Geld-Anlage:Die Tücke mit den Rohstoffen

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Öl, Gold und Co. sind weniger krisenfest als gedacht. Schuld sind mal wieder die Spekulanten.

Markus Zydra

Der alte amerikanische Börsenprofi Jim Rogers kümmert sich auch um die Berufsberatung. "Ich rate jungen Leuten, Landwirt zu werden", empfiehlt der überzeugte Fliegenträger regelmäßig auf Vortragsreisen. Rogers, der mit seinem früherem Hedgefonds-Partner George Soros Anfang der 70er Jahre ein Vermögen machte, ist einer der prominentesten Vertreter der Rohstoffstory, die da lautet: Mais, Weizen, Öl oder Gold - all das sind reale Werte, die sich als langfristiges Investment eignen.

Anders als von vielen Experten erwartet, sind in der Finanzkrise neben den Aktienmärkten auch die Rohstoffmärkte eingebrochen. (Foto: Foto: dpa)

Nun gilt das Geldverdienen an der Börse gemeinhin als schwierig. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass der schlichte Rat "Rohstoffe kaufen" von langfristigem Erfolg gekrönt sein könnte. Die Sache ist komplizierter, wie auch die Finanzkrise belegte.

Anders als von vielen Experten erwartet, sind neben den Aktienmärkten auch die Rohstoffmärkte eingebrochen. Eigentlich galten Gold, Öl und Co. als krisenfestes Investment, doch weit gefehlt. Die Welt erlebte einen unerwarteten Gleichklang der Preise aller Anlageklassen. Schuld daran sind die Spekulanten. "Sobald Finanzinvestoren in Rohstoffmärkten engagiert sind, ist es um die Risikostreuung geschehen", sagt Ulf Becker, Partner der unabhängigen Vermögensverwaltung Lupus Alpha. "Auch Rohstoffpreise bieten dann in Krisensituationen wenig Schutz."

In den letzten Jahren haben Finanzinvestoren die Rohstoffmärkte verstärkt bestimmt. Sie kaufen, um zu spekulieren. Ganz anders denken die kommerziellen Akteure: Sie kaufen Rohstoff-Futures an den Terminmärkten, um beispielsweise ihre Ernteerträge abzusichern. Futures sind Verträge, in denen sich zwei Parteien darauf einigen, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Ware zu einem vorher festgelegten Preis zu handeln.

Rohstoffe sind physische Güter, die konsumiert und verbraucht werden, sie haben daher im Gegensatz zu Aktien einen wirtschaftlichen Wert an sich. Anders als Wertpapiere werfen sie weder Zinsen noch Dividenden ab. Rohstoffe gelten gemeinhin als idealer Inflationsschutz, doch der Blick auf die Preisentwicklung des Rohstoffindex CRB zeigt: "Im Rückblick bieten Rohstoffe seit 1970 weder einen Inflationsschutz noch einen Mehrwert gegenüber Aktien", sagt Becker.

Das schließe aber nicht aus, dass einzelne Rohstoffe dies leisten könnten. "Rohöl etwa ist die beste Inflationsabsicherung", sagt Becker mit Verweis auf seine jüngste Datenauswertung, während beispielsweise der Preis für Mais die Geldentwertung der Vergangenheit nicht ausgeglichen habe. Gold gilt gemeinhin als der beste Inflationsschutz. Allerdings kommt es auf die Zeitperiode an, die betrachtet wird. Es kann immer Phasen geben, in denen der Goldpreis trotz der allgemeinen Preissteigerungen fällt. Zudem hängt der Goldpreis auch am Wert des Dollar.

Ein eher technisches Problem für Rohstoffinvestoren ergibt sich aus den Terminmärkten selbst. Wie der Name schon sagt, werden dort Rohstoffe auf Termin, meist in Monatsabständen, gehandelt.

Ein Barrel Öl können Investoren beispielsweise zur Lieferung im Juli, August oder September kaufen. Die meisten Privatsparer, die auf steigende Ölpreise wetten, wollen das Öl aber nicht geliefert bekommen - wo sollten sie es auch lagern? -, sie wollen längerfristig investiert bleiben. Das gelingt mit Zertifikaten.

Diese Inhaberschuldverschreibungen kaufen Rohöl in Form von Futures. Diese Futures laufen aber irgendwann aus und werden fällig. Deshalb müssen die Terminkontrakte im Zertifikat zur Fälligkeit regelmäßig rolliert, also auf einen anderen Monat umgelegt werden.

Das kann unschöne Konsequenzen haben: Wenn am Stichtag der aktuelle Ölpreis niedriger notiert als der Terminpreis in der Zukunft, etwa drei Monate später, dann entsteht beim Rollieren automatisch ein Verlust für den Anleger (Fachausdruck: Contango-Preiskurve). Viele Experten raten deshalb: Ölinvestments lohnen sich erst, wenn die Terminpreise niedriger liegen als die aktuellen Spotpreise (Fachausdruck: Backwardation-Preiskurve).

© SZ vom 15.05.2009/lauc/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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