Finanzen kompakt:Milliarden für die Iren

Lesezeit: 3 min

Der Euro-Rettungsfonds überweist mehrere Milliarden Euro an Dublin und die Nasdaq ist in Aufruhr - Hacker-Alarm! Das Wichtigste im Überblick.

Im Rahmen des Hilfspakets für das krisengeschüttelte Irland hat der Euro-Rettungsfonds 3,6 Milliarden Euro an die Regierung in Dublin überwiesen. Das Geld komme von einer Anleihe, mit der der Fonds - der offiziell Europäische Finanzstabilitäts-Fazilität (EFSF) heißt - Ende Januar fünf Milliarden Euro an den Kapitalmärkten eingesammelt hatte, wie die dpa mit Verweis auf Brüsseler EU-Kreise berichtete.

Cash für die angeschlagene Insel: Der Euro-Rettungsfonds überweist 3,6 Milliarden Euro an die Regierung in Dublin. (Foto: dpa)

Dublin bekomme aber nicht die kompletten fünf Milliarden Euro überwiesen, da der Fonds Barreserven halten müsse, um an den Kapitalmärkten die Bestnote der Ratingagenturen ("AAA") zu behalten. Dank dieser guten Bewertung kann sich der Fonds zu vergleichsweise günstigen Konditionen Geld leihen. Die "effektiven Ausleihkosten" für den Kredit an Irland wurden mit 5,9 Prozent beziffert.

Die Euro-Staaten und der Internationale Währungsfonds hatten Ende vergangenen Jahres ein Hilfspaket für Irland von insgesamt 85 Milliarden Euro beschlossen. Die Turbulenzen auf der grünen Insel wurden von einem maroden Bankensystem ausgelöst. Die Euro-Finanzminister arbeiten derzeit an einer Stärkung der EFSF. Es geht darum, die Ausleihkapazität, die de facto rund 250 Milliarden Euro beträgt, auszuweiten. Dazu müssen die Euro-Länder, darunter auch Deutschland, ihre milliardenschweren Garantien erhöhen. Derzeit stehen die 17 Länder mit der Einheitswährung gemeinsam mit bis zu 440 Milliarden für den Krisenfonds gerade.

Hacker-Alarm an der Nasdaq: Unbekannte sind einem Zeitungsbericht zufolge mehrfach in die Computernetze der US-Technologiebörse eingedrungen. Die Behörden rätselten allerdings noch, woher die IT-Einbrecher kamen und was sie wollten, berichtete das Wall Street Journal am Wochenende. Das eigentliche Handelssystem sei von den Angriffen nicht betroffen gewesen, hieß es.

Sehr ernst genommen würden sie trotzdem: Neben der Bundespolizei FBI ermittle auch der Secret Service, das Weiße Haus sei informiert worden. Die Börse werde von der US-Regierung genauso zur wichtigen nationalen Infrastruktur gezählt wie etwa Energienetze. "Bisher haben sich die Eindringlinge offenbar nur umgesehen", wurde ein Beteiligter der Untersuchungen zitiert. Hinweise gebe es auf Russland als einen Ausgangsort der Angriffe - allerdings könnten möglicherweise auch nur "gekidnappte" Computer in dem Land dafür missbraucht worden sein, hieß es.

Der britische Williams-Rennstall will mit dem ersten Börsengang eines Formel-1-Teams etwa 40 Millionen Euro einsammeln. Wie ein an den Vorbereitungen beteiligter Banker dem zur Nachrichtenagentur Reuters gehörenden Informationsdienst IFR sagte, werde ein Erlös von deutlich mehr als 50 Millionen Dollar (37 Millionen Euro) erwartet.

Gründer und Teamchef Frank Williams hatte den Schritt an die Frankfurter Börse am Freitagabend offiziell gemacht. Der größte Teil der vom Mittwoch bis zum 28. Februar zum Verkauf stehenden Aktien soll von Mitgründer Patrick Head kommen, der nach Angaben des Bankers Ende der Saison 2011 in den Ruhestand gehen will.

Frank Williams, der die Mehrheit an seinem 1977 gegründeten Rennstall behalten will, begründete den Börsengang damit, dass er die Unabhängigkeit des zweiterfolgreichsten Konstrukteurs der Sportwagen-Rennserie sichern wolle. "Mein Wunsch ist, dass das Team in guter Verfassung ist, um weiter Rennen zu fahren, auch wenn ich schon lange nicht mehr bin", sagte der 68-jährige, der seit einem Autounfall 1986 im Rollstuhl sitzt. 27,4 Prozent an Williams sollen den Investoren angeboten werden. Zuletzt lagen wohl 63 Prozent der Anteile bei Frank Williams und 27 Prozent bei Head.

Seit 2009 hält der österreichische Rennfahrer und Investor Toto Wolff zehn Prozent. Die Erstnotiz im schwach regulierten Entry Standard ist für 2. März geplant. Dort kann das Unternehmen weiterhin nach dem US-GAAP bilanzieren und muss nicht auf den IFRS-Standard umstellen. Unter dem in Deutschland gebräuchlichen IFRS müssten Einzelheiten der Sponsorenverträge publik gemacht werden.

Die überraschende Entscheidung für den deutschen Aktienmarkt liege an der größeren Beachtung, die kleinere Werte hier fänden, sagte der Banker. An die Börse begleitet wird Williams von der Bank am Bellevue und der Baader Bank. Wichtigste Aufgabe werde es sein, die Anleger zu überzeugen, dass sich als Rennstall in der Formel 1 wirklich Geld verdienen lasse, sagte der Banker. Dank langjähriger Sponsorenverträge könne Williams auf stabile Einnahmen und hohe Kapitalrenditen bauen. Bisher gilt die Rennsportserie als lukrativ vor allem für den Cheforganisator Bernie Ecclestone und den Finanzinvestor CVC, die die Betreibergesellschaft SLEC kontrollieren. Das Williams-Team aus dem britischen Grove hat zwischen 1980 und 1997 neunmal die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gewonnen, der letzte Sieg in einem Rennen datiert allerdings von 2004.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK