Hilmar Kopper:"Alles weg, alles tot"

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Der frühere Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper ist dickköpfig und vierschrötig. Er wird die HSH Nordbank beaufsichtigen. Das Geldhaus kann sich auf spannende Zeiten gefasst machen.

Marc Beise

Es ist die Stunde der alten Männer. Der frühere WestLB-Chef Ludwig Poullain hat sich gerade schriftlich anerboten, mit 89 Jahren noch einmal die Kontrolle über die schwer angeschlagene Landesbank in Nordrhein-Westfalen zu übernehmen - was vielleicht ein wenig als Satire zu verstehen war. Bitterer Ernst dagegen ist der neue Job für Hilmar Kopper, immerhin auch schon 74 Jahre alt.

Hilmar Kopper: Ein Mann mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein (Foto: Foto: dpa)

Der frühere erste Mann der Deutschen Bank soll nun als Aufsichtsratschef die taumelnde HSH Nordbank aus der Krise führen. Ein profilierter Privatbanker an der Spitze des Kontrollgremiums einer Landesbank - allein das ist schon ein Politikum. Sind doch die Landesbanken öffentlich-rechtliche Gebilde, was Leute wie Kopper üblicherweise für die Mutter aller Probleme halten. In der Tat sind sie mit vollen Segeln in die Finanzkrise gerauscht, während manche Privatinstitute gerade noch rechtzeitig das Ruder herumgeworfen haben.

Vergangene Herrlichkeit

Kopper steht für eine Banker-Herrlichkeit, die längst vergangen ist. Ein Hüne, dickköpfig und vierschrötig, 1935 als Sohn eines Gutsbesitzers in Westpreußen geboren. Als Vertriebener nach Lübeck gekommen, konnte der Vater nur dem ältesten Sohn das Studium finanzieren, also lernte Hilmar als Nummer zwei das Bankgeschäft von der Pike auf: von der Banklehre in Köln über die Filialleitung in Leverkusen bis in den Vorstand nach Frankfurt, wo er nacheinander acht Ressorts verantwortete.

Nach der Ermordung des charismatischen Alfred Herrhausen 1989 wurde Kopper alleiniger Vorstandssprecher. Die Öffentlichkeit trauerte dem klugen Herrhausen nach, die Mitarbeiter rühmten ihren Kopper, der die Bank verstand und nach vorne brachte. Er war es, der mit dem Kauf der britischen Investmentbank Morgan Grenfell den Weg in die Champions League des Bankgeschäfts fand.

"Peanuts-Kopper"

Wer in solchen Höhen tätig ist, missachtet leicht die kleinen Dinge des Alltags. Dass der Baulöwe Schneider das große Bankhaus hinters Licht führte, fand die Öffentlichkeit spannender als Kopper, der offene Handwerkerrechnungen in Höhe von 50 Millionen Mark als "Peanuts" abtat.

Es war der erste einer Reihe von öffentlichen Fehltritten der Deutschbanker - und "Peanuts-Kopper" hatte seinen Ruf weg. Es wird ihn wenig gerührt haben, der Mann hatte Wichtigeres zu tun. In der guten alten Zeit der Deutschland AG kontrollierten die Bankbosse über ihre Aufsichtsratsmandate die größten Industrieunternehmen. Es war Kopper, der dem Daimler-Chef Jürgen Schrempp beim Fusionsabenteuer mit Chrysler bis zuletzt den Rücken freihielt und mit ihm gemeinsam viele Milliarden Euro versenkte.

Heute lebt Kopper zurückgezogen im Westerwald, zusammen mit seiner zweiten Frau Brigitte Seebacher-Brandt, der Witwe von Willy Brandt. Von dort fährt er gelegentlich und mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein ausgestattet zur einen oder anderen TV-Talkrunde, in die sich die jüngeren Kollegen trotz Millionengehälter gar nicht erst wagen, und hält die Fahne der Zunft hoch. Die Finanzkrise preist er ruppig als Selbstreinigung. Schlechtgeführte Banken würden eben untergehen, raunzt er: "Alles weg, alles tot." Auf die HSH Nordbank kommen spannende Zeiten zu.

© SZ vom 27.05.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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