Finanzkrise weitet sich aus:"Das Schlimmste steht uns noch bevor"

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Angst vor einem trostlosen Jahr 2009: Der Dow Jones verliert drei Prozent, der Nikkei fast fünf Prozent: Die Anleger fliehen erneut aus Aktien.

Die Angst vor einer Verschärfung der weltweiten Wirtschaftskrise hat den Börsen weltweit hohe Verluste beschert.

Börse New York: "Es gibt keinerlei Anreize zu kaufen." (Foto: Foto: dpa)

Nachdem schon am Abend zuvor Dax (minus 4,6 Prozent) und Dow (minus 2,9 Prozent) bereits erheblich eingebüßt hatten, brach in der Nacht auch der japanische Leitindex Nikkei um rund fünf Prozent ein.

In Japan reagierten die Händler besonders schockiert auf einen Rekordeinbruch bei den Aufträgen der Maschinenbauer. Außerdem droht nach Branchenprimus Toyota Kreisen zufolge auch dem drittgrößten Autobauer des Landes, Nissan, ein Jahresverlust.

Bank of America in Not

Die Aufträge im Maschinenbau gingen im November im Vergleich zum Vormonat um 16,2 Prozent zurück. Die Zahlen seien noch schlechter als erwartet, sagte Händler Takeshi Ushio. "Das deutet darauf hin, dass die Jahresergebnisse noch schlechter ausfallen als befürchtet", sagte er. "Es gibt keinerlei Anreize zu kaufen."

Daneben belastet auch der Einbuch der Apple-Aktie in den USA um rund zehn Prozent die Technologietitel: Die Papiere von Kyocera etwa verloren rund sieben Prozent.

Viele Anleger befürchten, dass die Rezession weit länger und schwerer ausfallen könnte als ohnehin befürchtet - besonders in den USA. Dazu trugen auch Äußerungen des Chefs der US-Bank JP Morgan bei: Jamie Dimon sagte in einem Interview mit der Financial Times, dass in der Wirtschaftskrise "das Schlimmste noch nicht hinter uns liegt".

Nach Angaben der US-Notenbank Fed trübte sich die Konjunktur in den Vereinigten Staaten weiter ein: Der Häusermarkt verschlechterte sich und das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel war miserabel.

"Die Wirtschaft steckt mitten in einer schweren Rezession, die wohl wahrscheinlich noch mindestens zwei Quartale andauern wird", sagte ein Vertreter der Fed.

Angesichts drohender weiterer Verluste bei den Banken verkauften Anleger Finanztitel zuhauf. Dramatisch waren die Kursverluste bei der Citigroup: Die Aktien des Instituts verloren rund ein Viertel ihres Wertes.

Und die Bank of America wird nach einem Bericht des Wall Street Journal wohl neue Milliardenhilfen vom Staat in Anspruch nehmen. Die US-Regierung stehe kurz vor der Genehmigung der Hilfen.

Offenbar hat sich das Institut mit der Übernahme von Merrill Lynch verhoben: Die Verluste bei Merrill seien noch größer als ohnehin befürchtet, hieß es. Daher habe die Bank of America gedroht, die offiziell eigentlich bereits zum Jahreswechsel vollzogene Übernahme nicht abschließen zu können.

Der Euro blieb vor der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank unter Druck. Er verlor leicht auf 1,3176 Dollar, nachdem er am Vortag bis auf ein Vier-Wochen-Tief von 1,3093 gefallen war. Der Euro bleibe vor der Zinsentscheidung das beherrschende Thema am Markt, sagte ein Händler. Der Fokus richte sich nun verstärkt nach Europa, da man sich an schlechte Fundamentaldaten aus den USA gewöhnt habe.

Die große Mehrheit der Analysten rechnet nun damit, dass die EZB ihren Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf zwei Prozent senkt.

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