HSH Nordbank zahlt Halteprämien:Lächeln und abkassieren

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Die marode HSH Nordbank hat offenbar noch zu viel Geld: Mitarbeiter können kräftig absahnen, denn das vor dem Kollaps bewahrte Institut zahlt Halteprämien. In sechsstelliger Höhe.

Erst war es der Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, der eine Halteprämie kassierte. Jetzt sind es die Mitarbeiter, denn die angezählte norddeutsche Landesbank, die nur mit Hilfe von Milliardenzahlungen aus Kiel und Hamburg sowie staatlicher Unterstützung die Turbulenzen der Finanzkrise überlebt hat, will wichtigen Mitarbeitern eine Bleibeprämie zahlen. Warum? Die Bank möchte eine mögliche Abwanderung von rund 500 Leistungsträgern um jeden Preis verhindern, schließlich wird die Bank gerade neu strukturiert - und Personal abgebaut.

Stark angeschlagen, aber zahlungsfreudig: die HSH Nordbank. (Foto: Foto: AP)

Findige Mitarbeiter könnten da schnell auf die Idee kommen, die von der HSH Nordbank angebotenen Abfindungen im Rahmen des Personalabbaus einzustreichen, um sich anschließend auf dem Arbeitsmarkt einfach einen neuen Job zu suchen. Schließlich werden qualifizierte Bankfachleute auch in der größten Wirtschaftskrise seit mehr als 80 Jahren vielerorts gesucht.

Angebot an jeden siebten Mitarbeiter

Gut jedem siebten der rund 4600 Mitarbeiter soll eine Bleibeprämie angeboten werden, damit der Geschäftsbetrieb des Instituts risikolos weiterläuft. Dazu habe die Bank ein entsprechendes Programm aufgelegt, sagte ein Sprecher. Wem die Halteprämie nicht reicht, kann weiter pokern: Um Qualifizierungsmaßnahmen, Teamworkshops und verlängerte Kündigungsfristen im Arbeitsvertrag.

Im Vergleich zu Bankchef Nonnenmacher, der intern in Anspielung auf eine James-Bond-Figur "Dr. No" genannt wird, kassieren die Angestellten allerdings deutlich weniger. Nonnenmacher erhielt kürzlich 2,9 Millionen Euro, "unverzichtbare" Mitarbeiter können maximal 120.000 Euro einstreichen - gestaffelt nach den Jahren der Betriebszugehörigkeit.

Zwar seien noch keine Zahlungen geleistet worden, dennoch gibt es schon heftige Kritik. Hamburgs SPD-Fraktionschef Michael Neumann lästerte: "Erst hat die Bank Geld geboten, damit Beschäftigte kündigen. Jetzt bietet sie Geld, damit Beschäftigte bleiben - dieses Chaos sagt alles über die Geschäftspolitik der Bankführung". Er appellierte an die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein: Sie müssten jetzt dafür Sorge tragen, dass die angeschlagene Bank nicht weiter Steuergelder verbrenne.

Die Zahl der HSH-Mitarbeiter soll bis zum Jahr 2010 um rund 1000 auf 3200 schrumpfen. Abfindungen im Rahmen des Restrukturierungsprogramms werden bis zu einer Höhe von 200.000 Euro gezahlt, durchschnittlich sind rund 65.000 Euro an 500 Mitarbeiter gezahlt worden, die das Institut verlassen.

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© sueddeutsche.de/dpa/AFP/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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