Finanzinvestoren:Vor den Trümmern des goldenen Zeitalters

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Die Krise trifft die "Heuschrecken" hart. Weil viele Banken mit Krediten knausern, stehen etliche Investoren vor den Trümmern ihrer Geschäftsmodelle.

M. Hesse

"Sie hätten mich auch als Fossil bezeichnen können", sagt Thomas Pütter ironisch, nachdem ihn sein Vorredner freundlich als Veteranen der Beteiligungsbranche vorgestellt hat. Das aber hätte der Chef des größten deutschen Finanzinvestors Allianz Capital Partners wohl doch übel genommen. Denn als Fossil, als "Rest von Lebewesen der erdgeschichtlichen Vergangenheit" (Brockhaus), sehen sich die schwer gebeutelten Firmenkäufer bei allen Schwierigkeiten noch lange nicht. Sehr wohl aber stehen die Väter der deutschen wie der internationalen Beteiligungsszene bei ihrem Branchentreffen "Super Return" vor den Trümmern ihres Geschäftsmodells.

Schwere Zeiten für die sogenannten Heuschrecken: Viele Finanzinvestoren leiden unter der Finanzkrise. (Foto: Foto: dpa)

Die klassische schuldenfinanzierte Übernahme gehöre der Vergangenheit an, sagt Pütter. "Dieser Hebel hat keinen Wert geschaffen, er hat lediglich unsere Renditen nach oben geschraubt", bekannte der 50-jährige Manager ungewohnt offen. Die Gründer der Beteiligungsbranche wie Henry Kravis von KKR und David Rubenstein von Carlyle begannen in Amerika in den Siebzigerjahren, hohe Kredite aufzunehmen, damit Firmen zu kaufen und diesen die Schulden aufzuladen. Seit Banken um das Überleben ringen, bekommen Firmenkäufer aber kaum noch Kredit.

Viele Beteiligungsfirmen trifft die Krise nun in einer Phase des Umbruchs. In dem Übernahmeboom von 2005 bis 2007 waren Investoren wie Blackstone, KKR und Carlyle in den USA sowie Permira, CVC oder BC Partners in Europa in neue Dimensionen gewachsen. Sie sammelten bis zu 20 Milliarden Dollar ein. Die Gründer begannen daher, das Geschäft auf mehr Schultern zu verteilen. Auch der Börsengang von Blackstone im Sommer 2007 auf dem Höhepunkt des Booms diente dazu, die Firma auf eine breitere Basis zu stellen und den Gründern Stephen Schwarzman und Peter Peterson einen (Teil-)Rückzug zu ermöglichen.

Beschleunigter Rückzug

Die dramatischen Probleme der Beteiligungsbranche könnten nun den Generationswechsel sogar verzögern. Zwar scheint es, als habe die Krise den Rückzug einiger Veteranen beschleunigt. Bei Permira übergab Deutschlandchef Thomas Krenz vergangenes Jahr den Stab an Jörg Rockenhäuser. Bei BC Partners zog sich Europachef Jens Reidel Anfang Januar zurück. Der langjährige Chef der britischen Beteiligungsgesellschaft 3i, Philip Yea, gab vergangene Woche auf.

Doch jeder dieser Fälle ist anders. Permira hat zwar derzeit mit Firmen wie ProSiebenSat.1, Cognis und Hugo Boss große Schwierigkeiten. Doch Krenz hatte seinen Rückzug schon angebahnt, als diese Schwierigkeiten noch nicht akut waren. Das gilt auch für Reidel, der BC Partners zudem bis zuletzt vergleichsweise gut durch die Krise gesteuert hatte. Yea wiederum war ein Quereinsteiger - und machte bei 3i Platz für echten Veteranen, Michael Queen.

"Es ist eher ein Problem der Finanzbranche, dass viele sehr jung sind und noch nicht erfahren haben, was Risiko bedeutet", sagt Martina Ecker von der Investmentbank Jefferies. Einige Veteranen dürften jetzt auch deshalb eher noch länger weitermachen, um zu beweisen, dass sie auch ohne den Schuldenhebel Erfolg haben können. "Die Exzesse von 2006 und 2007 waren nicht gerade förderlich für die Reputation", sagt Pütter. Von ihrem alten, auf Schulden gebauten Geschäftsmodell haben sich aber noch längst nicht alle Firmenkäufer verabschiedet. "Der fehlende Kredithebel ist das Kernproblem", sagte Thorsten Langheim, einer der wenigen deutschen Manager bei Blackstone. Wie es zu lösen ist, darüber grübelt sein Chef Schwarzman offenbar anderswo. Erstmals seit Jahren ist der Blackstone-Gründer dem Spitzentreffen der Firmenkäufer ferngeblieben.

© SZ vom 03.02.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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