Folgen der Finanzkrise:BayernLB in der Klemme

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Ein Fass ohne Boden: Bei der BayernLB wird mangels Alternativen wohl schon bald frisches Kapital nötig - Sparkassen und Freistaat drohen damit weitere Belastungen.

Klaus Ott

Die Stimmung dürfte ziemlich bescheiden gewesen sein, als sich am Dienstagmorgen die Kontrolleure der Bayerischen Landesbank (BayernLB) trafen, um über die Lage des halbstaatlichen Finanzinstituts zu beraten. Dem Verwaltungsrat der BayernLB gehören mehrere Abgesandte der CSU-Regierung an, von denen einige noch nicht wissen, was nach dem Desaster bei der Landtagswahl aus ihnen wird. Bei den übrigen Mitgliedern des Aufsichtsgremiums handelt es sich um Vertreter der bayerischen Sparkassen. Und die befürchten mehr denn je, bald für die horrenden Risiken geradestehen zu müssen, die der BayernLB aus internationalen Kreditgeschäften entstanden sind.

(Foto: Foto: dpa)

"Eine Milliarde Euro plus X" könnte Ende des Jahres fällig werden, hatte Sparkassenpräsident Siegfried Naser zuvor in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung gesagt. Naser ist Vizechef des Verwaltungsrats. Das viele Geld müssten die Sparkassen und der Freistaat Bayern dann je zur Hälfte aufbringen. Im Verlauf der Sitzung am Dienstagmorgen zeichnete sich offenbar ab, dass es keine Alternativen mehr gibt. Alle anderen Lösungen seien eigentlich hinfällig, hieß es aus Bankkreisen. "Wir sind in einer Strategieklemme." Das dürfte eine noch recht freundliche Umschreibung der Lage sein. Die BayernLB ist in der Klemme, und das nicht nur mit ihrer Strategie. Geld muss her.

Signale aus Brüssel

Die aktuelle Nachrichtenlage aus Brüssel sorgte für betrübte Mienen im Verwaltungsrat. Die EU-Kommission will angeblich die geplanten Garantien der Sparkassen und des Freistaats in Höhe von insgesamt 4,8 Milliarden Euro für gefährdete Finanzanlagen vorerst nicht genehmigen. Die EU werde stattdessen ein langwieriges Verfahren einleiten, das viele Monate dauere, war nach der Verwaltungsratssitzung aus Bankkreisen zu hören. Ohne die Garantien käme die BayernLB am Jahresende in Bedrängnis. Internationale Agenturen, die Banken bewerten, würden die BayernLB dann herabstufen. Anschließend müsste die Landesbank höhere Zinsen für Darlehen zahlen, die sie sich für ihre Geschäfte am internationalen Kreditmarkt besorgt. "Das würde uns im nächsten Jahr 300 bis 400 Millionen Euro kosten, die im Budget nicht vorgesehen sind", wird in der Bankspitze eingeräumt.

Um eine Herabstufung zu vermeiden, müssten Sparkassen und Freistaat dann zusätzliches Kapital in Höhe von "einer Milliarde Euro plus X" bereitstellen, lautet die Lagebeschreibung in Bankkreisen. Viele Sparkassenfunktionäre sehen die Lage weit düsterer. Das werde wohl nur die erste Rechnung sein, am Ende könnten insgesamt mehrere Milliarden Euro fällig werden. Auf die beiden anderen Alternativen - eine Fusion mit der Landesbank Baden-Württemberg zu einer SüdLB oder den Einstieg privater Investoren - setzt in Kreisen der Sparkassen und der BayernLB wohl kaum noch jemand.

Über eine SüdLB wird zwar gesprochen, auch hat Bayerns CSU-Regierung ihre Einwände gegen einen solchen Zusammenschluss offenbar zurückgezogen. Doch jetzt sei es, anders als vor einem Jahr, für eine solche Fusion zu spät, wird in Kreisen der BayernLB und der Sparkassen eingeräumt. Infolge der weltweiten Finanzkrise seien die Voraussetzungen entfallen. Gleiches gelte auch für den Einstieg privater Investoren.

Sparkassen skeptisch

Bleibt wahrscheinlich nur noch eine Kapitalerhöhung durch den Freistaat und die Sparkassen. Dem wollen führende Sparkassen in Bayern allerdings so ohne weiteres nicht zustimmen. "Wir brauchen Gegenleistungen", sagt ein Sparkassenmann. Die BayernLB solle einige ihrer profitablen Tochterfirmen den Sparkassen verpfänden oder überlassen. Womöglich muss die Landesbank also schrumpfen, um die Krise zu überstehen.

© SZ vom 01.10.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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