Finanzen kompakt:An der Krise verdient? I wo!

Lesezeit: 2 min

Goldman gibt sich zaghaft: An der Krise will das Institut nicht "bedeutend" verdient haben. Außerdem: Weniger Steuern - und weniger Diamanten.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat den Vorwurf zurückgewiesen, die Immobilienkrise in den USA für lukrative Geschäfte genutzt und so die Finanzkrise verschärft zu haben.

Goldman Sachs spekulierte auf einen Verfall der Immobilienpreise. Goldman Sachs sei dieser Entwicklung "natürlich nicht aus dem Weg gegangen", schrieb Bankvorstand Lloyd Blankfein 2007 in einer E-Mail an die Belegschaft. (Foto: Foto: dpa)

Die Bank habe keinen "bedeutenden" Gewinn aus der Krise gezogen, sagte ein Goldman-Sprecher. In den Jahren 2007 und 2008 hätten die Geschäfte mit Finanzprodukten aus gebündelten Immobilienkrediten der Bank sogar einen Verlust von mehr als 1,2 Milliarden Dollar (fast 897 Millionen Euro) beschert.

Goldman Sachs reagierte mit der Erklärung auf die Veröffentlichung von internen E-Mails durch einen Ausschuss des US-Senats. In den Schreiben ist davon die Rede, dass die Investmentbank von der Immobilienkrise und dem damit zusammenhängenen Kreditmarkt profitierte.

Der Ausschussvorsitzende Carl Levin warf der Bank mit Blick auf die internen Schreiben vor, mit dem Verkauf komplizierter und hoch risikoreicher Papiere das Finanzsystem bewusst hohen Risiken ausgesetzt habe. Levin kritisierte, Goldman Sachs habe faule Immobilienkredite zu Finanzprodukten gebündelt, diese von Ratingagenturen gut bewerten lassen und dann verkauft - gleichzeitig jedoch auf den Verfall der Papiere gesetzt.

Goldman Sachs kritisierte die Veröffentlichung der Schreiben nun heftig. Der Senatsausschuss habe aus den 20 Millionen Seiten Dokumente und E-Mails "vier E-Mails herausgepickt", monierte der Banksprecher. "Es ist besorgniserregend, das der Ausschuss seine Schlüsse bereits gezogen zu haben scheint, bevor es überhaupt eine Anhörung dazu gab."

Aus den Dokumenten geht jedoch hervor, dass Goldman Sachs auf einen Verfall der Immobilienpreise spekulierte. Goldman Sachs sei dieser Entwicklung "natürlich nicht aus dem Weg gegangen", schrieb Bankvorstand Lloyd Blankfein 2007 in einer E-Mail an die Belegschaft. Die Bank büße auf der einen Seite durch den Verfall von Immobilienpreisen Geld ein, auf der anderen Seite "haben wir mehr verdient als wir verloren haben", indem das Geldhaus auf den Verfall spekulierte.

Blankfein soll am Dienstag vor dem US-Senat zu diesen Vorgängen vernommen werden. Der US-Kongress debattiert derzeit über mögliche Gesetzesänderungen, um künftigen Finanzkrisen vorzubeugen. Am 16. April reichte die US-Bankenaufsicht SEC bei der Justiz gegen Goldman Sachs eine Klage wegen Betrugs ein.

Steuerschätzer: Viele Milliarden fehlen

Die Bundesregierung muss nach Angaben eines Experten bei der Steuerschätzung Anfang Mai mit weniger Einnahmen als erwartet rechnen.

"Im Vergleich zur Prognose von vor einem Jahr fehlen ab 2011 Jahr für Jahr fünf bis neun Milliarden Euro", sagte der Finanzexperte des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Alfred Boss, dem Handelsblatt .

Auch im laufenden Jahr dürften die Einnahmen mit 513 bis 515 Milliarden Euro Einnahmen um etwa sechs Milliarden hinter dem Vorjahresergebnis zurückbleiben, erwartet der Steuerschätzer.

Ab 2011 würden die Einnahmen zwar wieder steigen, allerdings von einem geringeren Niveau als noch vor einem Jahr gedacht.

Boss ist Mitglied des Arbeitskreises Steuerschätzung, der am 6. Mai die Einnahme-Prognose bis 2014 vorlegen wird. Die schwarz-gelbe Koalition macht die Details der geplanten Steuerreform vom Ergebnis der Steuerschätzung abhängig. Vor allem die FDP fordert trotz des hohen Haushaltsdefizits erhebliche Entlastungen für die Steuerzahler.

De Beers fährt Diamantenförderung zurück

Der weltgrößte Diamantenproduzent und -händler De Beers reduziert seine Förderung. Laut Financial Times zufolge will die 45-prozentige Beteiligung des britischen Bergbaukonzerns Anglo American vom kommenden Jahr an ihr Fördervolumen von derzeit 48 auf jährlich 40 Millionen Karat senken.

De-Beers-Chef Gareth Penny erklärte, das Unternehmen wolle damit angesichts einer stetig wachsenden Nachfrage die Laufzeiten seiner Minen strecken. Branchenexperten rechnen damit, dass die Ankündigung von De Beers die Preise weiter antreibt.

Im ersten Quartal 2010 verkaufte das südafrikanische Unternehmen fast drei Mal so viele Diamanten wie im von der Wirtschaftskrise geprägten Vorjahreszeitraum. Insbesondere in Asien sei die Nachfrage deutlich gestiegen, sagte Manager Penny. Ein Ende sei nicht in Sicht.

Allein China werde bis 2016 seinen Anteil an der weltweiten Nachfrage auf 16 Prozent verdoppeln.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: