Geheimnisumwitterte Branche:Von den schmutzigen Geschäften mit Diamanten

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Der Start des Hollywood-Filmes "Blood Diamond" in deutschen Kinos erinnert an die dunklen Zeiten der Edelstein-Industrie.

Silvia Liebrich

Waffen gegen illegal geschürfte Diamanten: Selbsternannte Kriegsfürsten in Afrika finanzierten jahrzehntelang so ihre grausamen Raubzüge, die sich nicht selten auch gegen die eigene Bevölkerung richteten.

Der Minenkonzern De Beers ist für knapp 50 Prozent des weltweiten Diamantenhandels verantwortlich. Vor allem das Geschäft mit den großen Steinen liegt fest in der Hand des südafrikanischen Konzerns. (Foto: Foto: dpa)

An diese dunkle Vergangenheit der Diamantenbranche erinnert der Hollywood-Streifen ,,Blood Diamond'', der an diesem Donnerstag in Deutschland anlief. Ort der Handlung ist Sierra Leone, ein kleines Land in Westafrika, das an Liberia und Guinea grenzt und 1995 bis 2000 Schauplatz eines brutalen Bürgerkrieges war. Finanziert wurde dieser vor allem durch illegalen Diamantenhandel.

Menschenrechtsorganisationen warfen dem Minenkonzern De Beers zu dieser Zeit vor, er sei einer der Hauptprofiteure dieses schmutzigen Geschäfts. Der Ex-Monopolist kontrollierte damals noch zwei Drittel des weltweiten Handels mit Rohdiamanten - der Anteil sogenannter Blutdiamanten daran wurde auf zwei bis vier Prozent geschätzt. Die begehrten Edelsteine waren auf dem besten Weg, ähnlich wie Elfenbein oder Pelze, nachhaltig in Verruf zu geraten.

Schluss mit illegal geschürften Diamanten

Inzwischen hat die Branche reagiert - nicht zuletzt deshalb, weil der Fall Sierra Leone und andere für eine weltweite Protestwelle sorgten. Im Jahr 2000 trafen sich Vertreter der Minenindustrie, Händler und Regierungsführer im südafrikanischen Kimberley, um ein Konzept zu entwickeln, das den Handel mit illegal geschürften Steinen unterbindet.

Drei Jahre später war man sich einig und führte ein Kontroll- und Nachweissystem ein, das einen lückenlosen Nachweis über die Legalität jedes einzelnen Diamanten erbringen soll. Rohdiamanten ohne Zertifikat und Quittung dürfen seitdem in etwa 70 Ländern, die das Kimberley-Abkommen unterzeichnet haben, nicht gehandelt werden.

Die Regeln greifen mittlerweile, das räumen selbst kritische Stimmen ein. Der Anteil an Konfliktdiamanten soll inzwischen nach Angaben von verschiedenen Seiten auf einen Anteil von 0,2 bis 0,4 Prozent gefallen sein.

Ende von Bürgerkriegen bringt Verbesserung

"Das liegt am Kimberley-Abkommen, aber auch schlicht daran, dass die Bürgerkriege in Sierra Leone oder im Kongo inzwischen beendet sind", meint der Diamantenhändler Ulrich Freiesleben aus Münster, der als einziger deutscher Händler auch ein Einkaufsbüro an der weltgrößten Rohdiamantenbörse in Belgien unterhält. "Trotzdem weist das Netz immer noch Löcher auf, wie wir aus unserer Arbeit in Antwerpen wissen."

Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise ein Händler verhaftet, der versucht hatte, illegale Steine aus afrikanischen Quellen loszuwerden. Für einen erfahrenen Experten ist es laut Freiesleben gar nicht so schwer, Steine mit falschen Herkunftsangaben zu identifizieren. "Allein an der Form, Farbe und Größe der Diamantkristalle kann man erkennen, woher sie ungefähr stammen - oder eben nicht stammen."

Freiesleben hält das Kimberley-Abkommen jedoch nur für einen ersten Schritt zu mehr Markttransparenz. Er fordert ein internationales Gütesiegel mit zwei Kernpunkten. Zum einen solle sichergestellt sein, dass die Diamanten aus legalen Quellen stammen. Zum zweiten müssten die Steine unter menschenwürdigen Verhältnissen und umweltschonenden Bedingungen gefördert werden, verlangt Freiesleben.

Markierung von Diamanten möglich

"Verbraucher werden kritischer, sie wollen mehr Transparenz." Die technischen Voraussetzungen für eine durchgehende Markierung von Diamanten seien durchaus vorhanden.

Der frühere De-Beers-Chef Nicky Oppenheimer räumte im vergangenen Jahr erstmals Versäumnisse in der Kommunikationspolitik ein: "Wir haben immer gedacht, solange wir stillschweigend unser Geschäft abwickeln, reicht das."

Oppenheimer ist Oberhaupt des gleichnamigen Familienclans, der seit 1929 bei De Beers das Sagen hat. Im vergangenen Dezember, pünktlich zum Start des Hollywood-Streifens in den Vereinigten Staaten, vollzog das Unternehmen eine Kehrtwende und stellte sich erstmals in einem größeren Rahmen den kritischen Fragen von Journalisten.

Dem durch "Blood Diamond" ausgelösten Wirbel konnte Oppenheimer zumindest auch eine positive Seite abgewinnen: ,"er Film gibt uns wenigstens die Gelegenheit aufzuklären."

Marktführer unter Druck

Neben der Diskussion um Blutdiamanten muss sich der immer noch dominierende De-Beers-Konzern aber auch stärker als bisher mit seinen Konkurrenten auseinandersetzen. Auf Druck der Kartellbehörden ist der Marktanteil in den vergangenen sechs Jahren gesunken.

In der Branche geht man aber davon aus, dass De Beers immer noch für knapp die Hälfte des Diamantenhandels verantwortlich ist, auch wenn das Unternehmen selbst nur von vierzig Prozent spricht.

Vor allem das Geschäft mit den großen und wertvollen Steinen ist fest in der Hand des südafrikanischen Unternehmens, das mehr als 20.000 Menschen beschäftigt. Die Edelsteine stammen vor allem aus Vorkommen in den Nachbarländern Botswana und Namibia.

Die Preise für diese teuren Steine sind allein in den vergangenen zwei Jahren nach Branchenangaben um zwanzig Prozent gestiegen. Dagegen stagnieren die Preise für kleinere und weniger wertvolle Diamanten schon seit Jahren.

© SZ vom 25.01.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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