Haushaltsbuch:"Ich weiß, wohin jeder Cent fließt"

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Am Ende des Monats blieb stets wenig Geld übrig - jetzt führt das Ehepaar Piel ein Haushaltsbuch und hat Einnahmen und Ausgaben so besser im Blick.

Thomas Öchsner

Ursula Piel, 69, führt seit mehr als vier Jahren ein Haushaltsbuch, in dem sie penibel Einnahmen und Ausgaben einträgt. Der Rentnerin, die mit ihrem Mann in einem selbstgebauten Haus in Leverkusen lebt, hat so ihre Finanzen besser in den Griff bekommen. Sie kauft jetzt mit mehr System ein und braucht weniger Sprit fürs Auto - weil sie nicht mehr jedem Schnäppchen hinterherfährt. "Allein bei den Versicherungen sparen wir fast 300 Euro im Jahr", sagt die frühere Einzelhandelskauffrau.

SZ: Was hat Sie dazu bewogen, ein Haushaltsbuch zu führen?

Piel: Mein Mann und ich hatten jedesmal am Ende des Monats das Gefühl, es bleibt kein Geld mehr übrig. Da habe ich mir gedacht, das kann doch nicht sein, irgendetwas machen wir falsch. Schließlich sind wir sehr sparsam, gehen wenig aus und leisten uns auch keine großen Urlaubsreisen.

SZ: Und dann haben Sie angefangen, Ihr Budget besser zu planen?

Piel: Am Anfang habe ich die Einnahmen und Ausgaben auf ein Blatt Papier geschrieben. Das war aber alles noch nicht so systematisch, bis ich bei der Verbraucherzentrale einen Kurs "Besser haushalten" besucht habe. Dann haben wir uns ein elektronisches Haushaltsbuch zugelegt, das wir am PC führen. Das kostet natürlich Zeit, jeder Kassenbon bekommt zum Beispiel eine eigene Nummer. Seitdem weiß ich aber genau Bescheid, wohin jeder Cent fließt. Ich kann Ihnen für jeden Monat bis auf den letzten Euro genau sagen, wie viele fixe Ausgaben, also etwa für Versicherungen, Strom, Zeitung und so weiter anfallen.

SZ: Was bringt das?

Piel: Dadurch können wir viel besser planen und sind für die schwierigen Monate gut gerüstet. Im Januar zum Beispiel haben wir besonders hohe fixe Kosten, weil einige einmalige Beträge anfallen, sodass wir nur noch 300 Euro zum Leben hätten. Also müssen wir für diesen Monat vorsorgen, damit wir nicht nur genug Geld für Lebensmittel haben, sondern uns auch in dieser Zeit mal etwas Besonderes leisten können, wie jetzt den Ausflug zur Bootsmesse nach Düsseldorf.

SZ: Sie machen also eine Budgetplanung, so ähnlich wie in einem Unternehmen?

Piel: So könnte man das nennen. Wir legen jeden Monat etwa 300 Euro zurück, nicht um Vermögen anzuhäufen, sondern damit wir in den Monaten mit höheren Ausgaben auf das Gesparte zurückgreifen können und bei größeren Anschaffungen, der Bezahlung der Heizkosten oder einer Autoreparatur keine Schulden aufnehmen müssen.

SZ: Durchs Haushaltsbuch haben Sie aber auch gelernt, weniger auszugeben.

Piel: Ja, wir haben zum Beispiel festgestellt, das wir ziemlich viel Geld für Versicherungen ausgeben. Dann haben wir alles auf den Prüfstand gestellt. Wir haben zum Beispiel die Teilkaskopolice für unseren kleinen Wohnwagen gekündigt, weil der sowieso die meiste Zeit sicher in der Garage steht. Und wir haben einige Anbieter gewechselt und zahlen jetzt geringere Prämien. Alles in allem sparen wir allein bei den Versicherungen fast 300 Euro im Jahr.

SZ: Was haben Sie noch für Sparpotentiale entdeckt?

Piel: Wir planen unsere Einkäufe systematisch, sodass wir weniger Anfahrten haben. Wir fahren zum Beispiel auch nicht mehr bestimmte Supermärkte an, nur um ein paar Cent für ein bestimmtes Produkt zu sparen, weil sich das wegen der Benzinkosten gar nicht lohnt. Wenn ich vor einem Einkaufsregal stehe, schaue ich bewusst immer nach unten - die Bückware ist eben oft billiger.

SZ: Und Ihr Mann mischt sich beim Führen des Haushaltsbuches nicht ein?

Piel: Mein Mann ist froh, wenn er sich nicht um die Finanzen kümmern muss.

© SZ vom 26./27.01.2008/sho/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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