Gold auf Rekordhoch:Wie Anleger in Gold investieren können

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Der Goldpreis steigt derzeit rasant. Über Produkte wie Minenfonds und Zertifikate können Anleger selbst auf den Goldpreis spekulieren.

Markus Zydra

Nun ist passiert, was vor einem Jahr vielen Experten noch als undenkbar galt: Der Goldpreis ist über 1000 Dollar je Feinunze gestiegen. Die Marke war schon in den letzten Wochen mehrfach berührt worden - aber nie gefallen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Zentralbanken durch Verkäufe in den vergangenen Tagen den Preis dreistellig gehalten haben.

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Schließlich symbolisiert das Überschreiten der 1000er-Marke auch tiefes Misstrauen gegenüber den Papiergeldwährungen. Die Angst vor Inflation sitzt tief, zumal vor allem die US-Zentralbank immer mehr Geld in den Kreislauf pumpt. Investoren suchen deshalb Schutz in Sachwerten und hier vor allem in Rohstoffen, von denen Gold der vornehmste ist. Gold ist seit Menschengedenken ein akzeptiertes Zahlungsmittel, Papierwährungen sind dagegen ein relativ neues Konzept.

Auch viele Privatanleger sind in Gold investiert. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in diese Vermögensklasse einzusteigen: Aktienfonds, Zertifikate und der Kauf von sogenanntem physischen Gold in Form von Barren und Münzen.

Aktienfonds investieren weltweit in Goldminenkonzerne. Die Renditen können hier allerdings abweichen von der Wertentwicklung des Edelmetalls. Der Grund: Unternehmerisches Versagen des Minenmanagements ist immer möglich; Anleger vertrauen bei Minen-Aktienfonds also auf das Können des Fondsverwalters, der die Unternehmen für sein Portfolio aussucht.

Außerdem gibt es das Währungsproblem. Gold wird in Dollar gehandelt; die amerikanische Währung wird immer schwächer, was die Gewinne der Minenkonzerne in Euro schmälert. Dasselbe gilt auch für das direkte Goldinvestment. Ein Teil des nominalen Goldpreisanstiegs wird durch den starken Euro geschmälert.

Börsengehandelte Goldfonds (ETF) sind ebenfalls ein beliebtes Investmentvehikel. Die Papiere sind durch Gold gedeckt; sie beeinflussen durch ihre Popularität auch die Preisentwicklung: Je mehr Anleger ihr Geld in solche Fonds stecken, desto mehr Gold kaufen die ETF-Manager. "Mittlerweile horten diese ETF schon 900 Tonnen Gold", sagt Eugen Weinberg, Analyst der Commerzbank.

Der deutsche Zertifikate-Markt bietet ebenfalls viele Investmentmöglichkeiten. Indexpapiere folgen dem Goldpreis eins zu eins, Hebelpapiere bieten vielfache Gewinnchancen auf den Einsatz - erhöhen aber das Verlustrisiko. Zertifikate erlauben zudem Short-Spekulationen: Der Anleger kann damit auf sinkende Goldpreise wetten. Genau darüber sollten Anleger dieser Tage nachdenken.

Privatanleger setzen vermehrt auf Gold

"Die Nachfrage nach physischem Gold ist eingebrochen, in Indien, dem wichtigsten Markt, sogar um 90 Prozent", sagt Weinberg. Grund sind die hohen Notierungen: Die Kunden wollen die hohen Schmuckpreise nicht mehr bezahlen. Damit fehlt aber die fundamentale Unterstützung für den Goldpreis; ein Preisabschwung wäre eigentlich angesagt.

Naheliegend ist die Vermutung, dass die internationalen Investoren herdengetrieben immer mehr Geld in Gold umgeschichtet haben und so den enormen Preissprung mit befördert haben. Dazu kommt die Tatsache, dass viele Käufe durch computergestützte Trendfolgemodelle ausgelöst werden. Steigt der Preis, steigt die Anzahl der Kaufsignale.

Die Hausse nährt die Hausse. Außerdem sind Spekulanten, die über Leihgeschäfte auf fallende Goldpreise gewettet haben, nun gezwungen, Gold nachzukaufen, um die Leihe zurückzugeben. Dadurch wird der Trend steigender Goldpreise noch verstärkt. Gleichzeitig kann die sich verschärfende globale Finanzkrise die Nachfrage nach Gold auch noch weiter anfachen. Der Markt ist kaum durchschaubar, es sind kurzfristig keine verlässlichen Prognosen möglich.

Goldhändler in Deutschland berichten schon seit langem von einer verstärkten Nachfrage seitens der Privatkunden. Goldmünzen oder gar der Kauf eines kleinen Barrens ist en vogue und gilt als schick. Für Ein-Kilo-Barren sind im Vergleich zum Spotpreis in London rund zwei Prozent Aufpreis zu zahlen. Schließfächer sind für einen zweistelligen Euro-Betrag auf ein Jahr zu mieten.

Allerdings müssen Anleger beim Verkauf mit deutlichen Abschlägen rechnen. Je weniger Feinunzen (jeweils rund 31 Gramm) die Münzen oder Barren haben, desto größer ist der Spread, der Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis: Bei zehn Gramm Gold beträgt der Spread etwa 15 Prozent, bei einem Kilo Gold sind es noch rund drei Prozent.

Der Reiz von Gold liegt in seiner Funktion als Wertbewahrer. Der Preis kann anders als bei Wertpapieren niemals auf Null fallen, weil Gold einen inneren Wert hat. Für kurzfristige Spekulationen ist das Edelmetall für Nicht-Profis allerdings nicht geeignet.

© SZ vom 14.3.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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