Was ist denn mit den deutschen Banken los? Erst rufen ihre Spitzenkräfte in der Krise nach staatlicher Unterstützung und jetzt, da die Regierung Kapitalspritzen über 100 Milliarden Euro verteilen will, zieren sie sich.
Tatsächlich haben bislang nur einige der ohnehin schon staatlichen Landesbanken offiziell mitgeteilt, dass sie das Hilfsangebot prüfen. Die privaten Geschäftsbanken halten sich äußerst bedeckt oder verweisen sogar darauf, dass sie auch ohne Staat ausreichend kapitalisiert sind.
Das kann zwar kaum für alle Banken stimmen, die Bundesregierung betreibt nicht umsonst die größte Einmischung in die Privatwirtschaft seit der Großen Depression Anfang der dreißiger Jahre.
Wer abweicht, hat keinen Vorteil
Aber das Verhalten der Banken ist aus dem Blickwinkel der Spieltheorie durchaus rational. Momentan profitieren alle davon, dass die Regierung grundsätzlich bereit ist, ihnen zu helfen.
Dadurch gewinnt im Idealfall die ganze Branche verlorenes Vertrauen zurück, und für Kunden gibt es erst einmal keinen Grund, das Institut zu wechseln. Spieltheoretisch befinden sich die Banken im sogenannten Nash-Gleichgewicht: Es beschreibt eine Situation, in der keiner einen Vorteil erzielen kann, indem er einseitig von einer Strategie, hier des Abwartens, abweicht.
Würde eine Bank vorpreschen und ihren Bedarf anmelden, würde wahrscheinlich der Aktienkurs einbrechen. Kunden würden ihr Geld woanders hintragen. Davon profitieren jene Banken, die sich nicht beim Staat gemeldet haben.
In den Vereinigten Staaten lässt Finanzminister Henry Paulson solche Spielchen gar nicht erst zu: Allen großen Banken hat er eine Kapitalspritze aufgedrängt, ob sie die Hilfe nun dringend brauchen oder auch nicht.