HSH-Krise:Pleitebanker: Beratung aus erster Hand

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Fragwürdige Expertise: Hamburg und Schleswig-Holstein lassen ihr Kriseninstitut HSH Nordbank ausgerechnet von Managern des früheren Pleitekandidaten SachsenLB verwalten.

Erfahren in Schieflagen: Einstige Banker des früheren Pleitekandidaten SachsenLB verwalten und überwachen für Hamburg und Schleswig-Holstein einen großen Teil der Anteile, die die beiden Bundesländer an der schwer angeschlagenen HSH Nordbank halten.

Die HSH Nordbank brauchte zum Überleben Kapital in Milliardenhöhe. (Foto: Foto: ddp)

Dies gehe aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, schreibt das Hamburger Abendblatt.

Die Beratungsdienstleistung werde von der Firma SAM (Sachsen-Asset-Mangement GmbH) erbracht, die von früheren Managern der SachsenLB um den früheren Kapitalmarktvorstand Wolf-Dieter Ihle gegründet worden sei, so die Zeitung weiter.

"Leute mit Erfahrung"

Hamburg und Schleswig-Holstein würden seit Anfang April von SAM beraten, schreibt das Hamburger Abendblatt. Dabei sei es anfangs um die Ausarbeitung des Garantievertrags über zehn Milliarden Euro gegangen, den die zwei Länder für die gemeinsame Landesbank abschlossen. Am 22. Juni habe die SAM dann noch einen Folgevertrag mit einer Laufzeit bis Dezember 2010 an Land gezogen. Demnach sei die SAM für das Controlling des Garantievertrages zuständig.

SAM-Chef Ihle verteidigte im Hamburger Abendblatt die Auftragsvergabe: "In Hamburg und Schleswig-Holstein ist es wichtig, dass Leute mit Erfahrung arbeiten", sagte er. "Wir haben diese Erfahrung aus dem Fall der SachsenLB." Außerdem sei er erst 2007 zur SachsenLB gestoßen, als die Lage ohnehin schon prekär war, und er retten sollte, was zu retten war: "Ich sehe mich eher als Feuerwehrmann denn als Brandstifter", sagte er der Zeitung.

Die Sachsen LB hatte sich auf den globalen Finanzmärkten in Milliardenhöhe verhoben und war 2007 in Folge der Immobilienkrise kurz vor der Pleite gestanden. Nur auf Grund einer Bürgschaft in Höhe von 2,75 Milliarden Euro zeigte sich damals die Landesbank Baden-Württemberg gewillt, das Institut zu schlucken. In der Folge trat im April 2008 der damalige sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) zurück.

Die HSH Nordbank war im vergangenen Jahr mit 2,7 Milliarden Euro in die Miesen gerutscht. Im Frühjahr retteten die Hauptanteilseigner Hamburg und Schleswig-Holstein das Institut mit einer Drei-Milliarden-Euro-Spritze und einem Risikoschirm in Höhe von zehn Milliarden Euro gerettet.

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