das Finanzinstitut seit der fristlosen Kündigung bereits nicht mehr ausgezahlt hat und die der Ex-Vorstandschef ebenfalls bei Gericht einfordert. Mit Frank Lamby hat ein weiterer früherer Vorstand Klage gegen die HRE erhoben; er verlangt 37.500 Euro, die ihm als Vergütung noch zustünden.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), ein Verbund von Kleinaktionären, bezeichnet die Klagen als "beispiellose Instinktlosigkeit". Die Ex-Vorstände hätten die HRE in eine Existenzkrise geführt, die indirekt den gesamten deutschen Finanzsektor bedrohe. Den Managern fehle offenbar "jegliche Spur von Moral", sagte DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker. Die DSW hatte wegen des Niedergangs der HRE Anzeige bei der Münchner Staatsanwaltschaft erstattet, die inzwischen gegen Funke, Fell und weitere ehemalige Verantwortliche der HRE ermittelt. Sie stehen im Verdacht, mit einer zu riskanten Finanzpolitik Bankvermögen veruntreut sowie die Aktionäre über den wahren Zustand des Instituts getäuscht zu haben. Als Privatbank ist die HRE nicht mehr lebensfähig, sie soll verstaatlicht werden.

© SZ vom 27.02.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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