Gespür für Gold:Der Goldschmied vom Bodensee

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1000 Dollar für eine Feinunze: Der Designer Michael Zobel glaubt, dass Schmuck wieder richtig wertvoll wird.

Silvia Liebrich

Der Konstanzer Goldschmied und Schmuckdesigner Michael Zobel gilt als Trendsetter. Er gehört zu den wenigen Deutschen in seinem Fach, die international anerkannt sind.

"Es reicht nicht, einfach nur gut zu sein. Du musst der Beste sein": diesen Rat hatte ihm sein erster Lehrmeister mit auf den Weg geben. Zobel hat versucht, sich daran zu halten. Heute ist sein Schmuck regelmäßig bei Ausstellungen rund um den Globus zu sehen.

Seit gut zwei Jahrzehnten stellt er auch an der berühmten Fifth Avenue in New York aus, in der Galerie Aaron Faber, in direkter Nachbarschaft zu den weltweit bekannten Juwelieren Tiffany und Cartier.

Seit etwa 50 Jahre ist Zobel im Geschäft. In der Zeit hat er Höhen und Tiefen durchlebt. Deshalb lassen ihn die Turbulenzen, die zurzeit an den Finanz- und Rohstoffmärkten herrschen, auch gelassen bleiben.

Während der Goldpreis in London die 1000-Dollar-Marke knackt, steht der großgewachsene Mann am Anleger in Konstanz und blickt gut gelaunt hinaus auf den Bodensee, der von heftigen Sturmböen aufgepeitscht wird. "Ist das nicht ein toller Anblick", schwärmt er und deutet auf die schneebedeckten österreichischen Berge am anderen Ufer des Sees.

"Manchmal bin ich schon entsetzt"

Dass sich der Goldpreis innerhalb weniger Jahre beinahe vervierfacht hat, bekommt aber auch er zu spüren. "Manchmal bin ich schon entsetzt, wenn ich ein neues Stück kalkulieren muss", sagt er. Die Sorgen vieler seiner Kollegen, die angesichts des hohen Goldpreises Umsatzeinbußen befürchten, weil viele Kunden sich diesen Luxus nicht mehr leisten wollen, teilt er trotzdem nicht.

Im Gegenteil, Zobel sieht darin sogar eine Chance. "Die gesamte Schmuckbranche lebt vom Image", argumentiert er. Gold, Platin und Diamanten stünden nicht nur für Luxus, sondern seien mit einem bleibenden Wert verbunden. "Wenn dieser Wert steigt, ist das positiv. Leute, die vor zehn Jahren viel Kapital mit Technologieaktien verloren haben, wünschen sich heute, sie hätten das Geld lieber in Schmuck oder Gold gesteckt."

Trotzdem warnt er davor, Schmuck als reine Investition zu betrachten. Vor allem bei Schmuckstücken, die in großer Zahl gefertigt werden, ist das nach seinen Worten problematisch. "Grundsätzlich sollte man nur Schmuck kaufen, wen man etwas schön findet", rät der Experte.

Trotz seines internationalen Erfolgs hat der 66-Jährige die Bodenhaftung nicht verloren. Gold sei für ihn ein Material, "dass mir die Möglichkeit gibt, mein Geld zu verdienen", sagt er. Der Bodensee ist für den Weltenbummler so etwas wie eine Heimat geworden.

Tanger, Kiel, Konstanz

Geboren als Sohn deutscher Eltern in Tanger in Marokko, wuchs er in Spanien auf, unter anderem in Sevilla, Madrid und Barcelona. Es folgte eine Ausbildung zum Goldschmied und ein Kunststudium an der heutigen Fachhochschule für Schmuck und Gestaltung in Pforzheim. Als er sich 1968 mit seiner französischen Frau in Konstanz niederließ, hatte er bereits in Frankreich, Luxemburg und Kiel als Schmuckdesigner gearbeitet.

Mit seinen ausgefallenen Entwürfen und Verarbeitungstechniken sorgte er schon bald bei der Schweizer Schmuck- und Uhrenmesse in Basel für Aufsehen. Dort waren es vor allem amerikanische Galeristen, die sich für seinen Schmuck interessierten und ihm schließlich den Weg nach New York ebneten. Auf Auktionen erzielen seine Ringe, Armbänder oder Ketten inzwischen Preise, die teilweise um ein Vielfaches über dem ursprünglichen Verkaufswert liegen. "Das ist mindestens so gut wie eine Empfehlung in einer Anlagezeitschrift", sagt er, darauf ist er stolz.

Branchenkenner bescheinigen Zobel, dass er immer wieder in der Lage sei, sich neu zu erfinden und immer einen Schritt voraus zu sein. Bekannt ist er für seine Gold-Platin-Kombinationen und ungewöhnliche Oberflächenbearbeitungen. Das macht seine Schmuckstücke auch zu begehrten Objekten für Nachahmer und Fälscher. "Natürlich ärgert mich das", sagt er. Unternehmen will dagegen jedoch nichts, ",das lohnt sich gar nicht, weil ich zu dem Zeitpunkt schon wieder an neuen Stücken arbeite." Das verschafft ihm einen Vorsprung. Für Schmuckhersteller, die in Serie arbeiten, sei die zunehmende Markenpiraterie jedoch ein großes Problem.

Im Konstanzer Atelier verbringt Zobel inzwischen nur noch wenig Zeit. Die Geschäfte hat er vor drei Jahren an seinen Nachfolger Peter Schmid übergeben. "Jetzt kann ich mich ganz auf den kreativen Aspekt meines Berufs konzentrieren", sagte der Goldschmied, der zwischen Osteuropa, wo er an verschiedenen Universitäten als Gastprofessor lehrt, den Vereinigten Staaten und dem Bodensee pendelt. Umso mehr genießt er, wenn er zuhause ist, die Spaziergänge durch Konstanz. "Wahrer Luxus ist für mich ein schöner Tag in einer so schönen Umgebung wie hier."

© SZ vom 15.03.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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